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MELDUNG/1696: Puertoricaner heiß begehrt (SB)



Miguel Cotto ist Wunschgegner diverser Konkurrenten

Miguel Cotto ist WBC-Weltmeister im Mittelgewicht und mobilisiert bei seinen Auftritten in New York eine riesige puertoricanische Fangemeinde, was ihn zwangsläufig zum Wunschgegner diverser namhafter Konkurrenten macht. Nach ausgiebigem Taktieren um hochdotierte Duelle hat er sich entschlossen, seinen Titel am 6. Juni im Barclays Center in Brooklyn gegen Daniel Geale zu verteidigen. Wenngleich früher Champion der WBA und IBF, ist der Australier doch Außenseiter in diesem Kampf.

Unterdessen hat sich Saul "Canelo" Alvarez mit der Erwartung zu Wort gemeldet, im September gegen Cotto antreten zu können. Dieser Kampf müsse unvermeidlich kommen, wenn nicht im Herbst, so spätestens im nächsten Jahr. Der Mexikaner bekommt es am 9. Mai in Houston mit James Kirkland zu tun, der als lösbares Intermezzo eingestuft wird. Wie Alvarez wider besseres Wissen behauptet, wolle er Cotto zwar den Gürtel abnehmen, jedoch nicht dauerhaft im Mittelgewicht bleiben. Er sei durchaus in der Lage, wieder ins Halbmittelgewicht zurückzukehren.

Das dürfte jedoch bloßes Wunschdenken sein, da "Canelo" zuletzt bei seiner klaren Niederlage gegen Floyd Mayweather im September 2013 im niedrigeren Limit angetreten ist. Seither hat er zwei Kämpfe bestritten, die bei einer vereinbarten Grenze von maximal 155 US-Pfund (70,3 kg) und damit im Mittelgewicht ausgetragen wurden. Wenngleich dies nur geringfügig über dem Halbmittelgewicht angesiedelt ist, in dem der Mexikaner noch auf Jahre problemlos boxen zu können glaubt, kann man ihm in dieser Selbsteinschätzung nicht folgen.

Erfahrungsgemäß steigt Alvarez nach dem Rehydrieren mit bis zu 80 kg in den Ring, was ihm bei früheren Kämpfen gegen leichtere Kontrahenten erhebliche Vorteile beschert hat. Ein zweiter Grund, warum er sich dem Halbmittelgewicht zurechnen möchte, ist natürlich der Umstand, daß die alles überragenden Stars Floyd Mayweather und Manny Pacquiao im Weltergewicht antreten. Mayweather ist zwar auch Weltmeister zweier Verbände im Halbmittelgewicht, wäre aber für einen regulären Mittelgewichtler, der nicht in seine Gewichtsklasse herunterkommt, schlichtweg unerreichbar.

Saul Alvarez ist längst ein Mittelgewichtler und wird auch dort bleiben. Sollte er Miguel Cotto zum Gegner bekommen und ihn besiegen, würde er den WBC-Titel vermutlich bald darauf niederlegen. Andernfalls müßte er sich Gennadi Golowkin stellen, der Superchampion der WBA, aber nebenbei auch Pflichtherausforderer beim Verband WBC ist. Der Kasache steigt in etwa mit demselben Gewicht wie "Canelo" in den Ring, kämpft aber im Unterschied zu dem Mexikaner zumeist gegen größere und schwerere Kontrahenten. Er hat seit sechs Jahren sämtliche Gegner vorzeitig besiegt und würde wohl mit Alvarez ebenso verfahren, weshalb ihm dieser aus dem Weg gehen wird. [1]

Noch steht indessen nicht endgültig fest, ob Miguel Cotto seinen Titel nicht doch gegen Gennadi Golowkin verteidigt. Dessen Trainer Abel Sanchez hofft jedenfalls, daß es im September zu diesem Kampf kommt. Golowkins Promoter Tom Loeffler läßt jedoch durchblicken, daß Cottos Promoter Roc Nation an ihn herangetreten ist, um eine Übereinkunft auszuhandeln. Dabei geht es offenbar darum, den Kasachen mit einer Abfindung für den vorübergehenden Verzicht auf sein Vorrecht zu entschädigen, gegen den WBC-Weltmeister anzutreten. [2]

Die Sache hat freilich einen Pferdefuß. Selbst wenn sich Golowkin einverstanden erklärt, Alvarez den Vortritt zu lassen und anschließend gegen den Sieger anzutreten, ist keineswegs sicher, daß er auf diese Weise einen hochdotierten Kampf bekommt. Wer immer den WBC-Gürtel gewinnt, kann hinterher einen Rückzieher machen und den Titel niederlegen, um den Kasachen zu meiden. Dieser bekäme vermutlich einen Kampf um den dann vakanten WBC-Titel mit einem anderen Kandidaten wie Jorge Sebastian Heiland oder Tureano Johnson und würde wohl auch Weltmeister dieses Verbands, doch entginge ihm wiederum ein namhafter Kontrahent, mit dessen Hilfe er viel Geld verdienen und seinen Bekanntheitsgrad beim US-Publikum ausbauen könnte.

Nach Lage der Dinge wird Miguel Cotto keinesfalls gegen Golowkin antreten, sondern im Zweifelsfall seinen Titel niederlegen, um lukrative Kämpfe gegen Saul Alvarez, Floyd Mayweather und Manny Pacquiao anzustreben. Gleiches gilt für "Canelo", der das Weite suchen würde, müßte er sich als neuer WBC-Weltmeister mit dem Kasachen messen. Dieser kehrt am 16. Mai in den Ring zurück, um seine Titel gegen Willie Monroe zu verteidigen, die Nummer zwei der WBA-Rangliste.

Der US-Amerikaner gilt zwar als Außenseiter, könnte den Kasachen jedoch bei ihrem Duell in Inglewood, Kalifornien, vor einige Probleme stellen. In seinen 20 Profikämpfen, von denen er nur einen verloren hat, erwies sich Monroe als wendiger Boxer, der schwer zu treffen ist. Da es für die Gegner Golowkins inzwischen weniger darum geht, selbst zu gewinnen, als womöglich zwölf Runden mit ihm zu überstehen und sich wenigstens damit einen Namen zu machen, wird es für den Champion auf Dauer natürlich nicht leichter, die ewige Jagd auf flüchtende oder mauernde Gegner mit einem vorzeitigen Erfolg zu krönen.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/04/canelo-miguel-cotto-fight-could-happen-in-september/#more-191630

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/04/golovkins-trainer-wants-cotto-fight-before-end-of-year/#more-191666

29. April 2015


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