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MELDUNG/1740: Achterbahnfahrt zum Titelkampf (SB)



Jürgen Brähmer trifft auf Konni Konrad

Als führender Akteur des internationalen Halbschwergewichts gilt derzeit der Russe Sergej Kowaljow, Superchampion der WBA sowie Weltmeister der WBO und IBF. Ähnlich stark eingeschätzt wird der Kanadier Adonis Stevenson, der den Gürtel des Verbands WBC in seinem Besitz hat. Regulärer Weltmeister der WBA ist Jürgen Brähmer, der damit eine Etage unter den beiden genannten Champions rangiert. Auch Bernard Hopkins, Artur Beterbijew und Jean Pascal dürften stärker als der Schweriner sein, so daß dieser etwa an sechster Stelle seiner Gewichtsklasse anzusiedeln ist.

Der beim Berliner Promoter Sauerland Event unter Vertrag stehende Brähmer hatte sich den Titel im Dezember 2013 durch einen Punktsieg gegen den wenig bekannten US-Amerikaner Marcus Oliveira gesichert. Mit dem Waliser Enzo Maccarinelli und dem Argentinier Roberto Bolonti besiegte er danach zwei Herausforderer, die ebenfalls nicht der ersten Garnitur angehören. Sein nächster Gegner Pawel Glazewski war noch schwächer einzuschätzen, und so benötigte Brähmer am 6. Dezember 2014 in Oldenburg denn auch nur 53 Sekunden, um den Polen geschlagen auf die Bretter zu schicken. Bei seinem letzten Auftritt setzte sich der Schweriner am 21. März vor knapp 5000 Zuschauern in der ausverkauften Rostocker Stadthalle durch technischen K.o. nach der neunten Runde gegen Robin Krasniqi aus München durch.

Am 5. September kehrt Jürgen Brähmer in den Ring zurück, um den regulären WBA-Titel im Halbschwergewicht in Dresden gegen Konni Konrad zu verteidigen. Nach der Absage des ursprünglich vorgesehenen Walisers Nathan Cleverly, der früher WBO-Weltmeister war, steht dem Schweriner damit eine leichtere Aufgabe ins Haus, die er ohne größere Probleme bewältigen dürfte. Während für ihn 46 gewonnene und zwei verlorene Auftritte zu Buche stehen, hat der Herausforderer 21 Siege, eine Niederlage sowie ein Unentschieden vorzuweisen.

Konni Konrad kann auf eine Karriere voller Höhen und Tiefen zurückblicken. Vor knapp einem Jahrzehnt war er ein junger aufstrebender Boxer, der nach einer knappen Niederlage von seinem Promoter ausgemustert wurde. In den folgenden Jahren arbeitete er als Müllmann bei der Kölner Stadtreinigung, bis er 2012 durch Felix Sturm eine zweite Chance bekam, sich wieder seiner sportlichen Laufbahn zu widmen. Es folgten einige Siege, mit denen er sich zuletzt auf Platz zwölf der WBA-Weltrangliste plazieren konnte.

Promoter Kalle Sauerland kündigt ungeachtet der eindeutigen Rollenverteilung in diesem Kampf ein intensives Gefecht an. Konni Konrad sei auf dem Weg nach oben abgestürzt und ganz unten gelandet. Er habe dennoch nicht aufgegeben und sich wieder vorangekämpft. Wenngleich Jürgen Brähmer natürlich der Favorit sei, werde der Herausforderer angesichts dieser Chance, den Ring als Weltmeister zu verlassen, sicher alles in die Waagschale werfen.

Wie der von Karsten Röwer trainierte Schweriner anmerkt, freue er sich darauf, wieder einmal in Dresden aufzutreten. In dieser Stadt habe er sich 2009 nach seiner ersten Niederlage in einem Titelkampf erfolgreich zurückgemeldet und sei Europameister geworden. Dresden habe in den letzten Jahren wenig großen Boxsport gesehen - das werde er jetzt ändern. Als Weltmeister müsse er sich stets aufs Neue beweisen und dürfe keinen Gegner unterschätzen, da einem der Gürtel andernfalls ganz schnell abhanden komme. Konrad sei körperlich sehr robust und verfüge über einen unbändigen Willen. Doch mit dem richtigen Plan werde er ihn besiegen, unterstreicht Brähmer. [1]

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Yoan Pablo Hernandez reist nach Buenos Aires

Am 25. Juli verteidigt Yoan Pablo Hernandez den Titel der IBF im Cruisergewicht in Buenos Aires gegen den Pflichtherausforderer Emilio Ramirez. Während für den 30jährigen Weltmeister 29 Siege und eine Niederlage zu Buche stehen, hat sein Gegner bislang 22 Auftritte gewonnen und zwei verloren. Hernandez galt lange als bester Akteur seiner Gewichtsklasse, was er mehr als einmal unter Beweis stellten konnte. Er wurde jedoch des öfteren durch Krankheiten oder Verletzungen zurückgeworfen, weshalb es in jüngerer Zeit stiller um ihn geworden ist.

Eine geplante Titelverteidigung Anfang Dezember letzten Jahres mußte abgesagt werden, da der Kubaner an einer Knorpelabsplitterung im rechten Ellbogengelenk laborierte. Als er im März wieder einsatzbereit war, hatte der Verband bereits einen Kampf um die Interimsweltmeisterschaft anberaumt, dessen Ergebnis Hernandez abwarten mußte. Nachdem sich Ramirez im April durchgesetzt hatte und damit neuer Pflichtherausforderer geworden war, konnten die Verhandlungen mit seinem Management aufgenommen werden. Da man übereinkam, daß eine Austragung der Titelverteidigung in Argentinien für beide Boxer am lukrativsten sei, ging man auf deutscher Seite das Risiko ein, in die Höhle des Löwen zu reisen.

Der von Ulli Wegner trainierte Rechtsausleger freut sich vor allem darauf, sein Können endlich wieder im Ring demonstrieren zu können. Er halte sich inzwischen für stark genug, alle Rückschläge der Vergangenheit hinter sich zurückzulassen. Sein Promoter Kalle Sauerland vertraut auf die Souveränität des Champions, sich auch im Ausland durchsetzen zu können. Wegner warnt vor einem leidenschaftlichen Publikum im Hexenkessel von Buenos Aires, in dem man einen kühlen Kopf bewahren müsse. Zudem agiere Ramirez, der schon einmal Weltmeister war, teilweise wie ein wilder Stier. Wenngleich es zweifellos ein hartes Stück Arbeit werde, sei er angesichts der Fähigkeiten seines Boxers doch davon überzeugt, daß dieser den anstürmenden Argentinier parieren und schlagen könne. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/braehmer-boxt-in-dresden/23.html

[2] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/hernandez-vs-ramirez.html

2. Juli 2015


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