Schattenblick → INFOPOOL → SPORT → BOXEN


MELDUNG/1808: Kalendarium künftigen Kräftemessens (SB)


Vorschau auf ausgewählte Profikämpfe der kommenden Wochen


3. Oktober: Viktor Postol gegen Lucas Matthysse

Viktor Postol und Lucas Matthysse treffen in Carson, Kalifornien, zum Kampf um den vakanten WBC-Titel im Halbweltergewicht aufeinander. Postol, der die WBC-Rangliste anführt, ist in 27 Kämpfen ungeschlagen. Für den an Nummer zwei folgenden Argentinier stehen 37 Siege und drei Niederlagen zu Buche, wobei er 34 Gegner vorzeitig bezwungen hat. Das vom Sender HBO übertragene Duell läßt hohe Qualität erwarten, zumal zwei unterschiedliche Stile aufeinandertreffen. Der 31jährige Ukrainer ist hochgewachsen und gilt als exzellenter Techniker mit einer enormen Schlagfrequenz. Sein ein Jahr älterer Gegner zählt zu den spektakulärsten und unterhaltsamsten Akteuren der Branche, da er stets aufs Ganze geht und über eine enorme Schlagwirkung verfügt.

Matthysse hatte sich bei seinem letzten Auftritt im April nach einer für ihn geradezu typischen Ringschlacht knapp nach Punkten gegen Ruslan Prowodnikow durchgesetzt. Der Argentinier dominierte die ersten sechs Runden, doch sein von zahlreichen Treffern schwer gezeichneter Gegner steckte nie auf und konnte in der zweiten Hälfte des Kampfs zahlreiche wuchtige Schläge ins Ziel bringen. Postol stand bislang mit Kontrahenten wie Hank Lundy und Selcuk Aydin im Ring, die nicht annähernd so gefährlich wie die Matthysses waren.

*

3. Oktober: Adrien Broner gegen Khabib Allachwerdijew

Adrien Broner, für den 30 gewonnene und zwei verlorene Auftritte zu Buche stehen, will sich einen Gürtel in der vierten Gewichtsklasse sichern. Er trifft in Cincinnati im Kampf um den vakanten WBO-Titel im Halbweltergewicht auf Khabib Allachwerdijew, der 19 Siege und eine Niederlage vorzuweisen hat. Broner war Weltmeister im Superfeder-, Leicht- und Weltergewicht, wobei er sich gegen gute, aber keineswegs überragende Gegner durchgesetzt hatte. Der Argentinier Marcos Maidana nahm ihm den Gürtel im Weltergewicht ab, und im April verlor Broner einstimmig nach Punkten gegen Shawn Porter.

Khabib Allachwerdijew, der in der WBA-Rangliste an Nummer fünf geführt wird, überspringt Jose Benavidez (1), Amir Iman (3) und Michelle di Rocco (4), um gegen den an zweiter Stelle plazierten Adrien Broner um den Titel zu kämpfen. Einige Fans dürften der Überzeugung sein, daß insbesondere Amir Iman erheblich stärker als Allachwerdijew einzuschätzen sei und gute Aussichten hätte, sich den vakanten Titel zu sichern, bekäme er denn die Gelegenheit dazu. Die WBA tut Broner jedenfalls einen großen Gefallen, ihm statt dessen einen schwächeren Gegner vorzusetzen, den zu besiegen er in der Lage sein sollte.

*

16. Oktober: Andrzej Fonfara gegen Nathan Cleverly

In Chicago kommt es zu einem Kampf zwischen Andrzej Fonfara und Nathan Cleverly im Halbschwergewicht. Für den in dieser Stadt lebenden Polen ist der Auftritt ein Heimspiel, was freilich nicht der einzige Grund für seine Favoritenstellung ist. Er feierte am 18. April den bislang bedeutendsten Sieg seiner Karriere, als er den früheren Mittelgewichtschampion Julio Cesar Chavez jun. zur Aufgabe nach der neunten Runde zwang. Das war beileibe nicht die einzig nennenswerte Großtat des 27 Jahre alten Polen, der im Mai 2014 in Montreal bei der Niederlage gegen WBC-Weltmeister Adonis Stevenson eine hervorragende Leistung bot.

Fonfara, der 27 Kämpfe gewonnen und drei verloren hat, gibt denn auch die Parole aus, er wolle den Waliser besiegen, um danach eine Revanche mit Stevenson zu bekommen. Nathan Cleverly, für den 29 Siege und zwei Niederlagen zu Buche stehen, mußte sich im August 2013 dem Russen Sergej Kowaljow in Cardiff bereits in der vierten Runde geschlagen geben, der ihm dabei den Titel abnahm. Danach stieg er ins Cruisergewicht auf, wo er zwei Kämpfe gewann und einen verlor. Die Niederlage gegen seinen Landsmann Tony Bellew bewog den 29jährigen Waliser zur Rückkehr ins Halbschwergewicht, wo er am 30. Mai den überforderten Tomas Man binnen 24 Sekunden besiegte.

*

17. Oktober: Gennadi Golowkin gegen David Lemieux

Der traditionsreiche Madison Square Garden in New York ist Schauplatz eines spektakulären Duells zweier Titelträger im Mittelgewicht. Dabei trifft der in 33 Kämpfen ungeschlagene Superchampion der WBA, Gennadi Golowkin, auf IBF-Weltmeister David Lemieux, für den 34 Siege und zwei Niederlagen zu Buche stehen. Die Veranstaltung wird vom Sender HBO im Bezahlfernsehen übertragen, was ihrer Bedeutung durchaus angemessen ist. Die Übereinkunft zwischen Golowkins Promoter Tom Loeffler (K2) und Oscar de la Hoya (Golden Boy) bringt einen der mutmaßlich hochkarätigsten Kämpfe seit Jahren auf den Weg.

Beide Boxer sind für ihre offensive Vorgehensweise und eine enorme Schlagwirkung bekannt, wie sie das Publikum besonders schätzt. Wie Loeffler sagte, versuche er seit einer halben Ewigkeit, einen weiteren Titel in Golowkins Reichweite zu bekommen. Er rechne es Lemieux und Golden Boy daher hoch an, in diese Bresche zu springen. Gennadi werde den Kanadier keinesfalls unterschätzen, der über die gefährlichste Trefferwirkung gebiete, mit der er bislang konfrontiert worden sei. Das gelte freilich auch umgekehrt. Gewinne Lemieux, avanciere er zum besten Mittelgewichtler der Welt. Setze sich Golowkin durch, konsolidiere er diese Position.

*

17. Oktober: Ruslan Tschagajew gegen Fres Oquendo

In Kiel geht die Revanche zwischen Ruslan Tschagajew und Fres Oquendo über die Bühne. Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen, zu dem es im Juni 2014 in Grosny gekommen war, hatte der in Hamburg lebende Usbeke knapp die Oberhand behalten und sich damit den vakanten Titel des regulären WBA-Weltmeisters im Schwergewicht gesichert. Superchampion dieses Verbands ist Wladimir Klitschko. Obgleich der Vertrag eine Rückkampfklausel enthielt, plante Tschagajews Team zunächst einen anderen Kampf. Dagegen reichte Oquendo erfolgreich Klage ein, worauf nach diesem zwischenzeitlichen Auftritt des Usbeken ein zweites Duell ausgehandelt wurde.

In der Bilanz des 36jährigen Titelverteidigers finden sich 34 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden. Er hat bei seinem letzten Auftritt am 11. Juli den Gelsenkirchener Francesco Pianeta gleich in der ersten Runde entscheidend auf die Bretter geschickt. Der sechs Jahre ältere Fres Oquendo kann mit 37 gewonnenen und acht verlorenen Kämpfen aufwarten. In der WBA-Rangliste wird der US-Amerikaner derzeit an Nummer vier geführt.

*

24. Oktober: Kell Brook gegen Diego Chavez

Kell Brook verteidigt den IBF-Titel im Weltergewicht in seiner Heimatstadt Sheffield gegen Diego Chaves. Der 29jährige Brite war im August 2014 in Carson, Kalifornien, durch einen knappen Punktsieg gegen Shawn Porter Weltmeister geworden. Wenige Wochen später wurde er während eines Urlaubs mit seiner Familie von einem Angreifer durch einen Messerstich schwer am Bein verletzt. In Folge dieses Zwischenfalls mußte er eine für Dezember geplante Titelverteidigung verschieben und kehrte erst im März wieder in den Ring zurück, als er den überforderten Pflichtherausforderer Jo Jo Dan aus Kanada in der vierten Runde besiegte. Am 30. Mai setzte er sich in einem kaum minder einseitigen Kampf in der sechsten Runde gegen seinen Landsmann Frankie Gavin durch und blieb damit in 35 Profikämpfen ungeschlagen.

Der gleichaltrige Herausforderer aus Argentinien tritt mit einer Bilanz von 23 Siegen, zwei Niederlagen sowie einem Unentschieden an. Wenngleich er von seinen letzten vier Kämpfen nur einen gewonnen, jedoch zwei verloren und einen unentschieden abgeschlossen hat, stellte er seine Gegner dabei doch vor gehörige Probleme. Im Juli 2013 gab er Keith Thurman im Kampf um den Interimstitel der WBA in San Antonio eine harte Nuß zu knacken, ehe er sich in der zehnten Runde geschlagen geben mußte. Es folgte ein leichter Sieg über den wenig bekannten Juan Alberto Godoy in Argentinien, worauf Chaves im August 2014 in Las Vegas auf Brandon Rios traf. In einem erbitterten und schmutzigen Kampf wurde der knapp führende Argentinier in der neunten Runde überraschend disqualifiziert. Während Chavez in diesem Fall benachteiligt wurde, verhielt es sich im Dezember 2014 eher umgekehrt, als sein Kampf gegen Timothy Bradley unentschieden ausging.

*

7. November: Jürgen Brähmer gegen Thomas Oosthuizen

Jürgen Brähmer verteidigt den Titel des regulären Weltmeisters der WBA im Halbschwergewicht in Monte Carlo gegen den Südafrikaner Thomas Oosthuizen. Team Sauerland veranstaltet den Kampf gemeinsam mit Oosthuizens Promoter Rodney Berman (Golden Gloves). Während der 36jährige Schweriner 47 Auftritte gewonnen und zwei verloren hat, kann der neun Jahre jüngere Südafrikaner mit 25 Siegen und zwei Unentschieden aufwarten. Brähmer tritt erst zum zweiten Mal in seiner 16 Jahre währenden Profilaufbahn im Ausland an, wobei sein einziger früherer Ausflug von 2009 nach Ungarn schon lange zurückliegt.

Der bislang ungeschlagene Oosthuizen scheint ein etwas gefährlicherer Gegner als seine an dem Schweriner gescheiterten Vorgänger zu sein. Der Herausforderer hat viermal im Ausland gekämpft, davon zweimal in den USA. Wie er erklärte, freue er sich auf den Kampf in Monte Carlo, der eine wunderbare Gelegenheit sei, sein Können unter Beweis zu stellen und sich den Gürtel zu holen. Er trete gern im Ausland an, da ihn das zusätzlich motiviere, Brähmer den Titel abzunehmen, um dann auf die großen Nummern wie Sergej Kowaljow Jagd zu machen.

*

21. November: Miguel Cotto gegen Saul "Canelo" Alvarez

Nach monatelangen zähen Verhandlungen zwischen Roc Nation Sports und den Golden Boy Promotions ist der Kampf zwischen Miguel Cotto und Saul "Canelo" Alvarez unter Dach und Fach. Der Puertoricaner verteidigt den Titel des Verbands WBC im Mittelgewicht im Mandalay Bay in Las Vegas gegen den Mexikaner, der früher Weltmeister zweier Verbände im Halbmittelgewicht war. Für den 34jährigen Cotto stehen 40 gewonnene und vier verlorene Kämpfe zu Buche, während der neun Jahre jüngere Herausforderer mit 45 Siegen, einer Niederlage sowie einem Unentschieden aufwarten kann.

Der Titelkampf wird vom Sender HBO im Bezahlfernsehen übertragen und dürfte eine beachtliche Quote einfahren. Das Duell wird nicht im regulären Limit des Mittelgewichts von 160 Pfund (72,57 kg), sondern bei maximal 155 Pfund (70,31 kg) ausgetragen, das keinen von beiden bevorteilen dürfte. Damit nimmt die Unsitte prominenter Akteure ihren Lauf, sich nicht wie alle anderen Boxer im Rahmen der festgelegten Gewichtsgrenzen zu bewegen, sondern maßgeschneiderte Limits zu vereinbaren. Miguel Cotto wog 155 Pfund, als er Sergio Martinez den Gürtel abnahm, und 153,5 Pfund bei seiner ersten Titelverteidigung gegen Daniel Geale gut ein Jahr später. Alvarez trat gegen Alfredo Angulo, Erislandy Lara und zuletzt James Kirkland jeweils bei vertraglich vereinbarten 155 Pfund an.

*

5. Dezember: Daniel Jacobs gegen Peter Quillin

In einem Duell zweier Mittelgewichtler aus Brooklyn verteidigt Daniel Jacobs den regulären Titel der WBA im Barclays Center gegen Peter Quillin. Für den ungeschlagenen Herausforderer, der früher Weltmeister der WBO in dieser Gewichtsklasse war, stehen 31 Siege und ein Unentschieden zu Buche. Jacobs rangiert eine Etage unter Gennadi Golowkin, dem Superchampion der WBA im Mittelgewicht, und kann mit 30 gewonnenen Kämpfen sowie einer Niederlage aufwarten.

Für Daniel Jacobs ist der Dezemberkampf sein bedeutendster Auftritt seit der Niederlage gegen Dimitri Pirog im Jahr 2010. Im September 2014 sicherte er sich im Kampf mit dem Australier Jarrod Fletcher den regulären Titel der WBA und verteidigte ihn in der Folge zunächst gegen Caleb Truax und zuletzt gegen den 35 Jahre alten Sergio Mora, der früher WBA-Weltmeister im Halbmittelgewicht gewesen war. Peter Quillin trennte sich im April unentschieden von WBO-Champion Andy Lee. Er schickte den Iren zweimal auf die Bretter, der jedoch nie aufsteckte und sich seinerseits mit einem Niederschlag revanchierte.

*

12. Dezember: Anthony Joshua gegen Dillian Whyte

In London treffen die beiden aufstrebenden britischen Schwergewichtler Anthony Joshua und Dillian Whyte aufeinander. Der 25jährige Joshua ist in vierzehn Profikämpfen ungeschlagen, die er ausnahmslos innerhalb weniger Runden gewonnen hat. Für den zwei Jahre älteren Whyte stehen 16 Siege zu Buche. Zu Amateurzeiten landete Joshua in einem Kampf gegen Whyte zweimal auf dem Boden. Diese Scharte möchte er in London auswetzen, wenn er zu einer späten Revanche erneut auf seinen Landsmann trifft.

Mitte September traten die beiden im Rahmen derselben Veranstaltung in der Londoner O2 Arena, jedoch in getrennten Kämpfen auf, die gewissermaßen eine Generalprobe für ihr kommendes Duell darstellten. Dabei setzte sich der 1,98 m große Anthony Joshua bereits in der ersten Runde gegen den überforderten Schotten Gary Cornish durch. Dillian Whyte, mit 1,93 m nur unwesentlich kleiner als sein britischer Rivale, brauchte drei Runden für den erfahrenen US-Amerikaner Brian Minto.

*

19. Dezember: Erkan Teper gegen Robert Helenius

Der in 15 Auftritten ungeschlagene Erkan Teper verteidigt den Titel des Europameisters im Schwergewicht in Helsinki gegen Robert Helenius, der aus 21 Kämpfen als Sieger hervorgegangen ist. Damit hat sich der 33jährige Ahlener eine anspruchsvolle Aufgabe ausgesucht, gehörte der 2,00 m große Skandinavier doch vordem zu den führenden europäischen Schwergewichtlern, die Kurs auf einen Kampf um die Weltmeisterschaft nahmen.

Helenius hatte mit Lamon Brewster, Samuel Peter und Sergei Liachowitsch drei ehemalige Weltmeister vorzeitig besiegt, als er sich im Dezember 2011 im Kampf um den vakanten Titel des Europameisters in Helsinki umstritten nach Punkten gegen den Briten Dereck Chisora durchsetzen konnte. Nach einer langen Verletzungspause meldete er sich Ende 2012 erfolgreich gegen den 40jährigen Veteranen Sherman Williams und im März 2013 gegen Michael Sprott zurück. Aufgrund von Streitigkeiten mit seinem damaligen Promoter Sauerland bestritt Helenius bis März 2015 keinen Kampf mehr. Seither hat der 31jährige Andres Csomor und Beqa Lobjanidze besiegt.

Am 17. Juli traf Erkan Teper in Ludwigsburg auf den ein Jahr jüngeren David Price, der vor einiger Zeit noch als einer der größten britischen Hoffnungsträger gehandelt worden war. Der Ahlener trieb den Briten durch den Ring, brachte immer wieder Treffer ins Ziel und streckte ihn bereits in der zweiten Runde nieder. Der neue Europameister hatte eine ausgezeichnete Leistung geboten, denn er machte ständig Druck und stellte seine gefährliche Schlagwirkung unter Beweis.

1. Oktober 2015


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang