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Floyd Mayweather mit "Sugar-Ray-Robinson-Preis" ausgezeichnet

Die Vereinigung der US-amerikanischen Boxjournalisten hat Floyd Mayweather jun. mit dem renommierten "Sugar-Ray-Robinson-Preis" 2015 ausgezeichnet. Der in 49 Kämpfen ungeschlagene Star aus Las Vegas wird zum dritten Mal auf solche Weise geehrt und steht nun in dieser Hinsicht auf gleicher Stufe mit Sugar Ray Leonard, Evander Holyfield und Muhammad Ali. Damit würdigen die Experten den Sieg über Manny Pacquiao im Mai, der alle Umsatzrekorde sprengte, und den Erfolg im Abschiedskampf gegen Andre Berto im September, mit dem Mayweather seine Karriere offiziell beendet hat.

Er mußte für die Wahl seines letzten Gegners harsche Kritik einstecken, da ein jüngerer und gefährlicherer Herausforderer wie Keith Thurman, Kell Brook, Timothy Bradley oder Amir Khan weithin bevorzugt worden wäre. Mayweather hatte jedoch wie immer alle Aspekte in Betracht gezogen und erkannt, daß Berto einer breiteren Zuschauerschaft bekannt war und für eine ansehnliche Quote sorgen würde.

Das seit Jahren geforderte und endlich realisierte Duell mit Pacquiao, das ausnahmsweise von den rivalisierenden Sendern HBO und Showtime gemeinsam vermarktet wurde, sorgte mit mehr als vier Millionen Buchungen im Pay-TV für ein geradezu astronomisches Ergebnis. Mayweather dürfte dabei rund 300 Millionen Dollar verdient haben und hat finanziell ausgesorgt, zumal er mit seinen Einkünften der letzten Jahre Investitionen tätigen konnte, die inzwischen monatliche Erträge in Millionenhöhe abwerfen.

Dem Vernehmen nach hat Mayweather ein hochdotiertes Angebot für eine Revanche gegen Pacquiao ausgeschlagen und erneut bekräftigt, er sehe nicht den geringsten Grund, noch einmal in den Ring zurückzukehren. Ganz ausgeschlossen ist das dennoch nicht, da sich ein attraktiver Kontrahent herauskristallisieren könnte, den er noch nicht besiegt hat. Danny Garcia, der sich durch einen Sieg über Robert Guerrero den vakanten WBC-Titel im Weltergewicht gesichert hat, ist bislang nur der Form nach einer der Nachfolger Mayweathers. Um das Interesse seines Vorgängers wachzurufen, müßte er sich schon gegen namhaftere Kontrahenten durchsetzen.

Promoter Bob Arum, bei dem Pacquiao unter Vertrag steht, hofft nach wie vor auf einen Rückkampf der Superlative, zumal der Philippiner nach einem letzten Auftritt gegen Timothy Bradley im April die Boxhandschuhe ebenfalls an den Nagel hängen will. Daß Arums Wunsch in Erfüllung geht, ist jedoch sehr unwahrscheinlich. Mayweather ist schlecht auf Pacquiao zu sprechen und wirft ihm vor, er habe die Schulterverletzung lediglich als Vorwand ins Feld geführt, um seine Unterlegenheit zu kaschieren. [1]

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Jürgen Brähmer trifft auf Eduard Gutknecht

Jürgen Brähmer verteidigt den Titel des regulären Weltmeisters der WBA im Halbschwergewicht am 12. März im Neubrandenburger Jahnsportforum gegen Eduard Gutknecht. Der ursprünglich vorgesehene Herausforderer Thomas Oosthuizen aus Südafrika war wegen Alkohol- und Drogenproblemen ausgefallen, die eine angemessene Vorbereitung obsolet machten. Während der 37jährige Champion 47 Kämpfe gewonnen und zwei verloren hat, stehen für seinen vier Jahre jüngeren Gegner 29 Siege, drei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche.

Da der Schweriner diesen Kontrahenten bei ihrem ersten Aufeinandertreffen im Jahr 2013 klar dominiert und einstimmig nach Punkten besiegt hat, mutet die späte Revanche wenig reizvoll an. Man geht wohl recht in der Annahme, daß Gutknecht diese zweite Chance vor allem deswegen bekommen hat, weil er als deutscher Boxer dem hiesigen Publikum besser als irgendein kurzfristig verpflichteter ausländischer Ersatzgegner bekannt ist.

Hinzu kommt, daß dieser Herausforderer keine große Gefahr für den Weltmeister darstellen dürfte, der seit dem Titelgewinn im Dezember 2013 gegen Enzo Maccarinelli, Roberto Feliciano Bolonti, Pawel Glazewski, Robin Krasniqi und Konni Konrad gekämpft hat, die nicht der internationalen Spitze zuzurechnen sind. Gutknecht hat seit seinem Unentschieden gegen Pablo Sosa im Mai 2014 die vier wenig bekannten Gegner Arman Torosian, Slavisa Simeunovic, Steve Kroekel und Christian Pawlak besiegt. Er ist im Halbschwergewicht bei keinem der vier maßgeblichen Verbände unter den Top 15 aufgeführt und steht im Supermittelgewicht bei der WBO an Nummer sechs.

Das wirft zum einen die Frage auf, wieso Erfolge gegen derart schwache Konkurrenz dazu führen konnten, daß Gutknecht relativ weit vorn in der WBO-Rangliste notiert ist. Zum anderen ist kaum nachzuvollziehen, daß die WBA einen Herausforderer Brähmers akzeptiert, der in dessen Gewichtsklasse nicht den Top 15 angehört, zumal mit diesem Verfahren zahlreiche Kandidaten übergangen werden, die größere Ansprüche auf einen Titelkampf geltend machen können als Gutknecht. Indessen sind die Verbände längst dazu übergegangen, alles zu billigen, was sich gut vermarkten läßt und Geld in ihre Kasse bringt, da sie an Titelkämpfen prozentual beteiligt sind. Verhielte es sich anders, wäre ein Kampf wie der zwischen Saul "Canelo" Alvarez, dem WBC-Champion im Mittelgewicht, und dem bislang im Weltergewicht antretenden Briten Amir Khan Anfang Mai nicht möglich. [2]

Also wird Jürgen Brähmer seinen Titel ein weiteres Mal ohne größere Probleme verteidigen und danach wahrscheinlich wiederum einen nicht allzu gefährlichen Pflichtherausforderer vorgesetzt bekommen. Im vergangenen Jahr war dies Robin Krasniqi, der erstaunlicherweise an Nummer eins der WBA-Rangliste geführt wurde. Wie alle anderen Gegner des Schweriners sind Krasniqi oder Gutknecht keineswegs schlechte Boxer, wie auch das Können des Weltmeisters nicht in Abrede gestellt werden soll. Was aber die Einstufung dieser Kämpfe im internationalen Halbschwergewicht betrifft, sollte man andererseits auch nicht verhehlen, daß führende Repräsentanten wie die beiden Weltmeister Sergei Kowaljow (WBA, WBO, IBF) und Adonis Stevenson (WBC) wie auch eine Reihe weiterer Akteure eine Etage höher auftreten.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2016/02/mayweather-voted-2015-sugar-ray-robinson-fighter-year/#more-205158

[2] http://www.boxingnews24.com/2016/02/juergen-braehmer-vs-eduard-gutknecht-march-12-germany/#more-205145

7. Februar 2016


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