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MELDUNG/1918: Talent gegen Talent (SB)



Joseph Parker wünscht sich einen Kampf gegen Anthony Joshua

Der 24 Jahre alte Neuseeländer Joseph Parker gehört zum Kreis der ambitionierten Talente im Schwergewicht, die an der Schwelle stehen, der alten Garde den Rang abzulaufen. In 18 Kämpfen ungeschlagen und inzwischen in Las Vegas lebend, ist der 1,93 m große und rund 103 kg schwere Titelaspirant von seinen körperlichen Voraussetzungen her durchaus konkurrenzfähig in der zeitgenössischen Königsklasse. Im Mai bekommt er es mit seinem bislang prominentesten Gegner zu tun, wenn er auf den Ranglistenfünften der IBF, Carlos Takam, trifft. Sollte sich der Neuseeländer in diesem Ausscheidungskampf durchsetzen, stünde ihm als neuem Pflichtherausforderer dieses Verbands ein Duell mit dem amtierenden Weltmeister zu.

Titelträger der IBF ist derzeit Charles Martin aus den USA, der bei seiner ersten freiwilligen Titelverteidigung am 9. April in der Londoner O2 Arena auf den Briten Anthony Joshua trifft. Joseph Parker sieht diesem Duell natürlich mit großem Interesse entgegen, wobei er offenbar hofft, daß sich der Lokalmatador durchsetzen wird. Warum er im Fall des Falles lieber gegen Joshua antreten würde, ließ der Meuseeländer offen, so daß man nur mutmaßen kann, daß er bei ihm größere Schwächen als bei Martin ausgemacht hat.

Anthony, dessen Oberkörper und Schulterpartie an einen Bodybuilder erinnert, boxt steif und unbeweglich, schlägt relativ langsam und erzielt dabei nur eine begrenzte Wirkung. In seinem letzten Kampf gegen den britischen Rivalen Dillian Whyte geriet er in der zweiten Runde in große Schwierigkeiten und hätte wahrscheinlich das Ende des folgenden Durchgangs nicht mehr aufrecht stehend erlebt, wäre dem Gegner nicht eine Verletzung an der linken Schulter in die Quere gekommen. Whyte konnte daraufhin seine gefährlichste Waffe nicht mehr einsetzen und brach überdies bereits in der dritten Runde konditionell derart ein, daß Joshua immer besser zur Geltung kam und schließlich vorzeitig gewann.

Sollte Parker den Briten tatsächlich vor die Fäuste bekommen, kann dieser mit keinen weiteren Glücksfällen rechnen. Der Australier ist so jung, daß eine Verletzung im Kampf eher unwahrscheinlich sein dürfte, und für gewöhnlich in so guter körperlicher Verfassung, daß ihm nicht gleich die Luft ausgeht. Das würde wohl eher Joshua passieren, der einen Muskelpanzer mit sich herumschleppt, der für einen Boxer weitgehend überflüssig und hinderlich ist.

Wie Parker ankündigte, werde er das Geschehen im Ring aufmerksam verfolgen, um die beiden möglichen Gegner zu studieren. Für Joshua sei es ein Riesenschritt voran, sich mit Martin zu messen, doch bringe der Brite seines Erachtens alle erforderlichen Voraussetzungen für einen Titelkampf mit. Beide würden sich zweifellos bestmöglich vorbereiten, so daß die Chancen in diesem Duell in etwa gleich verteilt seien. Ausschlaggebend werde wohl sein, wer mit letzter Entschlossenheit und Hingabe härter als sein Widersacher trainiere.

Joshua hat seine Auftritte vorzeitig gewonnen, indem er die Kontrahenten dank seiner Größe und Masse in die Seile drängte und dort solange auf sie einschlug, bis sie entweder zu Boden gingen oder vom Ringrichter aus dem Kampf genommen wurden. Das dürfte ihm bei dem Neuseeländer kaum gelingen, der aufzeigen könnte, wie leicht der Brite zu treffen ist. Dieser wurde von seinem Promoter Eddie Hearn vierzehn Kämpfe lang mit leichten Gegnern gefüttert, so daß er nie genötigt war, sich technisch und taktisch entscheidend weiterzuentwickeln.

Sollte Parker seinen Kampf gegen Carlos Takam gewinnen, würde es wohl noch geraume Zeit dauern, bis er den Weltmeister vor die Fäuste bekäme, sei es nun Martin oder Joshua. Der Sieger dieses Kampfs darf seinen Titel zweimal freiwillig verteidigen, bevor der Neuseeländer an die Reihe käme, was voraussichtlich erst 2017 geschehen könnte. Dessen Trainer Kevin Barry wirbt dennoch schon jetzt für diese Option, indem er sie für unvermeidlich erklärt: Schließlich wäre es im Falle Joshuas ein Duell der beiden führenden Nachwuchshoffnungen im Schwergewicht, die womöglich noch vor Ende des Jahres in England aufeinandertreffen könnten, so Barry. [1]


Fußnote:

[1] http://www.boxingnews24.com/2016/03/joseph-parker-wants-anthony-joshua-charles-martin-winner/#more-206113

5. März 2016


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