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MELDUNG/1961: Die Zeit des Abschieds ist gekommen (SB)



Matthew Macklin beendet seine Karriere

Der in Birmingham lebende irische Mittelgewichtler Matthew Macklin beendet im Alter von 34 Jahren seine Karriere. Macklin, der dreimal vergeblich um die Weltmeisterschaft gekämpft hat, setzte sich bei seinem letzten Auftritt am 9. April in der Londoner O2 Arena knapp nach Punkten gegen Brian Rose durch. Mitten in diesem Kampf sei ihm klargeworden, daß er die Boxhandschuhe an den Nagel hängen sollte. Er habe zahlreiche Treffer eingesteckt und seine eigenen Schläge nicht mehr richtig landen können. Nach langen Jahren im Geschäft habe ihm sein Körper signalisiert, daß die Zeit des Abschieds gekommen sei. Um seine Laufbahn nicht mit einer Niederlage zu beschließen, habe er mit Unterstützung seines Bruders Seamus das Blatt in den letzten Runden mit aller Macht gewendet. An diesem Abend sei in ihm der Entschluß gereift, es bei den 24 Jahren in diesem Sport mit über 80 Amateur- und 41 Profikämpfen zu belassen.

Macklin, für den 35 Siege und sechs Niederlagen zu Buche stehen, wechselte 2001 ins Profilager, wo er es schließlich zum Irischen, Britischen und Europameister brachte. In seinem ersten Kampf um die Weltmeisterschaft mußte er sich 2011 Felix Sturm in Köln knapp nach Punkten geschlagen geben, wobei viele Experten in ihm den Sieger gesehen hatten. Im folgenden Jahr gelang es ihm in New York, Sergio Martinez zu Boden zu schicken, doch unterlag er dem Argentinier schließlich in der elften Runde. Bei seiner dritten Titelchance stand er 2014 auf verlorenem Posten gegen Gennadi Golowkin, der ihn bereits in der dritten Runde mit einem Körpertreffer ausschaltete. Als Macklin im selben Jahr auch Jorge Sebastian Heiland vorzeitig unterlag, zog er einen Rücktritt in Erwägung, setzte dann aber seine Karriere mit vier Siegen in Folge fort.

Fünfzehn Jahre im Profigeschäft seien eine lange Zeit, wobei er eine regelrechte Achterbahnfahrt absolviert habe, so der Ire. Er könne auf eine großartige Karriere zurückblicken, doch müsse er nun dem Verschleiß Tribut zollen. Er habe nie den leichten Weg gesucht oder den Wunsch verspürt, ein dicker Fisch in einem kleinen Teich zu werden. Statt dessen habe er stets versucht, sich mit den Besten zu gemessen, und könne mit Stolz von sich sagen, daß ihm das gelungen sei. Er habe gegen Sturm, Martinez und Golowkin auf dem Höhepunkt ihres Könnens gekämpft und sei dankbar, daß ihm der Sport diese großartigen Augenblicke gewährt habe. Zugleich verlange er einem aber auch viele Opfer ab, so daß er sich nun darauf freue, in den nächsten Lebensabschnitt einzutreten.

Nach Erfolgen im Amateurlager habe er als Profi nationale Titel gewonnen und sei zweimal Europameister geworden. Leider sei es ihm nie gelungen, das allerhöchste Ziel zu erreichen und Weltmeister zu werden, wobei die Nacht in Köln gegen Felix Sturm sehr unglücklich für ihn geendet habe. Dies sei wohl der beste Auftritt seiner Karriere gewesen, da er den langjährigen Champion im Grunde geschlagen habe. Selbst seinem Gegner sei damals klar gewesen, daß die Wertung der Punktrichter nicht dem Kampfverlauf entsprach.

Als zweiten Höhepunkt seiner Karriere bezeichnet der Ire sein Duell mit Sergio Martinez im legendären Madison Square Garden am St. Patrick's Day. Der Argentinier sei damals einer der besten Akteure aller Gewichtsklassen gewesen, und die großformatige Ankündigung ihres Kampfs durch den Sender HBO am Times Square zu sehen, habe ihn mit tiefempfundener Freude erfüllt. Macklin bedankte sich bei den Promotern und Trainern, die ihm über die Jahre zur Seite gestanden hatten, vor allem aber bei seinen Fans, ohne die diese Reise nicht möglich gewesen wäre. [1]

Vier Niederlagen in Matthew Macklins letzten zehn Auftritten ließen darauf schließen, daß er den Zenit seines Könnens überschritten hatte und in absehbarer Zeit an einen Rücktritt denken würde. Daß er seine Karriere mit einem hart erkämpften Sieg über Brian Rose beenden konnte, ist ihm zu gönnen, zumal er dabei mit Problemen ringen mußte, die sich schon im Oktober 2015 gegen Jason Welborn abgezeichnet hatten. Ob Macklin davon ausgegangen war, er könne mit Rose so leicht fertig werden wie Carson Jones und Demetrius Andrade, sei dahingestellt. Jedenfalls ließ er den Kampf sehr ruhig angehen und versäumte es, den Gegner frühzeitig unter Druck zu setzen, als müsse er sparsam mit seinen Kräften haushalten. Das wäre beinahe schiefgegangen, da es eines gewaltigen Endspurts bedurfte, um am Ende knapp die Oberhand zu behalten.

Ein attraktiver Kampf, zu dem es leider nicht gekommen ist, wäre ein Duell Matthew Macklins gegen Darren Barker gewesen, bevor dieser wegen seiner Knieverletzungen die Segel streichen mußte. Noch mehr gewünscht hätte man sich einen Gang mit seinem irischen Landsmann Andy Lee, dessen Kampfesweise der seinen recht ähnlich ist. Lee schien des öfteren bereits auf verlorenem Posten zu stehen, bis er den Kampf doch noch aus dem Feuer reißen konnte. Er brachte es sogar zum WBO-Weltmeister, mußte sich dann aber dem Briten Billy Joe Saunders geschlagen geben. [2]


Fußnoten:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/15523949/british-middleweight-matthew-macklin-retire-33

[2] http://www.boxingnews24.com/2016/05/matthew-macklin-hangs-gloves/#more-210043

17. Mai 2016


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