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MELDUNG/2049: Lückenbüßer mißfällt dem Publikum (SB)



Willie Monroe setzt sich gegen Gabriel Rosado durch

Im Vorprogramm des Titelkampfs im Halbmittelgewicht zwischen Saul "Canelo" Alvarez und Liam Smith in Arlington traf der 30jährige Gabriel Rosado aus Philadelphia auf den ein Jahr jüngeren Willie Monroe aus Rochester, New York. Dieses Duell war eine Verlegenheitslösung der Golden Boy Promotions, die an dieser Stelle ursprünglich den WBO-Weltmeister im Mittelgewicht, Billy Joe Saunders, präsentieren wollten. Der Brite sagte jedoch ab, da ihm weder Gabriel Rosado, noch Willie Monroe oder Curtis Stevens als Herausforderer behagte, die man ihm als Optionen angeboten hatte. Stand der Ersatzkampf damit von vornherein im Zeichen eines bloßen Lückenbüßers, so gewann er doch insofern an Bedeutung, als sich der Sieger gewisse Hoffnungen machen konnte, als nächster Gegner "Canelos" berücksichtigt zu werden. Voraussetzung war natürlich, nicht nur zu gewinnen, sondern sich durch einen überzeugenden Auftritt mit Nachdruck für die hochwertige und lukrative Aufgabe zu empfehlen.

Rosado hatte 2013 zweimal um einen Titel im Mittelgewicht gekämpft, jedoch sowohl gegen Gennadi Golowkin als auch Peter Quillin vorzeitig verloren. Monroe machte sich einen Namen, als er 2014 ein Turnier des Senders ESPN gewann. Dieser Erfolg bescherte ihm einen Titelkampf gegen Gennadi Golowkin, der ihn 2015 in der sechsten Runde geschlagen auf die Bretter schickte. Die offene Frage lautete daher, ob die Kontrahenten derzeit noch oder wieder auf einem Niveau boxen, das sie als ernstzunehmende Kandidaten für einen erneuten Kampf gegen einen Weltmeister ausweist.

Die Antwort fällt negativ aus. Wenngleich sich Willie Monroe recht klar nach Punkten (118:110, 117:111, 116:112) gegen Gabriel Rosado durchsetzte, konnte man zwar von einer soliden, doch keinesfalls hochklassigen Leistung sprechen. Rosado ging so gemächlich zu Werke, daß ihm Monroe immer wieder Einzeltreffer verpassen konnte, die sich auf den Zetteln der Punktrichter summierten. Der New Yorker arbeitete fleißig mit dem Jab und ließ den Gegner selten an sich herankommen, der zu lange abwartete und nur spärliche Attacken riskierte. Dies erlaubte es Monroe, seine Reichweitenvorteile auszuspielen und den Kampf aus der Distanz zu dominieren.

Lediglich in der siebten Runde wachte Rosado noch einmal auf und kämpfte sich dicht an den Kontrahenten heran, der plötzlich schlecht aussah. Rosado beließ es jedoch bei diesem kurzen Aufbäumen und fiel in der folgenden Runde wieder in den alten Trott zurück, stehenzubleiben und abzuwarten. Wie Monroe zu besiegen ist, hatte Golowkin meisterhaft vorgeführt, als er den entweichenden Gegner Runde für Runde jagte und unvermeidlich stellte. Wenngleich man Rosado keinesfalls mit dem Kasachen vergleichen kann, hätte er doch zumindest versuchen müssen, Druck zu machen und Monroe in die Enge zu treiben. Daß Rosado dazu nicht willens oder in der Lage zu sein schien, obgleich der Kampf von HBO im Pay-TV übertragen wurde und mit einer möglichen Titelchance assoziiert war, warf ein schlechtes Licht auf seine verbliebenen Qualitäten.

Während für den bislang an Nummer zehn der WBO-Rangliste geführten Gabriel Rosado nunmehr 23 Siege und zehn Niederlagen zu Buche stehen, hat Willie Monroe 21 Auftritte gewonnen und zwei verloren. Der New Yorker darf nun hoffen, von Saul Alvarez entweder bei dessen nächstem Auftritt im Dezember oder Anfang Mai nächsten Jahres berücksichtigt zu werden. Beschlossene Sache ist das aber noch lange nicht, zumal der Mexikaner gerade erst mit Liam Smith einen Kontrahenten in die Schranken gewiesen hat, der von vornherein als klarer Außenseiter galt. Aus Sicht "Canelos" und seines Promoters Oscar de la Hoya wäre Monroe eine leichte Aufgabe, die sich ohne größere Probleme bewältigen ließe. Andererseits wäre Monroe aus Sicht des Publikums keine gute Wahl, zumal es im Mittelgewicht diverse stärkere Kandidaten gibt. [1]

Die Zuschauer in Arlington waren wenig von dem Kampf gegen Rosado angetan und machten durchgängig ihrem Mißfallen Luft. Einziger Höhepunkt war ein Niederschlag zu Ende der neunten Runde, den Ringrichter Laurence Cole zu Monroes Glück nicht wertete, da der Schlag nach dem Pausengong erfolgt war. Gabriel Rosado machte bei seinem dritten Auftritt unter der Regie seines neuen Trainers Fernando Vargas keine gute Figur und räumte hinterher ein, nicht so recht zur Entfaltung gekommen zu sein. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, mehr mit dem Jab zu arbeiten, zumal es ein harter Kampf gegen einen anspruchsvollen Gegner gewesen sei. [2]

Willie Monroe dankte Gott für seinen 21. Sieg, schien sich aber nicht sicher zu sein, ob sein Auftritt gut genug gewesen war, um einen Kampf gegen "Canelo" zu rechtfertigen. Das war er tatsächlich nicht, so daß Saul Alvarez die Geduld seine Fangemeinde auf eine harte Probe stellen würde, sollte er sich doch für den New Yorker entscheiden. Bislang haben die Mexikaner ihrem populären Landsmann alles nachgesehen, was ansonsten Kritik auf den Plan gerufen hat. Da sich "Canelo" jüngsten Meldungen zufolge bei seinem Sieg über Liam Smith den Daumen der rechten Hand gebrochen hat, wurde sein für Dezember geplanter Kampf abgesagt. Folglich kann man erst im Mai 2017 wieder mit Alvarez rechnen. Unter diesen Umständen dürfte Monroe kein Thema für den Mexikaner mehr sein.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2016/09/gabriel-rosado-vs-willie-monroe-results/#more-217546

[2] http://www.espn.com/boxing/story/_/id/17571948/willie-monroe-jr-defeats-gabriel-rosado-canelo-alvarez-next

20. September 2016


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