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MELDUNG/2146: Die Wahl fällt auf die Spielerstadt (SB)



Kampf zwischen "Canelo" und "GGG" findet in Las Vegas statt

Der bedeutendste Kampf dieses Jahres zwischen Gennadi Golowkin und Saul "Canelo" Alvarez geht am 16. September in Las Vegas über die Bühne. Nachdem eine ganze Reihe möglicher Veranstaltungsorte zur Auswahl gestanden hatte, darunter das AT&T Stadium in Arlington, das Dodger Stadium, der Madison Square Garden sowie Interessenten aus England und Dubai, fiel die Wahl Oscar de la Hoyas schließlich auf die T-Mobile Arena. Die diversen Angebote seien so attraktiv gewesen, daß er lange darüber nachgedacht habe. Letzten Endes sei der Unterhaltungsfaktor ausschlaggebend gewesen, da die Leute in Las Vegas vor und nach dem Kampf am besten feiern könnten. Zudem habe MGM Resorts International, dem die T-Mobile Arena, das MGM Grand und mehrere andere Casinos gehören, ein hervorragendes Angebot unterbreitet. [1]

Die Entscheidung mutet dennoch auf den ersten Blick erstaunlich an, da die T-Mobile Arena lediglich gut 20.000 Zuschauer faßt, während das Dodgers Stadium in Kalifornien 60.000 und das AT&T Stadium in Texas sogar 90.000 Plätze hat. De la Hoya will etwa 35.000 zusätzliche Plätze an bis zu 15 dafür geeigneten Räumlichkeiten in Las Vegas anbieten, in die der Kampf exklusiv übertragen wird. Mangelnde Nachfrage ist nicht zu befürchten, da sich mit diesem Spektakel auch eine Riesenarena füllen ließe. Der eigentliche Grund, warum die Wahl geradezu zwangsläufig auf Las Vegas fallen mußte, ist denn auch ein ganz anderer: Der Chef der Golden Boy Promoters wollte unbedingt Floyd Mayweather zuvorkommen, der einen Kampf gegen Connor McGregor, den prominentesten Akteur der Mixed Martial Arts, plant. [2]

Da Mayweather seit Jahren stets Anfang Mai und Mitte September an den Wochenenden der beiden wichtigsten mexikanischen Feiertage in Las Vegas aufgetreten ist, wollte ihm De la Hoya auf keinen Fall den Vortritt lassen und statt dessen selber den Platz besetzen. Wenngleich sich die mutmaßliche Konkurrenz noch nicht einmal vertraglich geeinigt, geschweige denn einen Termin angekündigt hat, geht "Canelos" Promoter auf Nummer Sicher, um sich die erwartete Ernte nicht streitig machen zu lassen. Daß Mayweather die Konfrontation auf die Spitze treibt und ebenfalls am 16. September entweder in einer anderen Stadt oder sogar seinerseits in Las Vegas in den Ring steigt, ist nicht zu erwarten. Er kehrt nur deshalb aus dem sportlichen Ruhestand zurück, um noch einmal sehr viel Geld zu verdienen, was im Falle einer direkten Konkurrenz mit dem unangefochtenen Höhepunkt des Boxjahres, bei der man sich gegenseitig das Wasser abgraben würde, schlichtweg unmöglich wäre. Davon ganz abgesehen scheint sich Mayweather noch immer nicht sicher zu sein, ob er mit McGregor tatsächlich die riesigen Umsätze erzielen kann, die für sein Vorhaben erforderlich sind.

De la Hoya hat in den letzten Tagen und Wochen in ungewöhnlich scharfer Form gegen Mayweathers Pläne polemisiert und das Publikum öffentlich dazu aufgerufen, den geplanten Kampf mit McGregor durch einen Boykott zu verhindern. Diese Show sei eine Farce, da der Ire noch nie regulär geboxt habe und deshalb hoffnungslos unterlegen sei. Folglich könne dabei nur eine enttäuschende Darbietung herausspringen, die den Boxsport auf Jahre hinaus beschädigen würde. Das Duell zwischen "Cabelo" und "GGG" sei hingegen "ein echter Kampf" und ein Segen für die Branche.

Saul Alvarez tritt bereits zum dritten Mal in der T-Mobile Arena auf, wo er sich zuletzt am 6. Mai vor einem mit 20.500 Zuschauern restlos ausverkauftem Haus unangefochten gegen seinen desolat agierenden Landsmann Julio Cesar Chavez jun. durchsetzte. Wie der Mexikaner erklärte, sehe er gespannt einem erneuten Auftritt an dieser Stelle entgegen, wo man den Fans den besten Kampf präsentieren werde, der gegenwärtig im Boxsport möglich sei. Er habe stets unterstrichen, daß er niemanden fürchte, und stelle das nun mit seinem Kampf gegen Golowkin unter Beweis. Wenn der Schlußgong ertönt sei, werde alle Welt wissen, daß dies in der Tat die Ära "Canelos" sei.

Gennadi Golowkin, der nicht nur in den USA, sondern in einer ganzen Reihe anderer Länder aufgetreten ist, steigt zum ersten Mal in Las Vegas in den Ring. Von einem solchen Kampf auf höchstem Niveau, der das Publikum in seinen Bann schlage, habe er seit Beginn seiner Profilaufbahn geträumt. Dem Kasachen bietet sich die langersehnte Gelegenheit, einen vorläufigen Schlußstrich unter die jahrelange Kontroverse zu ziehen und "Canelo" in die Schranken zu weisen. Der Mexikaner und dessen Promoter Oscar de la Hoya sind Golowkin bislang unter fadenscheinigen Ausflüchten aus dem Weg gegangen. Ihr überraschender Sinneswandel dürfte nicht zuletzt dem letzten Auftritt des Kasachen geschuldet sein, der gegen Daniel Jacobs lediglich nach Punkten gewann. Da der nach wie vor ungeschlagene Golowkin seit 2008 alle Kämpfe vorzeitig gewonnen hatte und als unbesiegbar galt, wurde das Ende der phänomenalen Serie in der Nachlese dahingehend interpretiert, daß der Bann gebrochen und der Champion entzaubert sei.

Die Auffassung, der Kasache sei in die Jahre gekommen, lasse allmählich nach und werde "Canelo" zwangsläufig zum Opfer fallen, der den rechten Augenblick abgepaßt habe, um die reife Frucht zu pflücken, ist jedoch nicht mehr als ein weiteres Gerücht, mit dem sich die Konkurrenz wie so oft Mut macht.


Fußnoten:

[1] http://www.espn.com/boxing/story/_/id/19549287/gennady-golovkin-canelo-alvarez-fight-held-las-vegas

[2] http://www.boxingnews24.com/2017/06/canelo-golovkin-sep-16/#more-236241

8. Juni 2017


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