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MELDUNG/2293: Weltergewicht - in sicheren Gewässern segeln ... (SB)



Terence Crawford verlängert seinen Vertrag mit Top Rank

Terence Crawford, WBO-Weltmeister im Weltergewicht und als einer der besten Akteure der Branche gehandelt, hat seinen Vertrag mit Top Rank verlängert. Der inzwischen 30 Jahre alte und in 33 Kämpfen ungeschlagene Boxer aus Omaha, Nebraska, wo er vorzugsweise in den Ring steigt, tritt bereits seit 2011 unter der Regie Bob Arums an. Daß er einen neuen Vertrag unterzeichnet hat, obgleich der alte noch eine Laufzeit von zwei Jahren hatte, läßt auf eine überzeugende Erhöhung der Einkünfte Crawfords schließen. Wenngleich keine Einzelheiten veröffentlicht wurden, teilte eine offenbar gut unterrichtete Quelle mit, daß die Mindestbörse künftig über den 3 Millionen Dollar liegen werde, die er bei seinem letzten Kampf erhalten hat. Sein Trainer und Manager Brian McIntyre sprach denn auch von einem der lukrativsten Verträge in der Geschichte des Boxsports. Vor einem Monat hatten Top Rank und ESPN bekanntgegeben, daß sie weitere sieben Jahre bis August 2025 zusammenarbeiten werden. Crawford bezeichnete die Allianz zwischen seinem Promoter und diesem Sender als einen der wesentlichen Gründe für seine Vertragsverlängerung.

Crawford war Weltmeister im Leichtgewicht und stieg dann ins Halbweltergewicht auf. Dort sicherte er sich einen Titel nach dem anderen, bis er sich schließlich im August 2017 durch einen Sieg über Julius Indongo in der dritten Runde zum Champion aller vier maßgeblichen Verbände krönte, was vor ihm noch keinem Boxer in dieser Gewichtsklasse gelungen war. Er blieb jedoch nicht in diesem Limit, sondern forderte in seinem nächsten Kampf den Australier Jeff Horn heraus, der ihm am 9. Juni im MGM Grand in Las Vegas den WBO-Titel im Weltergewicht überlassen mußte.

Am 13. Oktober trifft Terence Crawford vor seinem Heimpublikum in Omaha auf den in 27 Auftritten ungeschlagenen Jose Benavidez, der zeitweise Interimsweltmeister im Halbweltergewicht war und dann ins Weltergewicht wechselte. Die Karriere des 26jährigen aus Phoenix, Arizona, hätte beinahe vorzeitig geendet, als ihm im August 2016 jemand ins Bein schoß, während er zu Fuß in seinem Stadtviertel unterwegs war. Der ältere Bruder des amtierenden Weltmeisters im Supermittelgewicht, David Benavidez, kehrte jedoch nach 17 Monaten Zwangspause im Februar 2018 siegreich in den Ring zurück und setzte sich dann auch im Vorprogramm des Kampfs zwischen Horn und Crawford bereits in der ersten Runde gegen den bis dahin ungeschlagenen Frank Rojas durch.

Benavidez geht trotz seiner makellosen Bilanz als klarer Außenseiter in den Kampf gegen Crawford, den er sich aber in gewisser Weise verdient hat. Im Februar forderte er am Rande einer Veranstaltung in Corpus Christi den prominenten Rivalen öffentlich heraus, worauf die beiden angeblich daran gehindert werden mußten, es vor der Tür sofort auszutragen. Ein bißchen Werbung muß eben sein, und so kann Bob Arum nun auch behaupten, dies sei eine Ringschlacht alten Stils. Hier träfen zwei Eliteboxer aufeinander, die nicht gut aufeinander zu sprechen seien, um es milde auszudrücken. Wie Crawford hinzufügte, bekomme Benavidez bald zu spüren, wonach er gerufen habe. Sein Gegner werde erfahren, was es bedeutet, mit einem wahren Champion in den Ring zu steigen, und seine erste Niederlage einstecken.

Nach den Worten Bob Arums ist Terence Crawford der beste Boxer der Welt. Top Rank werde weiterhin unermüdlich daran arbeiten, ihn als einen der bekanntesten Sportler weltweit zu etablieren. Brian McIntyre schlägt in dieselbe Kerbe wenn er verkündet, man werde mit Top Rank und ESPN in der Ecke einige der bedeutendsten Kämpfe in der Geschichte des Boxsports über die Bühne bringen. Alle Welt werde erfahren, daß Crawford einer der größten Athleten sei, die jemals ein Paar Boxhandschuhe angezogen haben. Das ist denn doch reichlich übertrieben, da Terence Crawford zwar ohne Frage ein hervorragender Boxer, aber dennoch weit davon entfernt ist, die Branche anzuführen oder das Publikum massenhaft zu faszinieren. [1]

Um seine Überlegenheit unter Beweis zu stellen, müßte er sich schon mit Rivalen wie Errol Spence, Keith Thurman, Danny Garcia oder Shawn Porter messen. Die stehen jedoch alle bei Al Haymon unter Vertrag, der mit den Sendern Showtime und Fox zusammenarbeitet. Hinzu kommt die ausgeprägte Neigung Bob Arums, seine Boxer an liebsten gegeneinander antreten zu lassen, um stets die volle Kontrolle zu behalten. Der unverwüstliche 85jährige Promoter ist damit seit Jahren gut gefahren, was seine eigene Stellung in der Branche betrifft. Das gilt jedoch nicht gleichermaßen für seine Akteure, die durch diese Praxis oftmals auf einem Nebengleis versauern. Crawfords Aussichten, gegen die besten Konkurrenten im Weltergewicht anzutreten, sind angesichts seiner Vertragsverlängerung bei Top Rank eher gering. Seine Kämpfe werden weiterhin exklusiv bei ESPN oder dessen Streamingdienst ESPN+, der für 5 Dollar im Monat auf einer App empfangen werden kann, zu sehen sein.

Obgleich Terence Crawford nun schon zehn Jahre im Profigeschäft aktiv und Weltmeister in drei Gewichtsklassen geworden ist, steht ein bedeutender oder gar denkwürdiger Kampf in seiner Karriere noch immer aus. Seine namhaftesten Gegner waren Ricky Burns, Raymundo Beltran, Yuriorkis Gamboa, Viktor Postol, Felix Diaz und John Molina. Nach Lage der Dinge könnten auch die nächsten zehn Jahre seiner Laufbahn ins Land ziehen, ohne daß er jemals einen unvergeßlichen Auftritt mit einem ausgemachten Star des Boxgeschäfts hingelegt hätte. Er hat zwar zu Hause in Omaha eine treue Fangemeinde, doch außerhalb Nebraskas sieht die Sache schon anders aus. Um sich weithin beim Publikum einen Namen zu machen, müßte er schon gegen Spence, Thurman, Garcia und Konsorten antreten, wozu es aber aus den genannten Gründen kaum kommen wird. [2]

Zudem ist Terence Crawfords Kampfesweise zwar sehr effizient, aber nicht gerade ein Renner beim Publikum. Die Zuschauer wollen vor allem den heftigen Schlagabtausch und am liebsten vorzeitige Siege sehen, bei denen einer von beiden auf den Brettern landet. Damit kann Crawford kaum aufwarten, der ein exquisiter Konterboxer ist und seine Gegner permanent auszumanövrieren pflegt. Obgleich eine hohe Kunst, ist dies oftmals langweilig anzusehen und droht mitunter in eine Zurschaustellung eigener Überlegenheit abzugleiten, bei der Crawford zu schlagen vergißt. Vermutlich werden ihm die Stiefel Manny Pacquiao immer zu groß bleiben, der sein Vorgänger als langjähriges Zugpferd Bob Arums war. Der Philippiner begeisterte mit seinen kämpferischen Auftritten das Publikum und blieb auch dann noch geraume Zeit populär, als der Stern seines Könnens zu sinken begann. Unter diesen Voraussetzungen hat Terence Crawford vielleicht sogar die bestmögliche Wahl getroffen, sich dauerhaft und finanziell bestens ausgestattet bei Top Rank auf die sichere Seite zu schlagen. Dort kann er weiterhin seine prominentesten Rivalen aus der Ferne herausfordern, ohne jemals Gefahr zu laufen, ihre Wege tatsächlich zu kreuzen.


Fußnoten:

[1] www.espn.com/boxing/story/_/id/24596080/terence-crawford-signs-extension-top-rank-defend-title-vs-jose-benavidez-jr

[2] www.boxingnews24.com/2018/09/terence-crawford-signs-multi-year-deal-with-top-rank-faces-benavidez-on-oct-13

8. September 2018


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