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MELDUNG/078: Afrique-Europe Rallye Budapest-Dakar - Kinder Todesopfer? (Flüchtlingsrat Hamburg)


flüchtlingsrat hamburg
Pressemitteilung des Afrique-Europe-Interact Netzwerks - 05.02.2011

Afrique-Europe Rallye Budapest-Dakar fordert zwei Kinder als Todesopfer


Tambacounda (Senegal), 05.02.2011 - Verschiedenen Indizien sprechen dafür, dass bei der "alternativen" Rallye Budapest-Dakar im Senegal in der Nähe von Dakar am (...) zwei Kinder von einem teilnehmenden Auto erfasst und getötet wurden. Teilnehmer der Rallye erklärten in einem Interview: "Es war nahe Dakar, ja. Da hat ein Auto ein oder zwei Kinder getötet ("killed"). Es gab einen großen Auflauf ("crowd"), eine lange Schlange ("queue"), alle haben den Motor abgestellt. Wir sind links daran vorbeigefahren und haben es gesehen."

In den Augen der Veranstalter dieser Rallye und ihrer Teilnehmer scheint Afrika eine Gegend zu sein, die sich durch Bedürftigkeit und "Wildheit" auszeichnet, der man mit "allen Mitteln" (so der Slogan der Rallye) trotzen muss. Zwar geben sie sich einen humanitären Anstrich - so werden z.B. Computer für die örtliche Bevölkerung mitgeführt. Jedoch begegnen sie den Einwohnern der Gebiete, durch die diese Rallye führt, mit Herablassung und sehen in ihnen zum Teil weitere Hindernisse, die man meistern muss: "Die Menge hat dann Steine geworfen. So machen sie das hier in Afrika. Wir haben das vorher schon gehört. Wenn man eine Kuh überfährt, oder einen Hund oder ein Huhn, dann musst du einfach weg, einfach los."

Das Dokumentationsteam der Bamako-Dakar-Karawane führte zwei Interviews mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Rallye vor laufender Kamera. Die zitierten und weitere Statements können in einem Video-Clip angesehen werden, der in Kürze auf der Homepage der Bamako-Dakar-Karawane erscheint (http://www.afrique-europe-interact.net/index.php?article_id=71&clang=0).

Die Leitung der Rallye behauptet, von dem Vorfall nichts zu wissen, dennoch ist eine Entschädigung für die Familie der Opfer vereinbart worden.

Schon die Vorgängerin dieser Rallye, die berühmt-berüchtigte Rallye Paris-Dakar stand so massiv in der Kritik, dass sie nach Südamerika verlegt werden musste. Grund war die mit der Tour verbundende Umweltverschmutzung sowie die Tatsache, dass es an der Strecke jedes Jahr mehrere Tote gab, weil die hochmotorigen Wagen mit voller Geschwindigkeit durch Ortschaften rasen und dabei Menschen an- und überfahren.

Mit der Dokumentation dieser Begegnung verurteilt die Karawane für Bewegungsfreiheit und gerechte Entwicklung jegliche menschenverachtende, rassistische, neokoloniale "Abenteuersuche", die damit verbundenen Geschäfte, die unter dem Deckmantel der humanitären Hilfe stattfinden und den unverantwortlichen Umgang von Organisatoren und Teilnehmenden. Sie fordert die Leitung der Rallye auf, zu den Aussagen im Videoclip Stellung zu beziehen, und den Fall völlig aufzuklären!

Mehr Informationen:
http://www.afrique-europe-interact.net/index.php?article_id=396&clang=0
http://taz.de/1/sport/artikel/1/mit-allen-mitteln-1/

www.afrique-europe-interact.net


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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Februar 2011