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MELDUNG/316: Literaturhinweis - Über die Anfänge des Fußballspiels in Dresden und in Europa (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 47 / 22. November 2016
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Über die Anfänge des Fußballspiels in Dresden und in Europa

von Prof. Detlef Kuhlmann


Wie das Fußballspiel sich aus dem Rugby entwickelt hat und wie das englische Spiel damals zunehmend auch in Deutschland Verbreitung fand, darüber gibt es schon zahlreiche sporthistorische Abhandlungen. Jetzt ist eine weitere hinzugekommen: Sie spielt hauptsächlich, aber nicht nur in Dresden und schildert durchgängig und sehr detailreich die Anfänge im damaligen "Dresden Football Club von 1873", der zu den ältesten Vereinen zählt, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Deutschen Reich das Fußballspiel einführten.

Der aufwendig und mit vielen historischen Fotos bzw. Abbildungen aufgemachte Band im DIN-4-Hochglanzformat macht aber nicht nur halt in Dresden, sondern bereist von dort andere deutsche bzw. europäische Städte, wo ebenfalls in dieser Zeit das Fußballspiel zu einer völlig neuen sportlichen Betätigung junger Männer wurde. So erfahren wir vieles über die Entwicklung in Berlin (natürlich auch über die dortigen Fußballvereine Germania und Victoria) sowie Berichte über die ersten Spiele in Leipzig, in Prag und in Wien. Diesen Städten sind jeweils eigene Kapitel im Band gewidmet. Der Autor, im Hauptberuf am Landesamt für Archäologie Sachsen tätig, befasst sich seit vielen Jahren intensiv mit der Dresdner Fußballgeschichte und der Ausbreitung des Fußballsports seit den Anfängen. Sein neues Produkt dürfte jedoch nicht nur bei Fußballbegeisterten in Dresden auf Resonanz stoßen: Alle am Rugbyspiel Interessierte könnte es genauso ansprechen, ganz abgesehen davon, dass in einem Abschnitt sogar die Verbreitung des Spiels an Schulen und die daraus resultierende Gründung von Schülervereinen ein wichtiges, aber bisher kaum groß beachtetes Faktum der Entwicklung des Fußballs hierzulande darstellt. So gab es beispielsweise an den Gymnasien in Blankenburg, Görlitz, Frankfurt, Freiburg und Gießen solche Vereine, in Erfurt eine Realschule als "Verein für Fußball- u. Cricketspiel", an manchen Standorten sogar mehrere, allein voran am Realgymnasium in Karlsruhe, wo sechs sog. "Fußballklubs" unter Aufsicht der Schule gegründet wurden. Im Band sind diese u.a. tabellarisch aufgeführt.

Bleibt nur eine Frage zum Schluss: Wo steht der "Dresden Football Club von 1873" heute? Darüber erfahren wir im Buch selbst leider nichts. Man könnte vielleicht vermuten, der Fußball-Zweitligist SG Dynamo Dresden sei sein "natürlicher" Nachfolger - leider falsch! Es ist der Dresdner Sport-Club (offiziell: Dresdner Sportclub 1898 e.V.), der zu DDR-Zeiten SC Einheit Dresden hieß, heute knapp 4.000 Mitglieder hat und vor allem derzeit für seine Frauen-Volleyballmannschaft bekannt ist, die in der Bundesliga spielt. Seine Vereinsfarben sind Schwarz-Mohnrot.

Apropos Vereinsfarben: Im Band von Hans-Peter Hock ist auf Seite 74 zu lesen, dass die Dresdner Fußballmannschaft damals "in einem schmucken gelbschwarzen Dress" antrat. Mit dieser Farbkombination begann 1897 eine Tradition, die offensichtlich bis heute in Dresden andauert.


Hans-Peter Hock:
Der Dresden Football Club und die Anfänge des Fußballs in Europa.
Hildesheim 2016: arete. 112 Seiten
14,95 Euro.

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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 47 / 22. November 2016, S. 31
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Dezember 2016

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