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TIERHALTUNG/453: Die Ratte - Ekeltier oder intelligenter Schmuser? (Stadt Jülich)


TIERHILFE JÜLICH

Die Ratte - Ekeltier oder intelligenter Schmuser?

Nettes Haustier oder schnell ein großes Problem?


Jülich. Was denken Sie, wenn Sie "Ratte" hören? Denken Sie voller schaudern an dreckige kranke Tiere, die sich durch die Kanalisation anschleichen und Krankheiten verursachen? Oder an possierliche kleine Pelzflitzer in vielen ansprechenden Farben, die in sauberen Käfigen auf Schmuseeinheiten warten?

Inzwischen denken viele sicher auch an Filme - wie Ratatouille - und an die dort neugierig und intelligent dargestellten Hauptakteure. Heutzutage hat sich das Bild der Ratte - zu recht - vom negativen Image oft schon zum gerechtfertigten Bild der intelligenten und sozialen Tiere gewandelt und Ratten als Haustiere werden immer beliebter.

Allerdings werden die hochsozialen Tiere oft nicht artgerecht gehalten, weil es an kompetenter Beratung mangelt. Oft werden sie alleine gehalten oder in zu kleinen Käfigen. Als Rechtfertigung hört man oft "Ich nehme meine Ratte doch überall mit hin". Dies bedeutet für das Tier ein hohes Infektions- und Verletzungsrisiko. Und der Mensch kann eine andere Ratte (Kommunikation im Ultraschallbereich/Körpersprache) nicht ersetzen.

Ein weiteres Problem stellt die Vermehrung der Tiere dar. Oft werden Ratten aus Zooläden etc. besorgt, die die Tiere nicht getrennt halten. Schnell handelt man sich hier ein schwangeres Weibchen ein oder die beiden Weibchen/Böckchen stellen sich als ein Pärchen heraus.

Das lieb gewonnene Haustier sitzt dann mit 8 - 14 Babys (oft auch mehr) im Käfig. Hatte man ein Pärchen im Käfig, kann das Weibchen direkt nach der Geburt erneut gedeckt werden und drei Wochen später warten die nächsten 8 - 14 Babys im Käfig. Und auch das Einzeltier wird leider oft nicht nur einmal Mutter, wenn die Söhne nicht konsequent vor der Geschlechtsreife von der Mutter/den Töchtern getrennt werden (etwa in der 5. Woche). Ein Rechenbeispiel: Aus den ursprünglich 2 Ratten werden in 3 Wochen 15, nach weiteren 3 Wochen - wenn die Mutter erneut wirft - sind es schon 30. Im nächsten Durchgang sind auch die Töchter aus dem ersten Wurf so weit und werfen gleich mit. Gehen wir von etwa der Hälfte des Wurfs weibliche Tiere aus, haben wir nun 8 Tiere die werfen, also ca. 80 Rattenwelpen, zusammen mit den 30 vorhandenen sind wir also jetzt schon bei 110 Tieren - nach 9 Wochen, gerade einmal 2 Monaten! Und dies ist leider zu oft Realität: Die Tierhilfe Jülich betreut zur Zeit 29 Ratten aus einer Wohnungsräumugs- und Einfangsaktion, von denen 17 Rattenmädchen potentiell schwanger sind.

Daher rät die Tierhilfe Jülich dringend dazu, Ratten nicht nur artgerecht zu halten, sondern sie auch aus Bezugsquellen anzuschaffen, bei denen eine getrennte Haltung gegeben ist. Wir beraten Sie gerne!

Melden Sie sich bei uns im Telefondienst oder unter hensch@tierhilfe-juelich.de


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Quelle:
Pressemitteilung von Donnerstag, 25. September 2008
Kontaktdaten:
Stadt Jülich
Bürgermeisterbüro
Große Rurstr. 17
52428 Jülich
Frau Claudia Noppen
Tel.: 02461/63388
e-mail: cnoppen@juelich.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. September 2008