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MELDUNG/074: Knuts Obduktion ergab Infekt - Eisbärenhaltung Deutscher Zoos weiter in der Kritik (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 1. April 2011

Knuts Obduktion ergab Infekt: Inzuchtpraktiken und Eisbärenhaltung Deutscher Zoos dennoch weiter in der Kritik


Auch wenn der Berliner Zoo die Obduktionsergebnisse zum Tode Knuts nutzt, um die Zoodirektor-Hände in Unschuld zu waschen, ändert sich nichts am Vorwurf der wilden Zuchtpraktiken und der erschreckenden Haltungsbedingungen von Eisbären in Zoos, bekräftigt der Deutsche Tierschutzbund. Die Aussagen des Zoodirektors Blaszkiewitz seien kritisch zu bewerten. Denn noch bevor die Todesumstände von Knut geklärt waren, ist er schon auf der Suche nach einem neuen Eisbär-Star.

"Dass der Zoodirektor schon wieder ans Züchten und den nächsten Eisbär-Hype denkt, zeigt, dass ihn die Ursache von Knuts Tod überhaupt nicht interessiert", kritisiert Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes und des Berliner Tierschutzvereins. Das belegen auch andere Aussagen des Zoodirektors Blaszkiewitz. Er bedauert Knuts Tod, dass es schade sei, weil Knut doch für Nachzuchten vorgesehen war. "Offener kann man kaum zugeben, dass die Eintrittsgelder und der Zuchtehrgeiz offenbar wichtiger sind als das Tierwohl. Auch die Obduktionsergebnisse wurden nicht abgewartet. Ein Hinterfragen der Haltungsbedingungen und Zuchtpraktiken findet nicht statt, " so Apel weiter.

Unabhängig von den Ergebnissen bleibt die Tatsache, dass eine artgerechte Eisbärenhaltung in Zoos nicht möglich ist und nichts mit nachhaltigem Artenschutz zu tun hat. Zuchtprogramme in Zoos greifen zwangsläufig nur auf einen kleinen Genpool zurück und fördern damit die Inzucht. Diese Inzucht kann grundsätzlich das Auftreten von Erbkrankheiten - verbunden mit anfälliger Gesundheit - erhöhen. Die Zoodirektoren müssen grundsätzlich hinterfragen, ob dieser Weg etwas mit Arterhaltung und Tierschutz zu tun hat.

Eisbären haben in der freien Wildbahn einen Aktionsradius im Kilometerbereich, während die vorgegebenen Gehegegrößen im Zoo bei wenigen hundert Quadratmetern liegen. Selbst die größten Außengehege in Zoos sind im Vergleich hierzu nur winzige Gefängnisse, die den natürlichen Bewegungsdrang der Tiere extrem einschränken. Die Tiere leiden oftmals unter Langeweile und den Haltungsrestriktionen und entwickeln nicht selten Verhaltensstörungen, so genannte Stereotypien. Daran kranken wissenschaftlichen Studien zufolge über 90% der Eisbären in deutschen Zoos, so der Verband in Bonn.


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 1. April 2011
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. April 2011