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MELDUNG/304: Tierschutzbund warnt vor übereilten Entscheidungen bei Geflügelpest (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 24. November 2016

Tierschutzbund warnt vor übereilten Entscheidungen bei Geflügelpest


In einer Mastputenhaltung im niedersächsischen Barßel-Lohe (Landkreis Cloppenburg) hat sich der Verdacht auf das hoch ansteckende Geflügelpest-Virus H5N8 bestätigt. Als Vorsichtsmaßnahme ordnete der Landkreis Cloppenburg die Tötung der rund 16.000 Putenhähne an. Laut Medienberichten sollen nun weitere 92.000 Tiere im Radius von einem Kilometer um den Betrieb herum getötet werden. Der Deutsche Tierschutzbund lehnt jedoch die vorsorgliche Tötung gesunder Tiere vehement ab. Statt solcher Panikaktionen müssen die Landwirte zu noch strikterer Einhaltung von Hygiene- und Schutzmaßnahmen angehalten werden. Da Geflügel heutzutage in riesigen Beständen gehalten wird, sind die Auswirkungen von Tierseuchenausbrüchen immer dramatischer. Besonders in Regionen mit sehr hoher Tier- und Betriebsdichte, wie in Cloppenburg und anderen Landkreisen Niedersachsens, ist das Ansteckungsrisiko bei Virusverbreitung erhöht.

"Die vorbeugende Tötung nicht nachweislich infizierter Tiere ist aus Tierschutzsicht klar abzulehnen", sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. "Bis sicher ist, ob eine Infektion tatsächlich erfolgte oder nicht, sollten zunächst nur Sicherheitsmaßnahmen angeordnet werden." Zu möglichen Maßnahmen zählen ein Verbot des Tierverkehrs sowie des Transports von Geflügelprodukten und -mist, verschärfte Hygienemaßnahmen und unter Umständen eine Schutzimpfung. Impfungen gegen die Klassische Geflügelpest sind grundsätzlich verboten, da sie keinen hundertprozentigen Schutz bieten, können jedoch im Einzelfall von der Behörde angeordnet werden. In Risikogebieten können Impfungen eine sinnvolle Maßnahme zur Eindämmung der Seuche sein und die Tiere vor einer lebensbedrohlichen Erkrankung schützen.

Die Tötung zigtausender Tiere ist aus Sicht der Tierschützer letztlich auch eine Folge der aus dem Ruder gelaufenen Agrarindustrie: Immer mehr Tiere werden auf immer engerem Raum in immer größeren Ställen gehalten. Die Dimension einer Seuche lässt sich so kaum mehr eingrenzen. Die Konsequenzen der Geflügelpest sind in industriellen Tierhaltungen fataler als in kleinen Beständen: Durch die hohe Tierzahl können sich Erreger auf mehr Tiere ausbreiten. Von Tötungsmaßnahmen sind folglich deutlich mehr Tiere betroffen. Eine hohe Betriebsdichte wie in Niedersachsen, wo rund 100 Millionen Geflügeltiere gehalten werden, verschärft die Situation zusätzlich. Zudem sind die Tiere in nicht-tiergerechten Intensivhaltungssystemen durch chronische Überlastung des Abwehrsystems sehr anfällig für Infektionserkrankungen. Personen- und Transportverkehr zwischen den Betrieben stellen ein hohes Risiko für eine Virusübertragung dar.

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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 24. November 2016
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Telefon: 0228/60496-24, Telefax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. November 2016

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