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POLITIK/527: Warnung - EU-Agrarpolitik macht Kühe zu Milchproduktionsmaschinen (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 8. September 2009

Deutscher Tierschutzbund warnt: EU-Agrarpolitik macht Kühe zu Milchproduktionsmaschinen


Der Deutsche Tierschutzbund reagiert enttäuscht auf den Stillstand in der europäischen Milchpolitik und die Ergebnisse des gestrigen EU-Agrarminister-Treffens. Es bleibt bei der Anhebung der Produktionsquote um jährlich ein Prozent und einer Abschaffung der Quote im Jahr 2015 - wie es im November 2008 beschlossen wurde. "Damit ist eine Ausweitung der Milcherzeugung verbunden und ein weiterer Preisverfall zu befürchten. Das wird dazu führen, dass die Kühe immer mehr zu Produktionsmaschinen degradiert und weiter auf Leistung hochgezüchtet werden, um möglichst viel aus jedem Tier herauszuholen", erläutert Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Nach der aberwitzigen Forderung des Bauernverbandes, der Ende Juli mit einer Art "Abwrackprämie" die Schlachtung von europaweit eineinhalb Millionen Milchkühen forderte, folgt nun auch der EU-Agrarministerrat einem Irrweg in der Milchpolitik. Die Forderung Deutschlands und sieben anderer Länder, die geplante Erhöhung der Produktionsquote zu verschieben, wurde zurückgewiesen. In Kombination mit den im Januar 2009 eingeführten Exportsubventionen für Milchprodukte entsteht eine gefährliche Spirale von Überproduktion und Preisverfall. Wolfgang Apel dazu: "Diese sinnfreie Politik treibt Europa weiter in die Industrialisierung der Landwirtschaft." Was Verbrauchern und Tierfreunden längst bewusst sei, müsse auch in den EU-Gremien klar werden: Die Probleme der Milchpolitik sind auch Tierschutzprobleme, so der Präsident des Verbandes in Bonn weiter. Mit der Fortsetzung der Milchpolitik wie beschlossen, einem Überangebot an Milch und niedrigen Erzeugerpreisen könnten viele Betriebe nicht überleben und müssten aufgeben. "Nur wenige sehr große intensiv geführte Betriebe mit Hochleistungstieren bleiben übrig", wagt Apel einen Ausblick.

Sinnvoll wäre aus Tierschutzsicht eine Reduzierung der Milchproduktion und dem damit verbundenen Anstieg der Preise. Diese Reduzierung ließe sich durch eine Abkehr von Hochleistungstieren, weniger Kraftfutter und mehr Weidegang erreichen. Eine tiergerechte und gleichzeitig wirtschaftliche Haltung der Tiere ist darüber hinaus auch im Interesse der Landwirte: Angesichts gestiegener Energie- und Futtermittelpreise könne es für die Landwirte betriebswirtschaftlich durchaus sinnvoller sein, Kühe zu halten, die etwas geringere Milchleistungen erzielen, dafür aber eine höhere Lebenserwartung haben und einen Großteil ihres Futterbedarfs auf der Weide decken. Die hohe Milchleistung der Kühe von bis zu 50 Litern Milch täglich bleibt nicht ohne Konsequenzen für die Tiere, so die Tierschützer. Euterentzündungen, Entgleisungen des Stoffwechsels und Störungen der Fruchtbarkeit sind Gründe, weshalb die Kühe bereits mit einem durchschnittlichen Alter von 4,7 Jahren geschlachtet werden.


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 8. September 2009
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. September 2009