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POLITIK/622: Agrarministerkonferenz in Suhl - Signale für mehr Tierschutz oder für weniger (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 24. Oktober 2011

Agrarministerkonferenz in Suhl: Signale für mehr Tierschutz oder für weniger?


Anlässlich der Agrarministerkonferenz (26.10.-28.10.) in Suhl fordert der Deutsche Tierschutzbund klare Signale für mehr Tierschutz. Gleich mehrere Tagesordnungspunkte haben hohe Tierschutzrelevanz: Haltung von Legehennen, schmerzhafte Eingriffe bei landwirtschaftlich genutzten Tieren wie die betäubungslose Kastration sowie das Schwänzekupieren bei neugeborenen Ferkeln. Auf Kritik stößt die Beschlussempfehlung der Bundesregierung in Sachen Kormoran, die die Länder beraten: Hier werde mit hanebüchenen Argumenten versucht, die unter Artenschutz stehenden Kormorane zum Abschuss freizugeben.

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner hatte einen Verordnungsentwurf in den Bundesrat eingebracht, nach dem die Legehennen noch bis 2035 ihr Dasein in Kleingruppenkäfigen fristen sollten. Nach heftigen Protesten des Deutschen Tierschutzbundes und besonders den Bemühungen der Landesregierung Rheinland-Pfalz, aber auch der Länder Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, ist es gelungen, den Verordnungsentwurf der Bundesregierung scheitern zu lassen. Diese ist damit gezwungen, in neue Beratungen mit den Ländern einzutreten. Nordrhein-Westfalen beantragt federführend auf der Agrarministerkonferenz eine Übergangfrist für die Käfige von sechs bis höchstens acht Jahren. "Das Käfigende muss kommen, möglichst sofort", so Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Manipulationen an Tieren

Der Deutsche Tierschutzbund drängt zudem die AMK, deutliche Signale für ein Ende der Manipulationen am Tier auszusenden. "Die Haltungssysteme müssen den tierischen Bedürfnissen angepasst werden, nicht andersherum", ergänzt Schröder. Noch immer werden Millionen von Tieren den Haltungssystemen angepasst: Legehennen, Puten und Enten wird der Schnabel gekürzt, um Federpicken und Kannibalismus aufgrund von Platzenge und Langeweile zu verhindern. Fast allen Ferkeln, die nicht in Bio- oder NEULAND-Betrieben gehalten werden, kupiert man routinemäßig die Schwänze. Diese Amputation soll verhindern, dass die Schweine sich gegenseitig die Schwänze anfressen. Auch die betäubungslose Ferkelkastration muss beendet werden, fordert der Verband. "Um das Entstehen des typischen Ebergeruchs zu verhindern, werden hierzulande jedes Jahr über 20 Millionen männliche Ferkel kastriert. Ohne Betäubung - bei vollem Bewusstsein, bei vollem Schmerz. Das deutsche Tierschutzgesetz erlaubt diese Qual, das ist inakzeptabel", stellt Schröder klar.

Die besonders von Fischereiverbänden geforderte massive Bestandsreduktion der Kormorane kritisiert der Deutsche Tierschutzbund scharf. Die Bejagung ist weder ökologisch noch ethisch begründbar. "Jäger Kormorane abschießen zu lassen, löst keine Probleme und hat auch nichts mit Bestandsmanagement zu tun. Auch hier erwarten wir, dass die Länder die tierschutzwidrigen Pläne ablehnen", so Schröder abschließend.


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 24. Oktober 2011
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Oktober 2011