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POLITIK/813: Niedersachsen - Sauenhaltung geht auch ohne Kastenstand (NDSML)


Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung
Pressemitteilung Nr. 97 vom 18.09.2017

Agrarminister Christian Meyer: Sauenhaltung geht auch ohne Kastenstand

Besuch bei einem konventionellen Schweinehalter - Bundesratsinitiative will "die Sau rauslassen"


HANNOVER. Mit dem erfolgreich umgesetzten Tierschutzplan und neuen Tierwohlprämien ist Niedersachsen bundesweit Vorreiter. Agrarminister Christian Meyer machte sich heute (Montag) auf einem konventionellen Betrieb im Landkreis Nienburg selbst ein Bild davon, wie eine tierschutzgerechte Schweinehaltung umgesetzt werden kann. Auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) besuchte Meyer in Rodewald (Landkreis Nienburg) den Hof von Hauke Duensing-Knop, der seit 2015 erfolgreich an der "Ringelschwanzprämie" teilnimmt und nun auch einen Antrag auf die neue Prämie für eine tierschutzgerechte Sauenhaltung ohne sogenannten Kastenstand gestellt hat. Dafür zahlt das Land pro Tier 150 Euro.

"Hier lässt sich in der Praxis sehen, dass Ringelschwänze dranbleiben können und freies Abferkeln auch ohne Kastenstand funktioniert", sagte Meyer beim Besuch und zeigte sich zufrieden. "Wir müssen raus aus der Sauenhaltung im Kastenstand. Es ist eben nicht tiergerecht, wenn Sauen fast 50 Prozent des Jahres bewegungslos in Käfigen gehalten werden." Denn nichts anderes seien schließlich die Kastenstände. Meyer sagte, ein solches Engagement wie vom Hof Duensing-Knop müsse belohnt werden: "Unter dem Motto 'Niedersachsen lässt die Sau raus' können Schweinehalter daher seit August dieses Jahres eine Förderung von 150 Euro pro Tier beantragen, wenn sie ihre Muttersauen nicht in beengenden Kastenständen halten." Der Hof von Duensing-Knop ist einer der ersten, die diese neue Förderung bereits beantragt haben.

Zudem verzichtet Schweinehalter Duensing-Knop, der den Hof nach den Richtlinien der Organisation Neuland führt, bei seinen 900 Mastschweinen auf das schmerzhafte Abschneiden der Ringelschwänze. Dafür erhält der Landwirt im Gegenzug die unter der rot-grünen Landesregierung auf bis zu 21,50 Euro aufgestockte Ringelschwanzprämie. "Im Gespräch wurde deutlich, dass der Betrieb das Thema Tierwohl groß schreibt", sagte Agrarminister Meyer und lobte dafür den Hof von Duensing-Knop, der den Betrieb 2015 von seinem Vater übernommen hat. Den guten Eindruck hätten auch die Vor-Ort-Kontrollen bestätigt, bei denen es bisher nichts zu beanstanden gegeben habe, so Meyer.

Neben Mastschweinen und Sauen zieht der Betrieb auch 1.800 Ferkel "vorbildlich und tiergerecht" auf, so Meyer. "Denn die Ringelschwänze bleiben dran." Deswegen kann Duensing-Knop ab Januar 2018 auch mit einer Prämie von fünf Euro für die tiergerechte Ferkelaufzucht mit intaktem Ringelschwanz rechnen. Diese neue Ferkel-Prämie wurde 2017 erstmals für schon rund 183.000 Tiere in Niedersachsen beantragt. Die Schweinehalter können sie zusätzlich zur Prämie für Mastschweine (16,50 Euro) bekommen.

"In der Landwirtschaft wird in großen Teilen anerkannt, dass ein Umbau zu mehr Umweltschutz und Tierwohl notwendig ist", sagte Meyer und wies in diesem Zusammenhang auf ein AbL-Papier zur Schweinehaltung hin. Daraus gehe hervor, "dass die Betriebe die Kosten dieser Veränderungen nicht alleine tragen können. "Diese Auffassung teile ich", so Meyer. "Tierschutz gibt es nicht zum Nulltarif."

Um den Bauern Planungssicherheit zu geben, treibt Niedersachsen den Ausstieg aus der Kastenstandhaltung für die Bereiche Deckzentrum und Abferkelbereich auch auf Bundesebene voran und hat deshalb eine entsprechende Bundesratsinitiative eingebracht. Meyer: "Damit verbunden ist unsere Aufforderung an den Bund, die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung zu ändern." Ein Ziel sei es, dass Sauen bis eine Woche vor dem Abferkeln nur noch in Gruppen zu halten seien. Offenbar habe der Appell nun gefruchtet. Einen Tag nach der niedersächsischen Initiative hat auch das Bundeslandwirtschaftsministerium ähnliche Eckpunkte veröffentlicht. Meyer: "Nach anfänglicher Blockade hat sich der Bund nun doch noch bewegt. Ein bundesweiter Sauenkonsens für mehr Tierschutz und Planungssicherheit für die Betriebe scheint greifbar." Wichtig sei aber auch, dass der Bund seine Kürzung bei den Fördermitteln für tierschutzgerechte Stallbaumittel zurücknimmt. "Wir wollen die Sau gemeinsam mit den Landwirten rauslassen. Dafür müssen wir auch finanzielle Anreize bieten, wie es Niedersachsen mit seinen Tierwohlprämien tut."

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 97 vom 18.09.2017
Herausgeber: Niedersächsisches Ministerium für Ernährung,
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. September 2017

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