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TIERVERSUCH/530: Tierverbrauch im Studium - Erste Universität ohne Sezierpflicht! (tierrechte)


tierrechte 1.12, Nr. 59, März 2012
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.

Tierverbrauch im Studium
Ein Stein kommt ins Rollen: Erste Universität ohne Sezierpflicht!

Von Astrid Schmidt



Mit dem Projekt "SATIS - für humane Ausbildung" setzen wir uns für alternative Lehrmethoden und gegen Tierverbrauch im Studium ein. Jetzt bekommt die Bewegung durch die Arbeit des letzten Jahres Fahrtwind.


Im Dezember gab die Johannes Gutenberg-Universität Mainz bekannt, die Sezierpflicht für Biologie-Studenten abzuschaffen. Damit ist Mainz die erste Hochschule, die es Studierenden ermöglicht, offiziell die Sezierübungen aus Gewissensgründen zu umgehen und stattdessen Alternativen zu nutzen. Vorausgegangen war ein Gespräch mit Vertretern des Bundesverbandes und dem Vize-Präsidenten der Universität Prof. Ulrich Förstermann sowie dem Zoologie-Professor Jürgen Markl. Darin einigte man sich darauf, die Studierenden der Biologie von der Sezierpflicht im Fach Anatomie zu befreien und, dass zukünftig auch das Physiologie-Praktikum ohne den Einsatz von Tieren möglich wird. Dies ist nicht nur ein Erfolg für Mainz. Es gibt jetzt schon Anzeichen dafür, dass diese Entscheidung Signalwirkung haben wird.


Gemeinsamer Erfolg mit Nachwirkung

Zur Vorgeschichte: Im Frühjahr 2011 veröffentlichte der Bundesverband das SATIS-Ethikranking, aus dem hervorgeht, an welchen Universitäten noch Tierverbrauch im Studium der Medizin, Veterinärmedizin und Biologie stattfindet. Zu den daraus resultierenden Forderungen gehört auch, endlich die Gewissensfreiheit für Studierende einzuführen - also das Verweigerungsrecht für den ethisch fragwürdigen Tierverbrauch. Vor Ort in Mainz machten dafür engagierte Studierende mobil, die einen großen Anteil am Erfolg haben. Nachdem ein Biologiestudent vom Studium ausgeschlossen wurde, weil er sich geweigert hatte, an tierverbrauchenden Praktika teilzunehmen, hatten die Studentengruppen Campus Grün und die Tierschutz-AG des AStA eine Diskussion an der Universität ausgelöst und eine Online-Unterschriftensammlung gestartet, die mehr als 2.400 Personen unterzeichneten. Bedingt durch die gute Resonanz in den Medien - Die Zeit und Der Spiegel berichteten - fragen immer mehr Studierende beim Bundesverband an, die an ihren eigenen Universitäten aktiv werden wollen. Durch die Vernetzung über SATIS gibt es derzeit Gruppengründungen in Berlin, München, Köln und Jena. Auch in Bremen und Bochum fanden Debatten zu Tierversuchen an Universitäten statt.


Alternativprogramm bisher einmalig in Deutschland

Ab dem Sommersemester wird es nun in Mainz für den Fachbereich Biologie - bislang einmalig in Deutschland - offiziell möglich sein, tierfreie Alternativprogramme zu wählen. In der Physiologie können Studierende zwischen Experimenten an den Augen lebender Fliegen und einem Sehtest am Menschen wählen. Während die Physiologie-Alternativen als pädagogisch gleichwertig bewertet werden - Prüfungsstoff und Abschlusszeugnis sind für beide Gruppen identisch - sollen Studierende, die sich aus ethischen Gründen für das Alternativprogramm in der Anatomie entscheiden, einen Vermerk ins Zeugnis bekommen. Dies ist die Achillesferse des Erfolges, denn ein solcher Eintrag schürt unnötige Unsicherheiten bei Studienanfängern. Eine Lösung bietet der Bundesverband mit seinem neuen Tierkörper-Spendenprogramm. Dabei können die Studierenden in den Sezierkursen an gespendeten Tieren üben, die auf natürlichem Wege gestorben sind oder human eingeschläfert wurden, weil sie unheilbar krank waren.


Bitte helfen Sie mit: Tierkörper-Spendenprogramm

Der Bundesverband hat dazu vor Kurzem einen Leitfaden veröffentlicht (siehe Bericht in tierrechte 4.11). Inzwischen erreichen uns hierzu schon Anfragen von spendenbereiten Tierhaltern, die an einer Vermittlung ihrer Tiere an Universitäten interessiert sind. Es besteht demnach eindeutig Bedarf seitens der Tierhalter, dem Tod ihrer geliebten Tiere noch einen Sinn zu geben und sie der Wissenschaft und Medizin zur Verfügung zu stellen. Bitte machen Sie sich regional für das Tierspendenprogramm stark. Sie können zum Beispiel Ihren Tierarzt über das Programm informieren und unser Flugblatt im Wartezimmer auslegen. Mehr Informationen finden Sie auf der SATIS-Webseite. SATIS bietet darüber hinaus Beratung, Kontaktvermittlung und den kostenlosen Verleih von anderen alternativen Lehrmaterialien.


Alle nötigen Informationen finden Sie unter:
www.satis-tierrechte.de
www.mag.tierrechte.de/77

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Quelle:
tierrechte 1.12, Nr. 59, März 2012, S. 16
Infodienst der Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Roermonder Straße 4a, 52072 Aachen
Telefon: 0241/15 72 14, Fax: 0241/15 56 42
E-Mail: info@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de
 
tierrechte erscheint viermal jährlich.
Der Verkaufspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juli 2012