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MELDUNG/055: 50 Jahre Müllheizkraftwerk Ruhleben (BUND BE)


BUND Landesverband Berlin e.V. - Pressemitteilung - Berlin, 29. September 2017

50 Jahre Müllheizkraftwerk Ruhleben

BUND fordert weniger Abfälle und mehr Recycling in Berlin


Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Berlin) gratuliert der BSR zum 50jährigen Bestehen des Müllheizkraftwerks Ruhleben. Die Anlage zeichnet sich durch besonders niedrige Schadstoffwerte und einen vergleichsweise hohen Energieertrag aus. Der BUND stellt jedoch zugleich klar, dass Verbrennung der allermeisten Abfälle keine gute Lösung für die Umwelt ist, weil viele Rohstoffe verloren gehen. Auch in Berlin werden viele Wertstoffe verbrannt, die recycelt werden könnten.

"Abfälle zu reduzieren und Materialien möglichst lange und oft wieder zu nutzen ist der ökologisch bessere Weg", erklärt Tobias Quast, BUND-Referent für Abfall- und Ressourcenpolitik, "Vermeidung und Recycling müssen deshalb in Berlin oberste Priorität bekommen."

Untersuchungen zeigen, dass mehr als drei Viertel des in Berlin verbrannten Restmülls Wertstoffe sind, die deutlich höherwertig und damit umweltfreundlicher verwertet werden könnten. Voraussetzung dafür wäre eine ordentliche Trennung in den Haushalten. Derzeit wird in Berlin weniger als ein Drittel des Hausmülls getrennt erfasst und recycelt bzw. hochwertig zu Biomethan und Kompost verarbeitet. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 60 Prozent. Insbesondere bei der Sammlung von Bioabfällen über die braune Tonne hat Berlin Nachholbedarf: Deutschlandweit werden pro Haushalt 51 Kilogramm pro Jahr getrennt erfasst, in Berlin sind es gerade einmal 19,5 Kilogramm, 102 Kilogramm organische Abfälle landen im Restmüll.

"Die rot-rot-grüne Koalition hat für die Berliner Abfallwirtschaft das Leitbild ,Zero Waste? ausgerufen und sich eine drastische Reduzierung der Restmüllmenge zum Ziel gesetzt. Dafür muss insbesondere die Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung intensiviert werden", fordert Quast, "außerdem muss jeder Haushalt eine kostenfreie Biotonne gestellt bekommen."

Bereits seit 1. Januar 2015 ist die flächendeckende Einführung der Biotonne bundesweit Pflicht, dennoch haben viele Berliner Haushalte bis heute keine. Zudem sind zuletzt die Mittel für Abfallberatung um ein Drittel gekürzt worden. Der BUND fordert daher den Berliner Senat auf, die nötigen finanziellen Mittel bereitzustellen, um die selbst gesteckten abfallpolitischen Ziele zu erreichen: Konkret gilt es, über einen Förderfonds ?Zero Waste? das Bewusstsein der Bevölkerung für die Umweltbelastungen durch Konsum und Müll zu steigern. Zudem muss die BSR befähigt werden, ihren Beitrag zu einer deutlich umweltfreundlicheren Behandlung der Berliner Abfälle zu leisten. Das landeseigene Unternehmen ist in der Pflicht, seine Anstrengungen zur Getrenntsammlung und hochwertigen Verwertung von Abfällen, insbesondere im Bereich Biomüll, deutlich zu verstärken. Statt über eine Erweiterung oder einen Ausbau von Kapazitäten zur Verbrennung muss über Vermeidung, mehr Mülltrennung und hochwertigere Verwertungsmöglichkeiten nachgedacht werden.

Erst wenn Materialien nicht mehr sinnvoll recycelt werden können, ist Verbrennung für viele Stoffgruppen der letzte Ausweg. Dabei leistet die Anlage der BSR einen wichtigen Beitrag zur Entsorgungssicherheit der Stadt. Wenn Abfälle möglichst ressourcen-, klima- und umweltschonend behandelt werden sollen, kann Müllverbrennung aber nur eine Nebenrolle spielen. - Die BSR hatte zur Feier des Jubiläums der Ruhlebener Verbrennungsanlage unter dem Stichwort "Ökologie" eingeladen.

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Quelle:
Presseinformation Info 26, 29.09.2017
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
Landesverband Berlin
Crellestraße 35, D-10827 Berlin
Tel. 030/78 79 00-0, Fax: 030/78 79 00-18
E-Mail: kontakt@bund-berlin.de
Internet: www.bund-berlin.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. September 2017

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