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ATOM/1021: Riesige radioaktive Deponie in Thüringen (Strahlentelex)


Strahlentelex mit ElektrosmogReport
Unabhängiger Informationsdienst zu Radioaktivität, Strahlung und Gesundheit
Nr. 640-641 / 27. Jahrgang, 5. September 2013

Atommüll-Endlagerung
Riesige radioaktive Deponie in Thüringen

von Thomas Dersee



Giftige Wismut-Schlammteiche werden trockengelegt

Mit der Trockenlegung der giftigen Wismut-Schlammteiche bei Seelingstädt entsteht eine riesige radioaktive Deponie. Die Planungen dafür gehen den Anrainer-Gemeinden und Umweltverbänden jedoch nicht weit genug. Darauf machte Katja Schmidtke am 14. August 2013 in der Thüringer Allgemeine/Ostthüringer Zeitung (OTZ) aufmerksam.

Die Sanierung der größten Deponie aus den Abfällen der Uranaufbereitung der früheren Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft (SDAG) Wismut, der sogenannten Industriellen Absetzanlagen von Culmitzsch, werde wahrscheinlich noch neun bis zehn Jahre dauern, teilt Schmidtke mit. Jahrzehntelang waren die giftigen Rückstände aus der Seelingstädter Uranaufbereitung in den ehemaligen Tagebau gepumpt worden, so daß riesige Schlammteiche entstanden sind. Wie sie einmal aussehen sollen, wenn die Schadstoff-Schlämme trockengelegt sind, dazu laufen hinter den Kulissen bereits die Gespräche und Planungen. Zuletzt kamen die Betroffenen am 13. August 2013 beim Landesverwaltungsamt in Weimar zusammen.

Gemeinden wie Seelingstädt oder Gauern, aber auch Umweltverbände erheben Einwände gegen die bisher vorliegenden Pläne, berichtet Schmidtke. Das betreffe vor allem die Fragen, wie viel Niederschlagswasser einmal auf die Deponie niedergehen wird, wie viel versickert, dann durch die radioaktiven Schlämme dringt und aufwendig gefaßt und gereinigt werden muß oder wieviel Wasser von der 241 Hektar großen Anlage in die Bäche abfließt.

Derzeit gehe die Entwurfsplanung davon aus, daß die Einzugsgrößen von Fuchs- und Culmitzschbach denen der Zeit vor dem Bergbau entsprechen. Doch die Landschaft habe sich durch die Sanierung, durch Verdichtung und Drainage verändert, urteilen die betroffenen Dörfer. Deshalb erwarten sie, daß deutlich mehr Wasser von dem Hochplateau in die Bäche strömen wird.

Die Krux dieser Mammut-Sanierung sei einerseits, daß möglichst wenig Wasser von der fertigen Deponie aus in die Bäche fließen, andererseits aber ebenso möglichst wenig Wasser in der Deponie versickern soll, erklärt Hans-Dieter Barth vom Kirchlichen Umweltkreis Ronneburg. Das zu verhindern, ist Aufgabe einer Abdeckschicht. Der Umweltkreis kritisiert die Entwurfsplanung auch in diesem Punkt. Er fordert, der Deckel, der auf die trocken gelegten Schlämme kommt, solle dichter werden und mineralisch sein, also auch aus Ton oder Lehm bestehen. "Nach der aktuellen Planung wird mehr Wasser versickern als es eigentlich müßte", wird Hans-Dieter Barth zitiert. Mit den Folgen, daß wohl über Jahrzehnte das eindringende Wasser gefaßt und gereinigt werden müsse. Dabei sei eine möglichst trockene Verwahrung der Schlämme das erklärte Ursprungsziel der Sanierung gewesen, erinnert der Umweltkreis.

In Culmitzsch lagern 85 Millionen Kubikmeter giftige Schlämme, deren radioaktives Langzeitpotenzial der Umweltkreis mit dem niedersächsischen Atommülllager Asse vergleicht. Es entstehe Deutschlands größte radioaktive Deponie - im Abstand von lediglich 200 Metern zum nächsten Dorf. "Die Menschen der Region müssen damit leben und das für die nächsten Jahrhunderte", betonte Hans-Dieter Barth.

Man habe jetzt schon eine Riesendeponie, es komme ja nichts mehr hinzu, heißt es in einem Kommentar zu Schmidtkes Beitrag in der OTZ. Die Anwohner würden es nicht anders kennen und die Wismut mache "Sanierung". Daher finde es wohl dort auch niemand merkwürdig, neben einem Endlager zu wohnen.


Der Artikel ist auf der Website des Strahlentelex zu finden unter
http://www.strahlentelex.de/Stx_13_640-641_S07-08.pdf

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Quelle:
Strahlentelex mit ElektrosmogReport, September 2013, Seite 7-8
Herausgeber und Verlag:
Thomas Dersee, Strahlentelex
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Oktober 2013