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AKTION/270: NABU-Vogelzählung in Bremen - Abstürzende Kohlmeisen (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 10. Januar 2017

NABU-Vogelzählung: Abstürzende Kohlmeisen

Zwischenergebnisse der Stunde der Wintervögel


- Rekordteilnahme von Menschen
- deutlich weniger Vögel gezählt
- fehlende Zuzügler aus Nord und Ost
- Usutu-Virus und Trichomonaden wirken sich aus

Als "hochspannende Bestätigung der Citizen-Science-Methodik" empfindet der Bremer NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann die Zwischenergebnisse der "Stunde der Wintervögel". Vermehrte Nachfragen aus der Bevölkerung nach einem möglichen Vogelschwund sind bei der Zählung bestätigt worden und eine der Ursachen gleich mit. Der bislang warme Winter bremste den Zugtrieb aus.

"Warum soll ich mich groß bewegen, wenn ich genug Futter finde?", scheinen sich viele nord-osteuropäische Meisen gesagt zu haben. Entsprechend stürzte der letztjährige Primus Kohlmeise auf den dritten Platz in Bremen ab. Ohne die russisch zwitschernden Kollegen ließ sich eben nur der heimische Bestand beobachten. "Schaut man sich die Länder-Ergebnisse an, sieht man ein deutliches Gefälle: Die Meisen-Wintergäste sind nur bis Berlin gekommen, in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg dagegen hat es die Meldungen glatt halbiert", erklärt Sönke Hofmann.

Aber nicht nur Kohlmeisen sind betroffen. Statt um die 30 Vogelindividuen pro Garten im langjährigen Mittel wurden in diesem Jahr nur 26 Vögel je Bremer Garten gemeldet - ein Rückgang von gut 13 Prozent. "Noch vor einem Jahr entsprachen die Zahlen den üblichen Werten", so der NABU. Damit bestätige die systematische Erfassung im Rahmen der Aktion die zahlreichen Meldungen von besorgten Bürgern.

Nicht ausgeschlossen werden kann jedoch, dass auch ein schlechter Bruterfolg bei Meisen und anderen Waldvögeln im vergangenen Frühjahr zur niedrigen Zahl an Wintervögeln in den Gärten beigetragen hat. Dies kann allerdings mit der nächsten großen Vogelzählung überprüft werden, wenn am zweiten Maiwochenende wieder tausende Vogelfreunde im Rahmen der "Stunde der Gartenvögel" die heimischen Vögel erfassen.

Für die Ableitung weiterer Bestandstrends tauge der relativ kleine Zählraum Bremen nicht recht, so Sönke Hofmann, "an der Ringeltaube und Heckenbraunelle bestätigt sich zwar der Bundestrend, dass sie diesen Winter auch in Bremen geblieben sind. Für Star und Singdrossel gilt das dann jedoch wieder nicht." Mit jedem Datenjahr werde die Aktion allerdings wertvoller und die Datenlage genauer.

Bundesweit beruhigend: Die Todesfälle unter Amseln durch den Usutu-Virus wirkten sich nicht auf den Gesamtbestand aus. "Allerdings kann man bereits mit einem Blick auf Meldungen erkennen, dass die Amselzahlen in den Virus-Ausbruchsgebieten niedriger sind als anderswo", betont Hofmann. Besorgniserregend sei dagegen der ungebremst anhaltende Rückgang des Grünfinken.

Seit Beginn der Zählung 2011 ist die Zahl der zart zirpenden Gartenbewohner in Bremen kontinuierlich um insgesamt 65 Prozent zurückgegangen. Fand man früher noch zwei und mehr Grünfinken pro Garten, ist es statistisch gesehen nun nur noch ein "Dreiviertel-Tier". Verantwortlich sei vermutlich das durch einzellige Trichomonaden hervorgerufene Grünfinkensterben, das vor allem an sommerlichen Vogelbädern auftritt, so der NABU.

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Quelle:
Pressemitteilung, 10.01.2017
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen
Tel.: 0421/33 98 77 2, Fax: 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Januar 2017

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