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AKTION/291: Der NABU Thüringen gibt Tipps zur Schwalbenhilfe (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - 7. April 2017

Wie hilft man jetzt am besten unseren Schwalben

Der NABU Thüringen gibt Tipps zur Schwalbenhilfe


Jena - Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer - lautet ein alt bekanntes Sprichwort. Laut des NABU Thüringen sind schon einige Schwalben aus ihren Winterquartieren in Thüringen eingetroffen. "Die ersten Rauchschwalben konnte ich schon im Raum Erfurt beobachten. Jetzt ist es wichtig für unsere Frühjahrsboten zu sorgen", sagt Tino Sauer, der Schwalbenbeauftragte des NABU Thüringen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten unsere Frühlingsboten zu unterstützen. Mit Kunstnestern, Lehmpfützen oder Kotbrettern kann man dabei schon einiges erreichen. So manchen Zeitgenossen stört der Kot der Vögel. Und wer schon einmal ein Schwalbennest über dem Eingang seines Hauses gehabt hat, kann dies auch ein bisschen verstehen. Ein einfaches Kotbrett mit 30 Zentimeter Tiefe etwa 50 bis 60 Zentimeter unterhalb des Nestrandes angebracht, kann hierbei schon schnelle Abhilfe schaffen. "Wichtig ist, dass die Schwalben noch frei zum Nest anfliegen können. Wir empfehlen die Kotbretter erst dann anzubringen, wenn die Jungen geschlüpft sind", rät der Schwalbenexperte. "Wenn man das Brett vorher montiert, kann es passieren, dass die Schwalben das Nest aufgeben und sich einen anderen Nistplatz suchen."

Überall dort, wo Schwalben zu wenig Lehmboden für den Nestbau finden, freuen sie sich auch über Kunstnester. Dabei sollte man beachten, dass die Kunstnester für Mehl- und Rauchschwalben unterschiedlich gestaltet sein müssen. "Rauchschwalbennester liegen meist im Inneren von Gebäuden. Man unterstützt die Tiere, in dem man die Einflugmöglichkeiten an Ställen, Scheunen und Tordurchfahrten offen hält", erklärt Tino Sauer.

Im April ist auch eine gute Gelegenheit um Lehmpfützen für Schwalben anzulegen und feucht zu halten. Die kleinen Untermieter nutzen den Lehm als Baumaterial. Die Pfütze sollten möglichst den ganzen Sommer über feucht gehalten werden.

Das aller Wichtigste ist aber die Schwalbennester am Haus zu dulden. "Nester von Mehl- und Rauchschwalben unterliegen einem besonderen Schutz, der im Bundesnaturschutzgesetz geregelt ist. Wer Schwalbennester zerstört, kann mit einer Geldbuße bestraft werden", mahnt der Schwalbenexperte.

In Thüringen würdigt der NABU Menschen, die Schwalbennester an oder in ihren Gebäuden erhalten und dulden sowie sich anderweitig für den Schwalbenschutz einsetzen, mit einer Plakette und einer Urkunde. Interessierte können sich jetzt beim NABU Thüringen bewerben:
www.NABU-Thueringen.de/Schwalben



Zusatzinformationen:

Kurzporträts der in Thüringen vorkommenden Schwalbenarten

In Thüringen kommen Rauch- und Mehlschwalbe sowie die Uferschwalbe vor. Hier finden Sie die Kurzporträts der in Thüringen vorkommenden Schwalbenarten.

Die Mehlschwalbe

Wissenschaftlich wird die Mehlschwalbe Delichon urbicum genannt. Der Name ist eine Kombination aus griech. chelidon = Schwalbe und lat. urbicus = städtisch. Ihren deutschen Namen verdankt die Mehlschwalbe ihrer rein weißen Unterseite, als hätte sie sprichwörtlich im Mehl gesessen.

Mehlschwalben sind die einzigen europäischen Singvögel mit weiß befiederten Beinen und Füßen. Der Schwanz ist schwach gegabelt und ihr Gefieder glänzt metallisch blauschwarz. Von anderen Schwalben unterscheidet sie sich sehr gut durch ihre leuchtend weiße hintere obere Rückenpartie, die man auch Bürzel nennt. Zu finden sind Mehlschwalbennester meist an Hausfassaden direkt unterhalb des Dachvorsprungs. Sie bestehen aus reinem Lehm und sind halbkugelförmig gebaut. Diese Schwalbenart zählt zu den Langstreckenziehern, die südlich der Sahara überwintern. Mehlschwalben legen eine jährliche Zugstrecke von bis zu 20.000 Kilometern zurück und überqueren das Mittelmeer und die Sahara im Non-Stop-Flug. Die tägliche Flugstrecke kann dabei 1.000 Kilometer oder mehr betragen.

Die Rauchschwalbe

Der wissenschaftliche Name der Rauchschwalbe Hirundo rustica kommt von lat. hirundo = Schwalbe und rusticus = bäuerlich. Der deutsche Name Rauchschwalbe rührt daher, dass sie früher gerne in Schornsteinen und Rauchfängen brütete.

Die Rauchschwalbe unterscheidet sich von anderen Schwalben durch ihre sehr auffälligen langen Schwanzspieße. Das Gefieder ist metallisch schwarzblau glänzend, die Bauchseite weiß und das Gesicht hat eine rotbraune Maske. Ihre Nester befinden sich im Inneren von Gebäuden, wie zum Beispiel in Ställen, Schuppen oder Garagen. Die Nester sind oben offen und aus Lehm mit Pflanzenfasern gebaut. Rauchschwalben sind ebenfalls Langstreckenzieher, sie überwintern südlich der Sahara. Vor ihrem Flug dorthin sammeln sie sich an Massenschlafplätzen.

Die Uferschwalbe

Die wissenschaftliche Bezeichnung der Uferschwalbe lautet Riparia riparia. Diese leitet sich vom lateinischen Wort ripa = Ufer ab. Sie spielt, genauso wie der deutsche Name, auf den Lebensraum der Uferschwalben an.

Die Uferschwalbe ist die kleinste einheimische Schwalbenart. Ihre Oberseite ist stumpf grau bis erdbraun gefärbt. Die Unterseite und der Hals sind weiß. Als Koloniebrüter gräbt sie bis zu ein Meter lange Brutröhren in sandige oder lehmige Steilufer. Wegen dieses besonderen Lebensraumes ist die Uferschwalbe nicht flächendeckend verbreitet. Sie zählt zu den Sprintern unter den Schwalben und kann bei der Jagd auf Nahrungsinsekten bis zu 50 km/h schnell fliegen. Uferschwalben überwintern in West-, Zentral- oder Ostafrika, häufig zusammen mit anderen Schwalben- und Seglerarten.

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Quelle:
Pressemitteilung, 07.04.2017
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. April 2017

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