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INITIATIVE/390: Bürger forschen in einem wissenschaftlichen Projekt der Universität Greifswald (idw)


Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald - 29.06.2017

Bürger forschen in einem wissenschaftlichen Projekt der Universität Greifswald


"Spaß am Erkenntnisgewinn" ist das zentrale Anliegen des Citizen Science-Projekts "Forschung. Umweltbildung. Naturschutz - Mit F.U.N. in die Wildnis". Start für das Bürgerforschungsprojekt war am 29. Juni 2017 in Wooster Teerofen im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide in Mecklenburg-Vorpommern. Über die Onlineplattform www.fledermausfun.de können sich Interessierte an Fledermaus- und Naturschutzforschung beteiligen. Das Projekt wird mit 390.000 Euro von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert.

Anders als in vielen ähnlichen Citizen Science-Projekten beschränkt sich die Bürgerbeteiligung bei F.U.N. nicht nur auf das Sammeln von Daten. Die interessierten Hobbywissenschaftlerinnen und - wissenschaftler können am gesamten Wissensprozess - von der Fragestellung über die Datenanalyse bis hin zur deren Interpretation - teilhaben und das unabhängig von Alter und Vorkenntnissen. Ziel ist es, der breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit zur Teilhabe an aktueller Wissenschaft zu bieten, die in konkreten Handlungsempfehlungen für den Naturschutz mündet. Spezielle Angebote wurden vor allem für Schülerinnen und Schüler entwickelt. Für Interessierte, die keine Daten auswerten wollen, bietet die Onlineplattform viele Tipps und Informationen über Fledermäuse und Naturschutz im Allgemeinen.

Das Onlineportal

Um dieses Angebot überregional anbieten zu können, wurde das Onlineportal http://www.fledermausfun.de eingerichtet. Um bei der Auswertung eine hohe Datenqualität abzusichern, werden Interessierte nach dem ersten LogIn zunächst zu einer Onlineschulung geleitet. Wenn diese absolviert wurde, wird das gerade erworbene Wissen anhand beispielhafter Testdaten überprüft. Verläuft der Test erfolgreich, dürfen die Teilnehmer die Daten analysieren, die automatisiert in der Nossentiner/Schwinzer Heide gewonnen werden. Ein Datensatz gilt als ausgewertet, sobald er von mindestens zwei unterschiedlichen Teilnehmern auf die gleiche Weise analysiert wurde. Diese Datensätze werden anschließend nochmals stichprobenartig vom F.U.N.-Projektteam überprüft und zusammengeführt. An den daraus resultierenden Publikationen werden die Bürgerwissenschaftlerinnen und - wissenschaftler beteiligt.

Angebote für Schulen

Für Schulen aller Klassenstufen und Schularten sowie für Kindergärten bietet die Online-Plattform außerdem didaktisch aufbereitete Unterrichtskonzepte, die sich am Lehrplan orientieren. Es werden kostenlose Materialien mit Stundenkonzepten, Arbeitsmaterialien, Lernzielen und Hintergrundinformationen für die Lehrkräfte bereitgestellt. Darüber hinaus werden Lehrerinnen und Lehrer eingeladen, die Datensätze im Unterricht auszuwerten und so die Unterrichtsstunden oder den Projektunterricht praxisnah zu gestalten. Getestet werden die Unterrichtskonzepte zunächst mit Partnerschulen aus Mecklenburg-Vorpommern und Bayern und unter Beteiligung der Fachdidaktik Biologie der Universität Rostock.

Die Projektregion

Der Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide eignet sich für das Projekt in besonderer Weise. Das Großschutzgebiet befindet sich in weiten Teilen im Wandel zu einem naturnahen Lebensraum vieler seltener Tier- und Pflanzenarten. Hier findet seit über 30 Jahren "bürgerliche" Forschung an den zehn im Naturpark vorkommenden Fledermausarten statt. Deren Populationen bilden den Forschungs- und Bildungsschwerpunkt des Projektes.

Dank zahlreicher Initiativen und Aufklärungskampagnen sind Fledermäuse mit ihrem für Säugetiere einzigartigem Flug und ihrer Orientierung mittels Echoortung in völliger Dunkelheit in den vergangenen Jahren zu Sympathieträgern in weiten Teilen der Bevölkerung geworden. Zudem sind alle in Deutschland vorkommenden Arten geschützt und daher für den Naturschutz relevant. Da Fledermäuse mit Hilfe moderner Techniken vergleichsweise leicht beobachtet und automatisiert überwacht werden können, eignen sie sich gut für ein Citizen Science-Projekt. Dies geschieht beispielsweise über kleine Tiertransponder, ähnlich wie sie auch bei Haustieren verwendet werden. Aus den durch F.U.N. gewonnenen Erkenntnissen zum Schutz der Fledermäuse sollen Prinzipien erarbeitet werden, die sich nach einer erfolgreichen Testphase in der Nossentiner/Schwinzer Heide für bundesweite Schutzempfehlungen eignen.

Weitere Informationen
http://www.uni-greifswald.de/fledermausfun
http://www.fledermausfun.de

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder unter:
http://idw-online.de/de/news677380
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution65

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Jan Meßerschmidt, 29.06.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juli 2017

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