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INSEKTEN/276: Das Verschwinden der Schmetterlinge (DeWiSt)


Deutsche Wildtier Stiftung - 21. August 2017

Das Verschwinden der Schmetterlinge

Die Deutsche Wildtier Stiftung veröffentlicht vorab erste Ergebnisse aus dem Statusbericht von Prof. Dr. Reichholf


Hamburg, 21. August 2017. Der Rückgang der Insekten ist in aller Munde. Davon betroffen sind auch die Schmetterlinge, die den Menschen durch ihre Vielfalt und Farbenpracht besonders nah sind. Die Deutsche Wildtier Stiftung hat den renommierten Biologen Prof. Dr. rer. nat. Josef H. Reichholf beauftragt, einen Statusbericht zum "Verschwinden der Schmetterlinge" zu erstellen, in dem er seine über vier Jahrzehnte an verschiedenen Standorten durchgeführten Arbeiten mit einbezieht. Danach bestätigt sich ein dramatischer Rückgang in der Artenvielfalt. Auch die Zahl der Individuen ist stark rückläufig.

"Das sollte ein Alarmsignal für ganz Deutschland sein", sagt Prof. Dr. Reichholf, der heute auf einer Pressekonferenz der Deutschen Wildtier Stiftung in Hamburg die Ergebnisse im Einzelnen vorgestellt hat. Das Verschwinden der Schmetterlinge hat nicht nur eine emotional- ästhetische Bedeutung: "Die Funktion von Schmetterlingen im gesamten Ökosystem wird häufig unterschätzt", betont Reichholf. "Sie bestäuben Pflanzen und sind wiederum eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel und Säugetiere."


Ein Schmnetterling auf Blüten - Foto: © J.H. Reichholf/Dt. Wildtierstiftung

Kaisermantel
Foto: © J.H. Reichholf/Dt. Wildtierstiftung

Bei den Schmetterlingen ist die Gruppe der Tagfalter besonders gut untersucht. Über 50 Prozent stehen heute auf der Roten Liste Deutschlands. "Unstrittig ist, dass der landwirtschaftlichen Nutzung eine Schlüsselrolle zukommt", betont der Wissenschaftler. "Dies zeigt sich im Vergleich mit den Schmetterlingsarten, die in unseren Wäldern leben; dort ist der Rückgang verglichen mit der Feldflur weniger dramatisch." Da rund 50 Prozent der Fläche Deutschlands aus Äckern und Wiesen besteht, sind sie schon vor dem Hintergrund ihrer quantitativen Bedeutung der zentrale Lebensraum der Schmetterlinge.

"Der Handlungsbedarf zum Schutz und zur Förderung der Schmetterlinge ist hoch. Wir brauchen endlich eine naturverträglichere Landwirtschaft und wir müssen Lebensräume für Schmetterlinge auch in unseren Städten schaffen", fordert Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung. "Insbesondere der zunehmende Maisanbau für die Erzeugung von Biogas gefährdet die Artenvielfalt und damit auch die Schmetterlinge. Die Förderung der Biogaserzeugung aus Mais über das Erneuerbare-Energien-Gesetz muss beendet werden."


Die Forderungen der Deutschen Wildtier Stiftung:
Naturverträgliche Landwirtschaft

Mehr Kulturpflanzenvielfalt auf dem Acker und Anteil des Grünlandes erhöhen! Die Förderung der Biogaserzeugung aus Mais beenden! Stickstoffeinsatz senken! Und Pestizidverbrauch reduzieren! Ökologisch und wildtierfreundlich wirtschaften und die Agrarpolitik im Sinne der Wildtiere umbauen!

Schmetterlingsfreundliche Städte

Öffentliche Grünanlagen schmetterlingsfreundlich gestalten und pflegen! Augenmaß bei der Nachverdichtung der Stadtzentren! Übertriebene Beleuchtung reduzieren und Anreize für "Schmetterlings-Gärten" schaffen!

Forschung

Forschung zu den Ursachen des Rückgangs von Schmetterlingen verstärken und das deutschlandweite Monitoring ausbauen! Bund-Länder-Aktionsplan zum Insektensterben initiieren!

Raute


Viele Deutsche vermissen die Schmetterlinge

Repräsentative Umfrageergebnisse des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Deutschen Wildtier Stiftung

Hamburg, 21. August 2017. Eine repräsentative Umfrage der Deutschen Wildtier Stiftung, die vom Allensbach Institut durchgeführt wurde, belegt, dass eine große Mehrheit der Deutschen wahrgenommen hat, dass es immer weniger Schmetterlinge gibt. Sie finden die Verarmung der Natur problematisch. 77 Prozent der Befragten gaben an, dass sie immer weniger Schmetterlinge sehen. 73 Prozent finden, dies ist ein "großes" oder sogar "sehr großes" Problem. Dabei zeigt sich, dass die meisten Bürger sehr gut über die wahrscheinlichen Ursachen des Rückgangs informiert sind. 72 Prozent betrachten Lebensraumverlust als Hauptursache, insbesondere den Mangel an artenreichen Blumenwiesen. Damit stimmt der Eindruck der Bevölkerung mit dem überein, was Fachleute für die Hauptursachen des Schmetterlingsschwundes betrachten. Insgesamt hat das Wissen über die Biologie der Schmetterlinge deutlich zugenommen. 1998 waren nur 38 Prozent der Befragten in der Lage, die Entwicklung eines Schmetterlings korrekt zu beschreiben (Ei-Raupe-Puppe-Schmetterling). Heute können das immerhin 52 Prozent. Schmetterlinge sind die beliebtesten Insekten. Bei einer Auswahl aus 15 insektengruppen wurden Schmetterlinge mit Abstand als die Beliebteste genannt (81 Prozent). Sie überflügeln damit sogar die Bienen. Allerdings trifft dies nur auf die Tagfalter zu. Nachtfalter, die zoologisch zur gleichen Ordnung gehören, sind bei weitem nicht so beliebt.



weitere Informationen:
www.DeutscheWildtierStiftung.de

Unsere Forderungen zum Schutz der Insektenwelt
https://www.deutschewildtierstiftung.de/content/10-presse/1-pressemitteilungen/dewsit_schmetterlinge_forderungen.pdf

Viele Deutsche vermissen Schmetterlinge - Ergebnisse der Umfrage
https://www.deutschewildtierstiftung.de/content/10-presse/1-pressemitteilungen/dewist_umfrage_schmetterlinge.pdf

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Quelle:
Deutsche Wildtier Stiftung
Pressemitteilung, 21.08.2017
Christoph-Probst-Weg 4, 20251 Hamburg
Telefon: 040/9707869-0, Fax: 040/9707869-99
E-Mail: Info@DeWiSt.de
Internet: www.DeutscheWildtierStiftung.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. August 2017

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