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MELDUNG/110: Lebensraumverlust und Jagd - Dramatischer Bestandsrückgang des Feldhasen in NRW (BUND NRW)


BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. - 26. März 2013

Feldhase in Gefahr: Dramatischer Bestandsrückgang in NRW

BUND: Verfehlte Agrarpolitik, Zerschneidung der Landschaft und Bejagung sind Hauptursachen



Düsseldorf, 26.03.2013 - Der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt vor einem dramatischen Bestandsrückgang des Feldhasen. Zwischen 2007 und 2012 sei die NRW-Population von Lepus europaeus nach verlässlichen Schätzungen um 45 Prozent zurückgegangen. Hauptgrund dafür sei die Zerstörung seines Lebensraums: Äcker und Wiesen würden immer häufiger bearbeitet, immer öfter gedüngt und mit Pestiziden behandelt. Feldraine, Brachen und Ackerrandstreifen und damit überlebenswichtige Strukturen für den Feldhasen und andere Arten der Agrarlandschaft würden weiter an Fläche abnehmen.

Um diesen negativen Trend zu stoppen bedarf es laut BUND eines Systemwechsels in der europäischen Agrarpolitik. "Ein wesentlicher Schlüssel zur Förderung der natürlichen Vielfalt in unserer Agrarlandschaft ist die Förderung bäuerlicher Betriebe und ihrer naturschonenden Nutzungsvielfalt. Leider setzen die schwarz-gelbe Regierung und ihre Politiker auf EU-Ebene stattdessen nur auf industriellen Anbau und Tierproduktion", sagte Holger Sticht, stellvertretender Landesvorsitzender des BUND.

In einer intakten Landschaft sei es für den Feldhasen einfacher, widrige Witterungsverhältnisse wie in diesem März zu kompensieren. "Feldhasen mögen es am liebsten trocken. Doch nass-kalte Monate hat es unseren Breiten immer wieder gegeben, ohne dass es dem Feldhasen dauerhaft geschadet hätte", sagte Sticht. Durch drei bis vier Würfe pro Jahr kann er die Verluste in diesem Frühjahr normalerweise ausgleichen. Doch es mangelt ihm inzwischen an Nahrung und Deckung, um sich wie früher erfolgreich vermehren zu können.

Ein weiteres Problem sei die "Zerschneidung" der Landschaft und damit verbundene Verluste im Straßenverkehr. 2011/2012 wurden laut Statistik des Landesbetriebs Wald und Holz über 18.000 Hasen tot aufgefunden, die Dunkelziffer dürfte um ein vielfaches höher ausfallen. "Wir brauchen deutlich mehr Querungshilfen an viel befahrenen Straßen, um den Feldhasen zusammenhängende und ausreichend große Lebensräume zu bieten", so der Naturschutzexperte Sticht.

Aber auch die direkte Verfolgung durch die Jagd sei ein erhebliches Problem. Die Strecke des Jagdjahres 2011/2012 weist allein für NRW 92.000 abgeschossene Feldhasen auf. Es sei wichtig, dass der Feldhase bei der anstehenden Novellierung des Landesjagdgesetzes von der Liste der jagdbaren Arten genommen wird.

"Wenn unsere Kindeskinder auch weiterhin Osterhasen in natura erleben sollen, müssen wir den Abschuss des Feldhasen abschaffen", sagte Sticht.

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Quelle:
Presseinformation, 26.03.2013
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/30 20 05-22, Fax: 0211/30 20 05-26
Redaktion: Dirk Jansen, Pressesprecher
E-Mail: dirk.jansen@bund.net
Internet: www.bund-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. März 2013