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MELDUNG/334: Wildkatzen in Südbayern - Ergebnispräsentation bei Tagung in Freising (BN)


Bund Naturschutz in Bayern e.V. - München, 9. Februar 2016

Wildkatzen in Südbayern: Ergebnispräsentation bei Tagung in Freising


Die Wildkatze breitet sich von Nordbayern kommend allmählich auch in Südbayern aus, insbesondere in Schwaben. Das wissen wir dank des beispiellosen Engagements von inzwischen rund 700 ehrenamtlichen "Wildkatzendetektiven", die seit 2012 in Bayern nach der scheuen Waldbewohnerin suchen. Am 6. Februar stellten der BUND Naturschutz, das Landwirtschaftsministerium und die Bayerischen Staatsforsten die Ergebnisse der Suchaktion des Jahres 2015 vor 130 Teilnehmern in Freising vor.

Am vergangenen Samstag fand an der Hochschule in Freising die Abschlussveranstaltung der Wildkatzenerfassung in Südbayern statt. 130 Teilnehmern stellten das Landwirtschaftsministerium, die Bayerischen Staatsforsten und der BN die Ergebnisse der letztjährigen Erfassung vor. Durch eine weltweit einmalige Untersuchung der Wildkatzenbestände mit einem bespiellosen ehrenamtlichen Einsatz wissen wir heute: Die Wildkatze breitet sich von Nordbayern kommend allmählich auch in Südbayern, insbesondere in Schwaben, aus.

In Bayern war die Wildkatze um 1920 durch jagdliche Verfolgung ausgestorben. 1984 startete der BUND Naturschutz eine erfolgreiche Wiedereinbürgerungs-Aktion und setzte bis 2009 vor allem im Spessart über 600 Wildkatzen aus. Dort entwickelte sich das erste reproduzierende bayerische Wildkatzenvorkommen. Von den laubholzreichen Wäldern des Spessarts, der Rhön und den Haßbergen breitet sich die Art seit etwa zehn Jahren über den Jurabogen in Richtung Südbayern aus.

Die in Freising vorgestellten Untersuchungsergebnisse aus Südbayern zeigen, dass die Rückkehr einer ausgerotteten Art viel Geduld braucht: Trotz des Einsatzes von ca. 1.100 Lockstöcken durch 300 ehrenamtliche BN-Mitarbeiter und die Mitarbeiter der Bayerischen Staatsforsten im Frühjahr 2015 wurden in Südbayern nur an 17 Lockstöcken Wildkatzenhaare nachgewiesen. Die ersten Wildkatzen wurden nachgewiesen in den Landkreisen Donau-Ries, Dillingen, Neuburg-Schrobenhausen, Eichstätt, Kelheim, Augsburg, Unterallgäu und Freyung-Grafenau. Trotz beispiellosem Aufwand gelangen keine Nachweise in den waldarmen Bereichen im Südosten und Osten von Bayern, auch die Alpen wurden von der Art bislang nicht erreicht.

Die Lockstockmethode - Katzen lieben Baldrian

Um an diese Nachweise zu gelangen, setzt der BN eine elegante und effiziente Methode ein. Baldrian lockt die scheuen Katzen an. Raue Holzstäbe als "Lockstöcke" werden an geeigneten Stellen in den Waldboden gesteckt und mit Baldrian-Lösung besprüht. Reiben sich Wildkatzen daran, so bleiben einige Haare, eingeklemmt im Holz, zurück. Die abgesammelten Haare werden genetisch untersucht. Nur so können Wildkatzen von oft ähnlich gefärbten Hauskatzen sicher unterschieden werden. In Bayern führt diese Analysen das Bayerische Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP, Teisendorf, Oberbayern) durch.


Eine bayerische Ureinwohnerin

Die Europäische Wildkatze ist eine echte Ureinwohnerin - sie durchstreifte unsere Wälder schon lange bevor die Römer die ersten Hauskatzen aus Afrika mitbrachten. Deutschlandweit wurde sie durch intensive Bejagung fast ausgerottet. Heute ist sie streng geschützt. In Bayern rechnen die Experten des BN aktuell mit ca. 600 Tieren.

In Freising dankten Hubert Bittlmayer, Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Markus Kölbel von den Bayerischen Staatsforsten und Hubert Weiger, Vorsitzender des BN den Vertretern der 300 Mitwirkenden für ihr wochenlanges Engagement in den Wäldern. Hubert Bittlmayer kündigte an, den erfolgreichen "Aktionsplan Wildkatze" seines Hauses fortzuschreiben und zu prüfen, wie der Wildkatze im waldarmen Südostbayern bessere Wanderbedingungen geschaffen werden können. Ministerium, Bayerische Staatsforsten und BN waren sich einig, die gemeinsamen Aktivitäten fortzusetzen.

Hubert Weiger stellte fest: "Dank der Förderung des Landwirtschaftsministeriums gelang ein beispielhaftes Gemeinschaftsprojekt für die Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern in die Wissenschaft als sogenanntes "Citizen Science"-Projekt. Laien und Wissenschaftler sind gemeinsam der Wildkatze in Bayern auf die Spur gekommen - in einem Umfang, wie er bislang nicht möglich war. Die faszinierenden Ergebnisse belegen jedoch auch, dass es noch ein bis zwei Jahrzehnte dauern wird, bis sich die Wildkatze wirklich in südbayerischen Wäldern etabliert hat. Wildkatzenfreunde brauchen also einen langen Atem und die Wildkatze braucht weitere Schutzmaßnahmen".

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Quelle:
Presseinformation, 09.02.2016
Herausgeber:
Bund Naturschutz in Bayern e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Februar 2016

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