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MELDUNG/384: Erneutes Amselsterben durch Usutu-Virus auch in NRW (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 23. September 2016

Erneutes Amselsterben durch Usutu-Virus auch in NRW

NABU bittet Bevölkerung um Mithilfe


Düsseldorf - Im Sommer 2011 und 2012 trat das tropische Usutu-Virus, das durch Stechmücken auf Vögel übertragen wird, erstmalig in Deutschland auf. Dies machte sich durch ein regional massives Amselsterben bemerkbar, das sich im Wesentlichen auf die wintermilden Regionen entlang des Rheins und der Unterläufe von Neckar und Main beschränkte. Auch Nordrhein-Westfalen war davon betroffen. Nach längerer Pause scheinen Amseln in NRW nun einem erneuten Ausbruch der Infektion zum Opfer zu fallen. In den letzten Wochen gingen vermehrt entsprechende Meldungen totgefundener Amseln beim NABU NRW ein.

Die meisten Meldungen kranker und toter Amseln stammen aus den bereits zuvor betroffenen wärmebegünstigten Regionen Deutschlands entlang des gesamten Rheintals. In NRW besonders betroffen scheint der Kreis Kleve. Weitere Verdachtsmeldungen erreichten den NABU aber auch aus bisher nicht betroffenen Regionen, in NRW z.B. aus dem Kreis Minden-Lübbecke. Inzwischen konnten Forscher des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg für einige der deutschlandweit gemeldeten Fälle bestätigen, dass das Usutu-Virus tatsächlich die Todesursache ist. Auch in Frankreich, Belgien und den östlichen Niederlanden wurde das Virus in diesem Jahr bereits in toten Vögeln nachgewiesen.

Der NABU ruft deshalb wieder dazu auf, offensichtlich erkrankte oder tote Tiere online unter www.nabu.de/usutu zu melden. Zudem wird die Bevölkerung gebeten, Totfunde dem Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg zur Untersuchung zur Verfügung zu stellen. Dabei sollte die Meldung kranker oder toter Tiere möglichst mit genauen Angaben zu Fundort, Funddatum und den näheren Umständen des Fundes erfolgen. Tote Vögel sollten baldmöglichst eingesammelt und frischtot eingeschickt werden. Dabei sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:

? Obwohl nach aktuellem Wissenstand keine Infektionsgefahr von den Vögeln ausgeht, wird zum Hantieren mit toten Vögeln das Verwenden von Handschuhen oder einer umgestülpten Plastiktüte sowie eine anschließende Händereinigung empfohlen.

? Idealerweise sollten die Vögel, die maximal einen Tag tot sein sollten, mit einem Tiefkühlakku versehen und gut gepolstert versendet werden. Allerdings sollten die Vögel zuvor selbst nicht tiefgekühlt werden, da Eiskristalle das Virus zerstören. Bei hohen Temperaturen ist zudem eine Isolation mit Styropor sinnvoll.

• Und hierhin können die toten Tiere geschickt werden:

Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI),
Dr. Jonas Schmidt-Chanasit,
Bernhard-Nocht-Straße 74, 20359 Hamburg,
Tel. 040-42818-959, Fax 040-42818-941

In der Regel nehmen zudem die Untersuchungsämter aller Bundesländer die Tiere an und leiten diese weiter. Privatpersonen können den Amtstierarzt des Kreises aufsuchen, der üblicherweise die toten Vögel über die Amtsstelle an das jeweilige Untersuchungsamt leitet.

Der weitere Verlauf des Auftretens von Usutu-Erkrankungen lässt sich schwer vorhersagen. Die Vermehrung und Verbreitung der Viren hängt vor allem von der Witterung in den Sommermonaten ab: je wärmer der Sommer umso mehr Viren, Stechmücken und infizierte Vögel sind zu erwarten. Andererseits geht man davon aus, dass die Vögel zunehmend individuell erworbene Resistenzen gegen dieses neue Virus entwickeln, so dass sich das Virus vermutlich räumlich weiter ausbreiten, aber nicht mehr zu so offensichtlichen Massensterben wie im Jahr 2011 führen wird. Stattdessen ist zu erwarten, dass es in den betroffenen Gebieten zu zyklisch wiederholten Ausbrüchen kommen wird, sobald eine Generation von Amseln mit erworbener Resistenz von der nächsten Amselgeneration abgelöst wird.

Weitere Informationen zum Amselsterben
sowie Tipps zur Einsendung toter Vögel unter
www.nabu-nrw.de und direkt unter www.nabu.de/usutu.

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 58/2016, 23.09.2016
NABU Nordrhein-Westfalen
Völklinger Straße 7-9, 40219 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
E-Mail: Presse@NABU-nrw.de
Internet: www.nabu-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. September 2016

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