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PFLANZEN/129: Zweiblättrige Waldhyazinthe - Orchidee des Jahres 2011 (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 160 - Februar/März 2011
Die Berliner Umweltzeitung

Wiesenpflanze mit betörendem Duft

Zweiblättrige Waldhyazinthe - Orchidee des Jahres 2011

Von Christoph Vinz


Seit 1989 gibt es die Wahl einer "Orchidee des Jahres", ausgerufen von den Arbeitskreisen Heimische Orchideen (AHO). Damit soll auf aktuelle Gefährdungen inzwischen selten gewordener Arten hingewiesen werden. So wurde in den letzten Jahren das Interesse der Öffentlichkeit auf den Frauenschuh oder das Männliche Knabenkraut gelenkt.

Wer beim Wort "Orchidee" an exotische Treibhausgewächse oder undurchdringliche Urwälder denkt, liegt zwar nicht falsch, sollte aber wissen dass auch hierzulande diese exotische Pflanze sowohl an Trockenrasenhängen wie auch auf feuchten Wiesen zu finden ist.

Von den in Deutschland grundsätzlich unter Naturschutz stehenden Orchideen sind derzeit noch etwa 60 Arten bekannt.

Für 2011 ist die zwischen 20 und 50 Zentimeter hoch wachsende Zweiblättrige Waldhyazinthe (Platanthera bifolia) als Orchidee des Jahres erwählt worden.

Die in der Blütezeit stark duftende Pflanze kommt nur noch auf naturnahen Wiesen unserer Mittel- und Hochgebirge vor. Sie ist in ganz Deutschland als gefährdet eingestuft und findet sich in Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen.

Das sensible Gewächs ist an zwei eng zusammenstehenden Pollenpaketen und einem langen Sporn an jeder Blüte zu erkennen. Zwischen Juni und Juli blüht diese Orchidee.

In Finnland gilt die Zweiblättrige Waldhyazinthe als "Duftpflanze der Sommernächte", deren hyazinthenähnlicher Geruch durch die aromatischen Ester der Blüten (Größe 10 bis 16 Millimeter) gebildet wird. Mit diesem angenehmen Lockstoff umwerben die Orchideen vor allem nachtaktive Schwärmer , die dann mit ihrem Saugrüssel in engen Kontakt mit den fest zusammen stehenden Blütenstaubfächern geraten und so die Pollen weiterverbreiten.

Unsere exotische Pflanze wird leider durch die Trockenlegung von Mooren, Wiesen und Heiden sowie durch Gülle- und Düngereinsatz in ihrer Existenz bedroht.

Die Zweiblättrige Waldhyazinthe fühlt sich auf mäßig feuchten, sauren bis basischen Böden ausgesprochen wohl. Daher finden wir sie vor allem im extensiven, schwach bodensauren Grünland (Wiesenstandorte).

Andere, im deutschen Sprachraum gebräuchliche Namen sind: Weiße oder Zweiblättrige Waldhyazinthe, - Kuckucksblume oder -Breitkölbchen.


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Quelle:
DER RABE RALF - 21. Jahrgang, Nr. 160 - Februar/März 2011
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de

Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: 10 Euro/halbes Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. April 2011