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SÄUGETIERE/277: Das Schwinden der Großen Menschenaffen (WWF Magazin)


WWF Magazin 3/2009
WWF Deutschland - World Wide Fund For Nature

Das Schwinden der Großen Menschenaffen

Von Stefan Ziegler & Frank Barsch, WWF


Fast jeder, der schon einmal in das Gesicht eines Menschenaffen geschaut hat, spürt eine tiefe Verbundenheit. Ob die Affen auch uns als nahe Verwandten wahrnehmen - wer weiß? Keine Zweifel bestehen hingegen, dass besonders der Riese unter den Menschenaffen, der Gorilla, unsere Fantasie beflügelte. Seit der Afrikaforscher Paul Belloni Du Chaillu vor etwa 150 Jahren als vermutlich erster Europäer einen Gorilla sah und in seinen Reiseaufzeichnungen beschrieb, brach in der westlichen Welt ein wahres Gorillafieber aus. Schnell wurde aus dem Gorilla ein Monsteraffe, der Menschen raubte und es vor allem auf Frauen absah - ein Freibrief für Großwildjäger, Gorillas zu erlegen und dafür noch Lob zu kassieren.


King Kong live

Im Gegensatz zur Filmlegende aus dem Jahr 1933 hat sich 2007 im Rotterdamer Zoo eine wahre Geschichte abgespielt. Dort sprang Gorillamann Bokito über einen vier Meter breiten Wassergraben, packte eine Besucherin am Arm, schleifte sie einige Meter mit und verletzte sie schwer. Danach warf er in einem nahe gelegenen Restaurant Tische und Stühle um.

Die Nachforschungen ergaben, dass der Gorillamann die Besucherin kannte, da sie ihn fast täglich besuchte. Was genau den Angriff des Gorillamannes ausgelöst hat, blieb ungewiss. Doch das Medienecho war extrem groß, bestätigte der Vorfall doch das uralte Klischee vom frauenfixierten und unbändigen Riesenaffen.

In der Wildnis jedoch sind Gorillas zumeist ganz anders. Forschungen ergaben: Es sind meist friedliche Tiere, die in der Wildnis nur bei Bedrohung angreifen. Viel lieber beschäftigen sie sich mit der Nahrungsaufnahme. Als Vegetarier, die sich hauptsächlich von kalorienarmer pflanzlicher Kost ernähren, verbringen sie einen Großteil ihres Tages mit Fressen. Gorillas sind intelligent und sozial: Sie leben in Familienverbänden aus mehreren Weibchen mit vier bis fünf Jungtieren und einem dominanten Männchen, dem Silberrücken. Ihren Tagesrhythmus können sie in freier Wildbahn allerdings immer weniger ungestört einhalten.


Düstere Aussichten

Denn der Lebensraum der Menschenaffen, der tropische Regenwald, fällt der Zerstörung durch Säge und Axt zum Opfer. Rücksichtsloser Holzeinschlag hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen und Wälder geschädigt. Zudem werden Wälder in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt. Selbst im Virunga-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo rodeten im Sommer 2004 Siedler innerhalb weniger Tage illegal 1500 Hektar Wald Lebensraum der Berggorillas.

Straßenbau, Bergbau und andere Infrastrukturprojekte setzen den Menschenaffen ebenfalls zu. Zudem öffnen sie den Dschungel für immer mehr Wilderer. Menschenaffen werden auch ihres Fleisches wegen gejagt. Nach einer neuen Untersuchung von TRAFFIC, dem gemeinsamen Artenschutzprogramm des WWF und der Weltnaturschutzunion IUCN, werden jährlich bis zu 6000 Menschenaffen in Afrika getötet und als Buschfleisch gehandelt. Roland Melisch, internationaler Programmleiter bei TRAFFIC, nennt eine mögliche Ursache: "Die zunehmende Verstädterung der Bevölkerung in Zentralafrika scheint die Nachfrage nach Buschfleisch zu erhöhen." Es gilt dort als Statussymbol und ist sehr begehrt.

Auch tödliche Krankheiten fordern immer wieder ihren Tribut. In Teilen von Gabun und der Republik Kongo sind bis zu 90 Prozent der Gorillapopulationen dem tödlichen Ebolavirus zum Opfer gefallen. Die reduzierten Bestände sind nun noch anfälliger gegen illegale Jagd und Lebensraumverlust. Selbst in Schutzgebieten beispielsweise ist die Zahl der Westlichen Flachlandgorillas in den letzten 25 Jahren um 45 Prozent geschrumpft, was die IUCN 2007 veranlasste, die Art als "vom Aussterben bedroht" einzustufen. Fazit: Wenn wir diese Entwicklung nicht aufhalten, werden afrikanische Menschenaffen bis zum Jahr 2030 mehr als 90 Prozent ihrer Heimat verloren haben - und die meisten ihrer Populationen ausgestorben sein.

Zusätzlich zu dem Kampf gegen die Wilderei ist der Schutz der noch bestehenden Tropenwälder von zentraler Bedeutung für die letzten Menschenaffen. Seit Mitte der 1990er Jahre engagiert sich der WWF Deutschland für den Lobeke-Nationalpark in Kamerun und das Regenwaldreservat Dzanga-Sangha in der Zentralafrikanischen Republik - nicht zuletzt dank der großzügigen finanziellen Unterstützung der Brauerei Krombacher. Anti-Wilderer-Einheiten werden trainiert, um effizient gegen Wilderei vorgehen zu können und zugleich soziale Spannungen mit der lokalen Bevölkerung deutlich zu verringern.

Im Kongobecken unterstützt der WWF Holzfirmen bei der Einführung nachhaltiger Bewirtschaftungsmethoden und der entsprechenden FSC-Zertifizierung. Bis heute wurden bereits mehr als 3,3 Millionen Hektar Wald nach den Kriterien des FSC zertifiziert. In Dzanga-Sangha sorgt zudem ein naturverträglicher ökologischer Tourismus dafür, dass die dort lebenden BaAka-Pygmäen vom Schutz des Westlichen Flachlandgorillas und seiner Wälder profitieren. Denn eine der Hauptattraktionen für Touristen, die in das Reservat kommen, ist die Begegnung mit diesen beeindruckenden Tieren (siehe Seite 14). Auf diese Weise verdienen die BaAka mehr durch den Erhalt ihrer Umwelt als durch deren Ausbeutung und werden so zu Hütern des Waldes und seiner Tiere.


Gorillas im Nebel

Berggorillas zählen mit noch etwa 700 Individuen zu den am stärksten bedrohten Säugetieren der Welt. Um den Bestand der Tiere in ihren drei Verbreitungsstaaten Ruanda, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo zu sichern, arbeiten der WWF und andere internationale Umweltschutzorganisationen mit den Schutzgebietsbehörden der drei Anrainerstaaten eng zusammen. "Die Zusammenarbeit der Organisationen vor Ort ist wichtig zum Schutz der Berggorillas", bringt es Dr. Christof Schenck, Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, auf den Punkt. "Nur mit vereinten Kräften werden die charismatischen Tiere überhaupt eine Chance haben." Ein Einsatz, der sich auszahlt, denn in den vergangenen 20 Jahren hat dieses grenzüberschreitende Engagement zum Anstieg der Gorillapopulation in den Virunga-Bergen um 17 Prozent auf 380 Berggorillas geführt. Ein weiterer Berggorilla-Bestand mit etwa 320 Tieren lebt im Bwindi-Schutzgebiet in Uganda.

Doch die wachsende lokale Bevölkerung gefährdet das Überleben der Berggorillas. Die Menschen benötigen landwirtschaftliche Flächen. Zudem ist Holz die einzige Energiequelle. Das sammeln sie auch in den Schutzgebieten. Der WWF begann daher 1987 rund um den Virunga-Nationalpark einen Schutzgürtel aus Plantagen mit rasch wachsenden Bäumen als künftiges Feuerholz zu pflanzen. Das soll verhindern, dass die Menschen der umliegenden Dörfer im Nationalpark illegal Bäume schlagen.

Seit Projektbeginn wurden mehr als zehn Millionen Bäume gepflanzt. Die Plantagen geben den Menschen Arbeit sowie das dringend benötigte Brennholz und sichern dadurch den Lebensraum der Berggorillas. Bis 2012 sollen weitere 2000 Hektar Wald aufgeforstet werden.


Schimpansen - die klugen Handwerker

Auch Schimpansen sind auf dem Rückzug. Ursprünglich waren sie in insgesamt 25 afrikanischen Ländern verbreitet. Heute sind sie in fünf Ländern vermutlich bereits ausgestorben (Guinea-Bissau, Benin, Gambia, Togo, Ruanda). In allen anderen Staaten sind ihre Bestände stark gesunken und es existieren nur noch vereinzelte, Meine und isolierte Populationen. Die größten Schimpansenvorkommen gibt es momentan noch in Gabun, der Demokratischen Republik Kongo, Kamerun und in der Elfenbeinküste in Westafrika. Doch auch dort gehen die Bestände zurück. Die IUCN schätzt alle verbliebenen Schimpansen auf etwa 172000 bis 300000 Tiere.

Von insgesamt vier Unterarten gelten der Westafrikanische Schimpanse sowie der Nigeria-Kamerun-Schimpanse als am stärksten gefährdet. Im Tai-Nationalpark der Elfenbeinküste arbeitet der WWF gemeinsam mit der Wild Chimpanzee Foundation sowie dem dortigen Umweltministerium zum Schutz des Westafrikanischen Schimpansen. Die Maßnahmen reichen von der Umwelterziehung für die Bevölkerung über die Bestandserfassung der Affen bis zur Verwaltung des Schutzgebietes.

Berühmt wurden die Schimpansen des Tai-Nationalparks durch Untersuchungen des heutigen Direktors des Leipziger Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie, Professor Christophe Boesch, der in den 1990er Jahren als erster Wissenschaftler dokumentierte, dass Schimpansen sich einander beibringen, Nüsse mit Hilfe von Steinen aufzubrechen. Verhaltensforscherin Jane Goodall wiederum beobachtete bereits 1960 in Tansania, wie Schimpansen Äste zum Stochern in Termitenhügeln einsetzten. Klugerweise bedienen sich Schimpansen wie alle Menschenaffen bei Krankheiten auch bestimmter Heilpflanzen. So schlucken Artgenossen im tansanischen Mahale-Reservat Blätter einer Aspelien-Art, deren rauhe Oberfläche Darmparasiten abschrubbt.


Bonobos - Leidtragende des Bürgerkrieges

Bonobos sind eng mit Schimpansen verwandt, leben aber im Gegensatz zu diesen südlich des Kongoflusses im zentralen Tiefland des Kongobeckens. Im Gegensatz zu den "Männerbünden" bei Schimpansen verbünden sich bei den Bonobos meist die Weibchen und dominieren über die Männchen.

Ursprünglich waren die Tiere wahrscheinlich über weite Teile der 500000 Quadratkilometer großen Cuvette Centrale in der Demokratischen Republik Kongo verbreitet - ein Regenwaldgebiet von der anderthalbfachen Größe Deutschlands. Die langen Bürgerkriegsjahre und die immer noch schwelenden Unruhen haben nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen ermöglicht. Niemand weiß, wie viele Bonobos die unruhigen Zeiten überstanden haben: Möglicherweise sind es noch mehr als 50000 - aber vielleicht nicht einmal mehr 5000 Tiere.

Der WWF hatte sich bereits in den 1970er bis 1990er Jahren für den Schutz der Bonobos engagiert, doch die Erfolge wurden immer wieder durch den Bürgerkrieg zunichtegemacht. Seit der Unterzeichnung eines Friedensabkommens im Jahre 2003 stehen die Chancen für einen nachhaltigen Naturschutz jedoch wieder besser. Seitdem konzentriert der WWF seine Hilfe auch auf den dortigen Salonga-Nationalpark. Mit 36000 Quadratkilometem ist er nicht nur das größte Regenwaldschutzgebiet in ganz Afrika, sondern auch einer der wichtigsten Lebensräume der Bonobos. Eine Station ist entstanden, lii der kongolesische mit internationalen Wissenschaftlern den am wenigsten bekannten Menschenaffen erforschen. Hier werden Anti-Wilderer-Einheiten ausgebildet, um den Handel mit Bonobofleisch einzudämmen. Ein landesweites Trainingsprogramm für Polizei, Forstbeamte und Justiz soll mit WWF-Unterstützung forciert werden, damit diese die Wilderei und den illegalen Artenhandel besser bekämpfen können.


Wald für die Waldmenschen

Auch in Südostasien wird Regenwald in hoher Geschwindigkeit zerstört: Zwar hat sich die Waldvernichtung auf Borneo in den letzten Jahren - auch Dank der Arbeit des WWF - etwas verlangsamt, doch immer noch gehen auf der drittgrößten Insel der Welt täglich über 85O Hektar Orang-Utan-Lebensraum verloren. In ihren letzten Rückzugsgebieten auf Borneo und im Norden Sumatras fallen die letzten asiatischen Menschenaffen zudem Tierhändlern zum Opfer - trotz Verboten. Der WWF Deutschland engagiert sich daher seit dem Jahr 2003 verstärkt für den Schutz des Orang-Utans, dessen malaiischer Name "Waldmensch" bedeutet. Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen veranstalten wir Aktionen gegen den illegalen Artenhandel und arbeiten dafür, die verbleibenden Wälder dieser Region und ihre beeindruckenden Baumbewohner langfristig zu erhalten.

Ein großer Erfolg gelang 2007: Die drei Insel-Staaten Indonesien, Brunei und Malaysia unterzeichneten die Deklaration für das "Herz von Borneo". Auf rund 220000 Quadratkilometern - nahezu die Fläche Großbritanniens - entsteht seither ein großes Netzwerk aus Schutzzonen und nachhaltig genutzten Wäldern. Mehr über Maßnahmen zum Schutz der Orang-Utans und ihres Lebensraums lesen Sie in der nächsten Ausgabe.


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Gorillawatching

Gorillas fast hautnah im dichten Regenwald zu beobachten, ist ein einzigartiges Erlebnis. Damit die Tiere Menschen in ihrer Nähe akzeptieren, müssen sie mit ihnen zunächst vertraut gemacht werden. Das geschieht über mehrere Jahre behutsamer Gewöhnung, der so genannten Habituierung durch gorillakundige Experten.

Bereits Anfang der 1970er Jahre wurde diese Art des Tourismus im Kahuzi-Biega-Nationalpark im Osten der Demokratischen Republik Kongo entwickelt. Sanfter Tourismus, der sich für Tiere und Menschen des Regenwaldes lohnt: Für einen Besuch bei den Gorillas bezahlen Touristen heute mehr als 350 Euro. Das Geld fließt sowohl in Schutzmaßnahmen für die Tiere als auch in lokale Entwicklungsvorhaben für die einheimische Bevölkerung.

Auch im WWF-Projektgebiet Dzanga-Sangha ist seit 2004 die Begegnung mit diesen beeindruckenden Tieren die Hauptattraktion für Touristen. Der WWF hat dort zum ersten Mal erfolgreich Westliche Flachland-Gorillas an Menschen gewöhnt.

In Ruanda und Uganda sind die Berggorillas mittlerweile ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Wenn ein Gorilla im Jahr 50 Mal von fünf Touristen besucht wird, hat dieses Tier im Laufe eines durchschnittlichen Gorillalebens von etwa 35 Jahren mehr als drei Millionen Euro erbracht: Ein Gewinn für den Naturschutz!

Raute

Steckbrief Menschenaffen

Orang-Utan
Zwei Arten: Sumatra-Orang-Utan mit höchstens 7300 und Borneo-Orang-Utan mit vermutlich noch 55000 Tieren.
Lebensweise: Die meiste Zeit verbringen sie auf Bäumen, wo sie Tag- und Nachtnester bauen. Sie ernähren sich von Früchten, gelegentlich auch von jungen Flughörnchen, Insekten und Vogeleiern. Männchen leben vorwiegend allein, erwachsene Weibchen zusammen mit ihren Kindern.

Gorilla
Zwei Arten:
Westlicher Gorilla mit den Unterarten:

• Westlicher Flachland-Gorilla im westlichen Zentralafrika; Bestand: etwa 95.000 Tiere.
• Cross River-Gorilla in Südost-Nigeria und West-Kamerun; vermutlich 250 bis 300 Tiere.

Östlicher Gorilla mit den Unterarten:
• Grauergorilla im Osten der Demokratischen Republik Kongo; 3.000 bis 5.000 Tiere.
• Berggorilla im Dreiländereck von Uganda, Ruanda und Demokratischer Republik Kongo; 700 Tiere.
Körper: Männchen 130 bis 270 Kilogramm schwer, bis 1,72 Meter groß, Grauergorilla bis 1,96 Meter. Weibchen 60 bis 100 Kilogramm, im Mittel 1,50 Meter groß.
Lebensweise: Sie verbringen zwei Drittel ihrer Lebenszeit auf dem Boden, Berggorillas sogar die allermeiste Zeit. Dort bauen sie sich aus Blättern und Zweigen ein Schlafnest für die Nacht. Flachlandgorillas ernähren sich hauptsächlich von Früchten, Blättern und anderen Pflanzenteilen. Berggorillas vorwiegend von Blättern.
Alter: In der Wildnis bis 35 Jahre.
Nachkommen:
Alle vier Jahre meist ein Kind, nach einer Schwangerschaft von durchschnittlich 37 Wochen.

Bonobo
Die einzige Art lebt nur in einer rund 500000 Quadratkilometer großen Regenwaldzone des Kongobeckens in der Demokratischen Republik Kongo. Höchstens 30000 bis 50000 Tiere. Lebensweise: Bonobos leben in Gruppen von etwa 30 Tieren und bauen Tag-und Nachtnester. Sie ernähren sich zu zwei Dritteln von Früchten und sonst von Blättern, ganz selten von Bodenkräutern oder Kleintieren.

Schimpanse
Vier Unterarten:

Westafrikanischer Schimpanse: 21.000 bis 56.000 Individuen, mit den größten Populationen in Guinea und in der Elfenbeinküste.
Zentralafrikanischer Schimpanse: Ca. 70.000 bis 117.000 Tiere hauptsächlich noch in Gabun, Kamerun und Kongo.
Ostafrikanischer Schimpanse: Vom Zaire-Fluss im zentralen Kongobecken bis zu den Virunga-Bergen in Ostafrika leben schätzungsweise noch 76.000 bis 120.000 Tiere.
Nigeria-Kamerun-Schimpanse: Noch 5.000 bis 8.000 Tiere in der namensgebenden Grenzregion.
Körper: Männchen durchschnittlich bis 1,20 Meter groß und 40 Kilogramm schwer. Weibchen im Mittel 1,13 Meter groß und rund 30 Kilogramm leicht.
Lebensweise: Die Schimpansen leben abwechselnd auf Bäumen und auf dem Boden. Sie bauen Tag- und Nachtnester in Regenwäldern, durchstreifen aber auch offene Savannen und Grasland. Sie ernähren sich hauptsächlich von Früchten und Nüssen, weniger von Blättern und Bodenkräutern, seltener auch von Tieren (Ameisen und Käfern bis zu Buschschweinen und anderen Affen).
Schimpansen leben in Groß-Gruppen von 20 bis 100 Tieren, in denen sich wiederum meist lose kleine Grüppchen von drei bis zehn Tieren zusammentun. Sie benutzen Werkzeuge, jagen gemeinsam und töten mitunter Rivalen. Schimpansengruppen können untereinander regelrechte Kriege führen.
Alter:In der Wildnis werden sie höchstens etwa 40 Jahre alt.
Nachkommen:Alle vier bis sechs Jahre ein Kind, nach einer Schwangerschaft von 32 bis 33 Wochen.


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Mit den Affen schwindet unser Erbe

Sie gelten als die Klügsten im Tierreich und ihr Erbgut stimmt zu etwa 98 Prozent mit unserem überein. Trotzdem sind Menschenaffen stärker als viele andere Arten durch Wilderei und Lebensraumverlust bedroht. Denn sie kommen naturgemäß nicht so häufig vor und haben eine geringe Fortpflanzungsrate. 40 Prozent der Schimpansenkinder sterben, bevor sie geschlechtsreif werden. Werden Menschenaffen getötet, kann sich ihre Population daher nur sehr langsam erholen. Selbst in gut erforschten und geschützten Gebieten schrumpfen heute fast alle Populationen. Zugleich ist damit zu rechnen, dass der Bestand an Menschenaffen außerhalb von Schutzgebieten innerhalb der nächsten Jahrzehnte aussterben wird. Daher müssen wir jetzt handeln, um unsere nächsten Verwandten zu retten. Ihre Ausrottung würde den Verlust unseres Millionen Jahre alten gemeinsamen biologischen Erbes bedeuten.


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Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

• Cousin King Kong: Der Gorilla gehört wie Orang-Utan, Schimpanse und Bonobo mit dem Menschen zu einer gemeinsamen Familie der Primaten, den Hominidae. Trotzdem gehen wir wenig freundlich mit unseren engsten Verwandten um. Deshalb stehen alle Großen Menschenaffen auf der Roten Liste der bedrohten Arten.

• Starker Zusammenhalt: Menschenaffen wie die Schimpansen leben in kleinen Familienverbänden.

• Krieg im Paradies: In diesen urwüchsigen Wäldern des Virunga-Nationalparks leben die seltenen Berggorillas (Bild rechts daneben). Sie und ihr Lebensraum werden durch die andauernden Kriegswirren und die Not der Bevölkerung in Mitleidenschaft gezogen. Die Tiere gehören inzwischen zu den am stärksten bedrohten Säugetierarten der Welt.

• Blick ins Ungewisse: Überall drohen Wilderei, Kahlschlag und Kultivierung der Regenwälder den Menschenaffen den Garaus zu machen. Der WWF arbeitet deshalb mit Hochdruck daran, die Lebensräume von Gorillas (unten), Schimpansen (unten rechts) und von Bonobos (Mitte) in Afrika sowie der Orang Utans (rechs) in Asien zu bewahren.

• Nachhaltige Nutzung: Auch für Teeplantagen wird Regenwald gerodet. Doch kann nachhaltiger Anbau künftig weiteren Holzeinschlag verhindern. Dazu berät der WWF die lokale Bevölkerung.

• In Deckung: Für Menschenaffen wie Berggorillas bleibt immer weniger Platz.

• Doppelte Bedrohung: Menschenaffen werden von Holzfirmen aus ihrem Lebensraum vertrieben und von Wilderern des Fleisches wegen gejagt.

• Affenwerkstatt: Junger Bonobo pflegt sein erstes Werkzeug - mit dem er vermutlich auf Termitenjagd gehen wird.


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Quelle:
WWF Magazin 3/2009, Seite 8-15
Herausgeber:
WWF Deutschland
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Die Zeitschrift für Mitglieder und Freunde der
Umweltstiftung WWF Deutschland erscheint vierteljährlich


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. September 2009