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VÖGEL/1057: Vogel des Jahres - Der Kauz aus dem Wald (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - 14. Oktober 2016

Der Kauz aus dem Wald

NABU und LBV küren Waldkauz zum "Vogel des Jahres 2017" - Wie sieht es mit der Situation in Thüringen aus


Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV) küren den Waldkauz zum "Vogel des Jahres 2017". Mit der Wahl dieser Eulenart soll für den Erhalt alter Bäume mit Höhlen geworben und eine breite Öffentlichkeit für die Bedürfnisse höhlenbewohnender Tiere sensibilisiert werden. Laut der beiden Verbände sind Eulen unverzichtbare Bestandteile der Artenvielfalt, ihre Bestände sind zu stabilisieren oder zu vermehren.


Waldkauz auf einem Baumstumpf - Foto: © NABU/Marcus Bosch

Waldkauz (Strix aluco)
Foto: © NABU/Marcus Bosch

Jena - Waldkäuze sind lautlose Jäger der Nacht. Sie sehen und hören besonders gut und finden so präzise ihre Beute. Die Bezeichnung "Kauz" ist eine Besonderheit im deutschen Sprachraum, denn in anderen europäischen Ländern gibt es kein eigenes Wort für Eulen mit rundem Kopf ohne Federohren - sie werden wie andere Eulenarten allgemein als "Eulen" bezeichnet. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV), haben jetzt den Waldkauz (Strix aluco) zum "Vogel des Jahres 2017" gewählt. Auf den Stieglitz, Vogel des Jahres 2016, folgt damit ein Eulenvogel. Klaus Lieder, der Sprecher des Landesfachausschusses für Ornithologie im NABU Thüringen freut sich: "Es ist schön, dass eine Euleart in den Fokus der Öffentlichkeit gerät und an Popularität gewinnt. Besonders mag ich den Ruf des Waldkauzes, den ich oft sogar von meinem Garten aus in der Abenddämmerung hören kann."

Mit dem Waldkauz soll für den Erhalt alter Bäume mit Höhlen im Wald oder in Parks geworben und eine breite Öffentlichkeit für die Bedürfnisse höhlenbewohnender Tiere sensibilisiert werden. Der Bestand des Waldkauzes in Deutschland beträgt laut dem Atlas deutscher Brutvogelarten 43.000 bis 75.000 Brutpaare und wird langfristig als stabil eingeschätzt. "In Thüringen werden laut des Atlases 2.000-2.500 Reviere angegeben. Der Waldkauz ist bei uns fast flächendeckend verbreitet und in allen Höhenlagen ganzjährig anwesend", sagt Klaus Lieder der Sprecher der Landesfachausschusses für Ornithologie des NABU Thüringen. "Wobei er im Thüringer Wald öfter anzutreffen ist als im sturkturarmen Thüringer Becken."

Der für die Arterhaltung entscheidende Bruterfolg hängt jedoch vor allem von der Qualität des Lebensraums ab. Das Fällen alter Höhlenbäume, eintönige Wälder und ausgeräumte Agrarlandschaften ohne Nahrung sind damit die größten Gefahren für einen gesunden Waldkauzbestand. Eulen sind unverzichtbare Bestandteile der Artenvielfalt. Es gilt, sie zu schützen, ihre Bestände zu stabilisieren oder zu vermehren. "Waldkäuze brüten aber auch gerne in Gebäuden. Der Bestand ist zwar wahrscheinlich stabil, doch auch durch naturschutzfachlich unsachgemäße Sanierungen von Gebäuden verliert diese Eulenart an Brutmöglichkeiten", erklärt Klaus Lieder. "Deshalb ist es sinnvoll, zu Beginn von Abbruch- und Baumaßnahmen an Gebäuden diese auf Waldkauzvorkommen zu untersuchen und dementsprechend Brutmöglichkeiten zu erhalten oder Neue zu schaffen."

Auch wenn sein Name anderes vermuten lässt: Der Vogel des Jahres 2017 ist keinesfalls nur im Wald zu Hause, obwohl er sich in lichten Laub- und Mischwäldern am wohlsten fühlt. Als ideal gilt ein Lebensraum mit einem Waldanteil von 40 bis 80 Prozent, dazu Lichtungen und angrenzende Felder. Längst ist er daher auch in städtischen Parkanlagen, Gärten oder auf Friedhöfen mit altem Baumbestand und geeigneten Bruthöhlen zu Hause. Dabei kommt er uns Menschen recht nah, wenn er auch eher zu hören als zu sehen ist. Tagsüber versteckt er sich in Höhlen oder in dichten Baumkronen.

Die Anpassungsfähigkeit bei der Wahl des Lebensraumes trägt dazu bei, dass der Waldkauz die häufigste Eule in Deutschland ist.

Der Waldkauz ist gut getarnt mit seinem rindenfarbigen Gefieder. Sein großer Kopf ohne Federohren sitzt auf einem gedrungenen Rumpf. Der beigebraun gefärbte Gesichtsschleier ist dunkel umrahmt. Sein freundliches Aussehen verdankt er seinen großen runden "Knopfaugen", sowie den zwei hellen Querstrichen oberhalb des Gesichtsrahmens, die auf uns Menschen wie Augenbrauen wirken. Der stark gekrümmte Schnabel ist beim Waldkauz gelblich. Fast immer hören wir die Rufe des Jahresvogels in TV-Krimis, wenn es dunkel und unheimlich wird. Im wahren Leben erklingt das lang gezogene "Huu-hu-huhuhuhuu", wenn Waldkäuze balzen oder ihre Reviere markieren, vor allem im Herbst und im Spätwinter. Fast das ganze Jahr über machen sie außerdem durch ihren Kontaktruf "ku-witt" auf sich aufmerksam. Die lautlosen Jäger werden mit 40 bis 42 Zentimeter Länge etwa so groß wie Krähen, bringen 400 bis 600 Gramm auf die Waage und erreichen eine Flügelspannweite bis zu 98 Zentimetern.

Gleichzeitig zum Waldkauz-Jahr starten NABU und LBV ab 2017 eine neue Aktionsreihe. Der Waldkauz steht dabei als nächtlicher Jäger für alle Tiere der Nacht. Unter dem Namen "NABU- bzw. LBV-NachtnaTOUR" bieten die Verbände Exkursionen, Vorträge und ähnliche Veranstaltungen zu den Besonderheiten der nächtlichen Tier- und Pflanzenwelt an. Am 20. Mai 2017 wird dazu eine bundesweite NABU NachtnaTour durchgeführt. Von der Dämmerung bis zum frühen Morgen stehen in der Nacht zum Sonntag Waldkauz, Fledermäuse und Co. im Mittelpunkt.



Weitere Infos unter www.NABU-Thueringen.de

Die Farbbroschüre "Vogel des Jahres 2017 - Der Waldkauz" (Art. Nr.: 1993), DIN A5, 32 Seiten gibt es im NABU-Shop unter www.NABU.de/shop und ab 1. Januar 2017 unter www.NABU-shop.de sowie im LBV-Natur-Shop unter www.lbv-shop.de

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Quelle:
Pressemitteilung, 14.10.2016
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Oktober 2016

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