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VÖGEL/1112: Es sind weniger geworden - Der Star ist Vogel des Jahres 2018 (Naturschutz heute)


NATURSCHUTZ heute - Heft 1/18
Mitgliedermagazin des Naturschutzbundes (NABU) e.V.

Es sind weniger geworden
Der Star ist Vogel des Jahres 2018.

von Nicole Flöper


Alle Vögel sind schon da, alle Vögel, alle! [...] Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar [...]". Was Hoffmann von Fallersleben in seinem beliebten Kinder- und Frühlingslied 1835 noch fröhlich besang, könnte bald nicht mehr zutreffen, denn sogenannte "Allerweltsvögel" werden in Deutschland immer weniger. Das bestätigt eine NABU-Auswertung der Vogelbestandsdaten, welche die Bundesregierung 2013 an die EU gemeldet hat. 20 Prozent der verloren gegangenen Vogelindividuen stellt allein der Star, frisch gekürter Vogel des Jahres 2018. Mit fast 2,6 Mio. Brutpaaren weniger ist diese Art besonders betroffen. Insgesamt hat Deutschland 12,7 Millionen Vogelbrutpaare verloren (zwischen 1998 und 2009). Das entspricht 15 Prozent des Bestandes von 1998. In der aktuellen deutschlandweiten Roten Liste ist der Star sogar direkt von "ungefährdet" (RL 2007) auf "gefährdet" (RL 2015) hochgestuft worden und hat somit die Vorwarnliste ausgelassen. Doch was sind die Gründe für den massiven Vogelschwund, der sich vor allem bei häufigen und weit verbreiteten Arten zeigt?

Pestizide vernichten Nahrungsinsekten

Die Nahrung des Stars ist abhängig von den Jahreszeiten. Im Frühjahr stehen Kleintiere aus dem Boden auf dem Speiseplan. Im Sommer und Herbst schätzen Stare zusätzlich Früchte und Beeren. Gründe für seinen Rückgang sind der Verlust und die intensive Nutzung von Weiden, Wiesen und Feldern, auf denen der Star nicht mehr genug Würmer und Insekten zum Fressen findet. Werden Nutztiere nur im Stall gehalten, fehlt der Mist, der Insekten anlockt. Beweidung und Tritt des Viehs erleichtern dem Star die Suche nach Bodeninsekten, und schmackhafte Grashüpfer werden durch die Großtiere aufgescheucht. Die zunehmende Großstallhaltung mit importiertem Sojaschrot aus Südamerika als Futter statt Gras von der Wiese sowie die Umwandlung von Weiden in Maisäcker und Intensivgrünland verdrängen also auch den Star. Pestizide vernichten zudem weitere Nahrungsinsekten und deren Futterpflanzen. Beerentragende Hecken und Wildobst zwischen den Feldern sucht man vielerorts ebenfalls vergebens. Auch Wohnungsnot macht es unserem Star schwer. Geeignete Nistplätze fehlen dort, wo alte Bäume mit Bruthöhlen entfernt werden. In der offenen Landschaft findet er diese vor allem an Alleen und Waldrändern.

Naturverträgliche Landwirtschaft hilft

Um den Rückgang des Stars in unserer Kulturlandschaft zu stoppen, muss die Landwirtschaft naturverträglicher werden. Dazu gehört, dass Milch und Fleisch von Tieren produziert werden, die artgerecht auf der Weide stehen und dem Star so wichtige Nahrungsquellen zugänglich machen. Landwirte sollten nur dann mit öffentlichen Geldern gefördert werden, wenn sie gesunde Böden und Lebensräume erhalten. Dies bedeutet vor allem reduzierte Mengen von Gülle, Insektiziden und Herbiziden auf der einen Seite, jedoch auch Acker, die von Hecken und Alleen gesäumt werden. Sie bieten nicht nur dem Star Nahrung, Schutz und Brutmöglichkeiten. Zum einen sind hier Politik und Bauern gefordert, zum anderen kann jeder einzelne durch sein Konsumverhalten eine naturverträgliche Landwirtschaft unterstützen.

Als stabil kann der Starenbestand im Siedlungsraum gelten. Hier profitiert der Jahresvogel vielerorts von einem alternden Baumbestand. Besonders in Parks und auf Friedhöfen findet er Baumhöhlen und Rasenflächen. Wenn jedoch Bäume gefällt werden oder Gebäudenischen bei Sanierungen geschlossen werden, muss Ausgleich geschaffen werden. Ein Nistkasten bietet eine gute Alternative, auch im eigenen Garten.


Landkarte: Verbreitung des Stars in Europa, Asien und Afrika - Bildquelle: NATURSCHUTZ heute

Bildquelle: NATURSCHUTZ heute

Die Verbreitung des Stars

Der Star ist in Deutschland flächendeckend verbreitet. Besonders hohe Dichten gibt es in den Agrarlandschaften Nordsachsens und Sachsen-Anhalts sowie in den Streuobstgebieten in Baden-Württemberg. Nadelholzreiche Waldregionen und die baumarmen Küstengebiete gehören zu den vergleichsweise weniger bevorzugten Einzugsgebieten. Findet der Star aber künstliche Nistmöglichkeiten, können ihn Vogelfreunde auch zur Brutzeit an der Nord- und Ostseeküste sowie anderen Gewässerufern beobachten.

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Quelle:
Naturschutz heute - Heft 1/18, Seite 7
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"Naturschutz heute" ist das Mitgliedermagazin
des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) e.V.
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ist der Bezug im Jahresbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. März 2018

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