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VÖGEL/515: Viele Nester sind leer geblieben - NABU ruft zur Meldung Schwalben auf (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 16. Juni 2009 / Artenschutz

Viele Schwalbennester sind leer geblieben

NABU ruft zur Meldung von Mehl- und Rauchschwalben auf


Düsseldorf - Wo bleiben die Mehlschwalben? Warum werden die Nester, die seit vielen Jahren stets voll belegt waren, dieses Jahr nicht genutzt? Was ist passiert mit unseren Schwalben? Diese und ähnliche Fragen besorgter Bürger werden dem NABU seit einigen Wochen häufiger gestellt. Denn viele Nester sind in diesem Frühjahr leer geblieben oder es sind mancherorts gar keine Schwalben mehr eingetroffen. "Wir nehmen diese Meldungen sehr ernst, denn leider bestätigen sie die Beobachtungen von Vogelkundlern in ganz Nordrhein-Westfalen, dass die Schwalbenbestände bereits seit Jahren stark rückläufig sind," sagt Bernd Jellinghaus, Sprecher des Landesfachausschusses für Ornithologie und Vogelschutz im NABU NRW. Deshalb ruft der NABU alle Bürger auf, Mehl- und Rauchschwalbenvorkommen, aber auch alle leer gebliebenen Kolonien, zu melden.

Dieses Jahr seien zwar einige Mehlschwalben sehr spät eingetroffen und hätten daher erst mit erheblicher Verzögerung mit dem Nestbau und der Brut begonnen. Aber überall dort, wo die Nester jetzt noch unbesetzt seien, könnte man davon ausgehen, dass die Brutstätte ungenutzt bliebe. "Für Ornithologen sind aber auch Meldungen von verwaisten Brutkolonien wichtig, da man so einen genaueren Überblick darüber erhält, wie stark der Rückgang tatsächlich ist", so Jellinghaus. Wichtig bei einer Meldung an den NABU seien die Angaben zur Schwalbenart sowie die Zahl der besetzten beziehungsweise unbesetzten Nester. Auch wer Kenntnisse über verlorengegangene Brutkolonien beispielsweise durch eine Haussanierung hätte, könne dies unter info@nabu-nrw.de melden.

Dabei seien die Tiere auch von Laien recht leicht auseinanderzuhalten: Rauchschwalben seien an der rotbraunen Stirn und Kehle, sowie den langen, spießförmigen Schwanzfedern leicht zu erkennen. Sie bauen ihr napfförmiges, offenes Lehmnest in der Regel im Innern von Gebäuden. Mehlschwalben hätten eine auffallend weiße Unterseite und einen weißen Bürzel (verlängerter Rücken) sowie einen kurzen gegabelten Schwanz. Sie bauen ein bis auf das Flugloch geschlossenes Lehmnest an den Außenseiten der Gebäude und brüten meist in Kolonien.

"Fehlende Brutmöglichkeiten und der Rückgang der Nahrungsgrundlage sind Gründe für den Rückgang unserer Schwalben", weiß der NABU-Vogelexperte. Während Hausbesitzer oft ohne Kenntnis der Rechtslage bei einer Haussanierung die Nester der Mehlschwalben zerstörten, verschlössen besorgte Landwirte den Rauchschwalben ihre Ställe, um EU-Hygieneanforderungen gerecht zu werden. "Die Nester der kleinen Koloniebrüter sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz allerdings geschützt und dürfen grundsätzlich nicht beschädigt oder abgeschlagen werden. Auch der Zugang zu bestehenden und genutzten Nestern darf nicht versperrt werden", erklärt Jellinghaus. Traurige Konsequenz der sich ständig verschlechternden Lebensbedingungen: In der kürzlich veröffentlichten neuen Roten Liste der Brutvögel Nordrhein-Westfalens wird nun auch die Mehlschwalbe als gefährdet eingestuft. Das gilt für die Rauchschwalbe schon länger.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 30/09, 16. Juni 2009
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
E-Mail: Info@NABU-NRW.de
Internet: www.NABU-NRW.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Juni 2009