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VÖGEL/519: Rätselhaftes Grünfinkensterben - NABU bittet Bevölkerung um Mithilfe (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 29. Juni 2009 - Umwelt / Vögel

Rätselhaftes Grünfinkensterben

NABU bittet Bevölkerung um Mithilfe


Düsseldorf/Berlin - Ein rätselhaftes Vogel-Sterben beunruhigt derzeit viele Menschen. Zunächst in Schleswig-Holstein, dann auch in Niedersachen und Nordrhein-Westfalen fanden Vogelfreunde seit Anfang Mai immer öfter sterbende und tote Grünfinken an künstlichen Futterstellen. Jetzt liegen auch Funde aus Sachsen und Bayern vor, womit das Phänomen womöglich bundesweit auftritt. Der NABU will die Umstände des qualvollen Todes vieler unserer Singvögel dokumentieren und die Hintergründe gemeinsam mit Veterinären aufklären.

Zunächst wurden dem NABU vor allem tote Vögel aus Schleswig-Holstein gemeldet. An vielen Futterstellen, die Naturfreunde auch im Sommer betrieben, waren tote Grünfinken aufgefunden worden, ohne dass der Grund dafür ersichtlich war. Futterproben und tote Vögel gelangten schließlich auf Bitten des NABU an das Landeslabor in Neumünster, das die Tiere untersuchte.

Veterinäre gehen derzeit von einem Befall mit Trichomonas gallinae aus. Der Einzeller, ein kleines Geißeltierchen, wurde kürzlich in Nordrhein-Westfalen vom Staatlichen Veterinärmedizinischen Untersuchungsamt in Arnsberg bei Untersuchungen an toten Grünfinken nachgewiesen. 2008 konnten bereits Trichomonaden bei Grünfinken in Norwegen, Irland, England und Schottland bestätigt werden. Der Erreger verursacht Entzündungen des Rachen und Schlundes. Ähnliche Befunde können bei Singvögeln aber auch durch Salmonellen hervorgerufen werden. Es sind daher in jedem Fall weitergehende Untersuchungen zur Klärung der Veränderungen erforderlich. Wichtig ist die Einsendung frisch toter Vögel.

Erkrankte Tiere zeigen gelbliche Beläge auf der Schleimhaut des Schlundes und vereinzelt auch des Rachens. Der Schnabel ist verklebt. Häufig finden sich noch Körner im erweiterten Schlund. Die Tiere sind kurzatmig und wirken matt, apathisch und schlafen überdurchschnittlich viel. Ihr Gefieder ist meist stark aufgeplustert. In der Regel sterben die Tiere nach kurzer Krankheitsdauer an der Infektion. Andere Arten wie Buchfink, Gimpel, Stieglitz und Kernbeißer sind aktuell ebenfalls betroffen. Trichomonadosen sind ebenfalls von Tauben ("gelber Knopf"), Hühnern und Greifvögeln bekannt. Sie sind hochgradig infektiös und übertragen sich rasch von einem Tier auf das andere. Für Menschen ist der Erreger dagegen harmlos.

Zur Aufklärung des Massensterbens von Grünfinken bittet der NABU die Bevölkerung um Mithilfe. Wer selbst tote Vögel gefunden hat, wird gebeten, dies dem NABU unter Beantwortung einiger Fragen zur Situation am Fundort umgehend über die Internetseite http://Gruenfinken.NABU-SH.de zu melden. Sterbende und frisch tote Finken, die unter ähnlichen Bedingungen gefunden wurden, sollten zum Nachweis des Erregers unverzüglich den Veterinärmedizinischen Untersuchungsämtern der Länder gebracht werden.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 31/09, 29. Juni 2009
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
E-Mail: Info@NABU-NRW.de
Internet: www.NABU-NRW.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juni 2009