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VÖGEL/563: Dableiben oder Wegfliegen - Schwierige Zeiten für Wattvögel (SCHUTZSTATION WATTENMEER)


Schutzstation Wattenmeer - Presseinformation, 04.02.2010

Dableiben oder Wegfliegen

Schwierige Zeiten für Wattvögel


Eiswinter sind für Wattenmeervögel eine große Herausforderung. Nach der letzten Vereisung 1996 betrugen die Verluste teilweise mehr als 50 Prozent. Dennoch gibt es wagemutige Tiere, die der Kälte trotzen und sich an einigen Stellen im Nationalpark gut beobachten lassen.

Seit gut sechs Wochen sorgt die arktische Kälte für eine zeitweise geschlossene Eisdecke im Wattenmeer und stellt die hier überwinternden Vogelarten vor große Probleme. "Solch extreme Eiswinter hat es zwar immer wieder gegeben (1978/79, 1986/87, 1995/96), aber sie führen zu teilweise hohen Verlusten unter den Vögeln", berichtet Biologe Klaus Günther von der Schutzstation Wattenmeer. So habe sich nach dem letzten Eiswinter vor 14 Jahren der Bestand an Pfeifenten und anderen Arten um die Hälfte vermindert. Zu den Wagemutigen, die trotz der widrigen Bedingungen eine Überwinterung versuchen, zählen Brandgänse, Pfeif- und Stockenten, Austernfischer, Große Brachvögel sowie Sturm- und Silbermöwen. Viele Vögel entgehen der Vereisung des Wattenmeeres durch Flucht an die milderen Küsten von Großbritannien, der Niederlande und Frankreich. "Während in milden Wintern bis zu 600.000 Vögel im Wattenmeer überwintern, sind es in Eiswintern nur etwa 100.000 Vögel oder sogar weniger" erklärt Günther, der das Rastvogel-Monitoring im Nationalpark Wattenmeer im Auftrag der Nationalparkverwaltung in Tönning (LKN) koordiniert.

"Nach sehr strengen Frostnächten und erneutem Schneefall kann man immer wieder Tage erleben, an denen viele Vögel den Überwinterungsversuch abbrechen, eine regelrechte Winterflucht zeigen und nach Südwesten abziehen," so Günther weiter.

Trotzdem könnten an den letzten, eisfreien Stellen viele Überwinterer beobachtet werden. Brandgänse, Pfeif- und Stockenten sammeln sich an Häfen und Sielen, während große Trupps von Austernfischern und Großen Brachvögeln auf den Eisschollen nahe der letzten eisfreien Wattflächen zu sehen sind. Günther lädt alle Naturinteressierten in den Nationalpark ein: "Die derzeitige, seltene Wetterlage bietet beeindruckende Möglichkeiten, Vögel in einer arktischen Landschaft zu erleben." Seine besondere Bitte an alle Eisfans im Watt: "Achten Sie bei Ihren Entdeckungstouren darauf, die auf das Energiesparen eingestellten Vögel nicht zu stören."

Eine gute Möglichkeit zum Erleben der gefiederten Wintergäste bieten die geführten Vogelexkursionen der Schutzstation Wattenmeer. Termine finden sich unter www.schutzstation-wattenmeer.de

Stockententrupp mit Eisschollen (© Schutzstation Wattenmeer)

Stockententrupp mit Eisschollen (© Schutzstation Wattenmeer)

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Quelle:
Presseinformation, 04.02.2010
Herausgeber:
Schutzstation Wattenmeer e.V., Pressestelle
Dipl.Biol. Christof Goetze
Grafenstraße 23, 24768 Rendsburg
Tel.: 04331/23 6 22, Fax:04331/25 24 6
E-Mail: c.goetze@schutzstation-wattenmeer.de
Internet: http://www.schutzstation-wattenmeer.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Februar 2010