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VÖGEL/746: Vogel des Jahres - Nordrhein-Westfalen ist Dohlenland Nr. 1 (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 14. Oktober 2011 - Artenschutz/Vogel des Jahres

Nordrhein-Westfalen ist Dohlenland Nr. 1

NABU und LBV küren Dohle zum "Vogel des Jahres 2012"
Die intelligenten Singvögel brauchen einen besseren Schutz ihrer Lebensräume


Berlin/Düsseldorf - Der Naturschutzbund NABU und der Landesbund für Vogelschutz (LBV), NABU-Partner in Bayern, haben heute in Berlin die Dohle (Coloeus monedula) zum "Vogel des Jahres 2012? gewählt. "Mit der Ernennung zum Vogel des Jahres wollen wir uns verstärkt für die geselligen und intelligenten Dohlen einsetzen, denn ihre Lebensräume werden immer mehr eingeengt", erläutert Bernd Jellinghaus, Sprecher des Landesfachausschusses für Ornithologie und Vogelschutz im NABU NRW. Es sei dringend notwendig, die vielseitigen Stimmtalente besser zu schützen, denn Dohlen stünden bereits in mehreren Bundesländern auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. In Nordrhein-Westfalen gehe es der Dohle mit 45.000-50.000 Brutpaaren dagegen vergleichsweise gut.

"NRW kommt daher beim Schutz der Dohle eine besondere Verantwortung zu, denn es beherbergt nahezu die Hälfte des gesamten bundesweiten Dohlenbestandes", so Jellinghaus weiter. Deutschlandweit gebe es gerade einmal rund 100.000 Brutpaare. Während die Dohlenbestände bundesweit rückläufig seien, habe die Dohle in NRW in den letzten 30 Jahren deutlich zugenommen. Hauptverbreitungsgebiete in Nordrhein-Westfalen seien der Niederrhein und das Münsterland, aber auch im Sauerland breite sich die Dohle immer weiter aus. "Allerdings ist damit zu rechnen, dass die Art hier in NRW nun ihre maximale Ausbreitung erreicht hat, denn für eine weitere Zunahme gibt es nicht mehr genügend Brutplätze", so der NABU-Vogelexperte. Neben den erschöpften Brutplatzkapazitäten ermögliche auch die allgemeine Lebensraumqualität kaum noch ein weiteres Anwachsen der Bestände.

Zwar habe sich die Dohle als Kulturfolger in der menschlichen Nachbarschaft gut eingerichtet: Hohe Gebäude böten ihr vorzüglichen Unterschlupf. Weiden, Felder und Wiesen eröffnen ihr einen reich gedeckten Tisch mit Käfern, Heuschrecken, Würmern und Schnecken. Für die Landwirtschaft seien sie damit äußerst nützliche Helfer bei der biologischen Schädlingsbekämpfung. "Doch mit der weiterhin anhaltenden Industrialisierung der Landwirtschaft, dem damit einhergehenden Schwund an Grünlandflächen, dem ausufernden Anbau von Energiepflanzen und flächendeckendem Pestizideinsatz verschwindet zunehmend die Nahrungsgrundlage der Dohlen", erklärt Jellinghaus. Zugleich finde die Dohle in unseren Städten und Dörfern immer weniger Nistmöglichkeiten. Denn die Gebäudesanierung, diene zwar wichtigen Energiesparzielen, versperre aber Brutplätze in Nischen, Mauerlöchern, Dachstühlen und Kirchtürmen.

Deshalb rufe der NABU unter anderem dazu auf, die Wohnungsnot der schwarz gefiederten Vögel mit den silberblauen Augen zu lindern. An Gebäuden eigne sich das Anbringen spezieller Dohlen-Nistkästen, die gerne angenommen würden. Zudem gelte es, naturnahe Altholzbestände und "Höhlenbäume" zu schützen. "Auch alte Parkbäume in Städten und Siedlungsräumen können diese Funktion erfüllen und dürfen nicht einer übervorsichtigen Verkehrssicherung oder Baumsanierungen zum Opfer fallen", so Jellinghaus. Bei den noch verbliebenen Felsbrütern unter den Dohlen müssen Störungen durch Kletterer vermieden werden, etwa indem solche Felsen während der Brutzeit gesperrt werden. Und damit Schornsteine, die noch in Betrieb sind, nicht durch Nistmaterial verstopfen, könne man vorbeugend Schutzgitter oder Abdeckungen anbringen und den Vögeln andernorts alternative Brutplätze anbieten.

Zugleich hoffen der NABU und der LBV auf einen Imagegewinn für den Vogel des Jahres 2012 - denn tatsächlich sind diese kleinsten Vertreter der Rabenvögel weder Unglücksboten oder Pechvögel noch Rabeneltern. Vielmehr beeindrucken Dohlen durch ihr hoch entwickeltes Familien- und Gesellschaftsleben. Schon der Verhaltensforscher und Nobelpreisträger Konrad Lorenz war fasziniert von den lernfähigen und intelligenten Dohlen mit ihrem so geselligen wie geordneten Kolonieleben. Dohlenpaare sind sich ihr Leben lang treu und auch in der fürsorglichen Beziehung zu ihrem Nachwuchs gelten sie eher als wahre Vorzeigeeltern.

Im Internet ist die Dohle unter www.NABU-NRW.de, www.NABU.de, www.LBV.de oder www.Vogel-des-Jahres.de zu finden.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 45, 14.10.2011
NABU Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
E-Mail: Presse@NABU-nrw.de
Internet: www.nabu-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Oktober 2011