Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → ARTENSCHUTZ

VÖGEL/753: Gänsejagd ist Zugvogelmord (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 10. November 2011

Zum Martinstag: Gänsejagd ist Zugvogelmord

NABU fordert Änderung des Bremer Jagdrechts vom rot-grünen Senat / legaler Zugvogelmord bei uns / große Verwechslungsgefahr mit bedrohten Arten / Bundesamt warnt vor Bleimunition / Verbot von Bleigeschossen gefordert / beschossene Gänse und Bundesadler leiden


(Bremen, den 10.11.11) Der morgige Martinstag mag kein guter Tag für Hausgänse sein, das antiquierte Bremer Jagdrecht dagegen ist tödlich für arktische Gänse und Enten. Noch immer dürfen in Bremen Zugvögel geschossen werden, die hier Schutz suchen und für die nächste Brutsaison auftanken. Der NABU fordert vom rot-grünen Senat eine Novelle der Bremer Jagdzeitenverordnung.

"Wer sich medienwirksam über Affenversuche und Zirkustiere aufregt und gleichzeitig erlaubt, ziehende Gänse, Enten und Schwäne mit hochgiftigem Blei vom Bremer Himmel zu ballern, ist zutiefst unglaubwürdig", klagt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann. Die Naturschützer fordern, dass die Jagd auf Gänse und Schwäne in Bremen vollkommen abgeschafft wird und nur noch die Stockente allenfalls bleifrei bejagt werden darf.

Die Gänsejagd reisst die Familien der hochgradig sozialen Tiere auseinander. Jungvögel werden zu Jagdwaisen mit geringen Überlebenschancen. Dazu ist die Verwechslungsgefahr enorm groß. "Kaum ein Ornithologe traut sich die sichere Bestimmung vorbeifliegender Gänse im Dämmerlicht zu, aber die Jäger schießen dann trotzdem", weiß der gelernte Förster Hofmann zu berichten. So würden auch Zwerg- und Kurzschnabelgänse getötet, von denen es weltweit nur noch einige hundert Paare gibt.

Über die Bestände arktischer Gänse gebe es bestenfalls grobe Schätzungen, eine nachhaltige Jagd sei daher unmöglich. Als "Gänsewacht" sind engagierte Naturschützer unterwegs, schauen den Jägern auf die Flinte und melden Verstöße gegen das Jagdrecht. Der Jägerschaft ist die berechtigte Forderung nach einem Ende der Zugvogeljagd mittlerweile so unangenehm, dass sie die Zahl der erschossenen Gänse im Gegensatz zu allem anderen Wild nicht mehr auf Länderebene veröffentlichen mag.

Neben dem Artenschutz wird auch der Gesundheitsschutz bei der Bremer Jagd vernachlässigt: Ohne Einschränkung erlaubt der Grüne Umweltsenator die Verwendung von Bleimunition. Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnte dagegen jüngst Schwangere und Kinder vor dem Verzehr von Wildfleisch aufgrund der Belastung mit dem giftigen Schwermetall. In Niedersachsen ist immerhin an Gewässern Bleischrot verboten.

"Wer Wildfleisch als Lebensmittel verkaufen will, darf keine Bleimunition verwenden, punktum", fordert der NABU-Geschäftsführer. Neben der Gefährdung der Konsumenten werden auch die Tiere, die einen Beschuss überleben, und ihre natürlichen Feinde Opfer der schleichenden Bleivergiftung. Jede vierte Gans trägt Bleikugeln in sich oder hat durchschossene Flügel. Der säurehaltige Magen der auch Aas fressenden Seeadler löst diese Kugeln sofort auf. Rund die Hälfte aller Tode des stolzen Wappenvogels geht auf klägliche Bleivergiftung zurück.


Abbildungen von drei Gänsearten im Vergleich. Die derzeit jagdbare Saatgans kann leicht mit der gefährdeten Kurzschnabelgans verwechselt werden:

Saatgans - Foto: © NABU

Saatgans
Foto: © NABU

Blessgans - Foto: © NABU

Blessgans
Foto: © NABU

Kurzschnabelgans - Foto: © NABU

Kurzschnabelgans
Foto: © NABU

*


Quelle:
Pressemitteilung, 10.11.2011
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Contrescarpe 8, 28203 Bremen
Tel. 0421/3 39 87 72, Fax 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. November 2011