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KOHLEALARM/214: Klimakampf und Kohlefront - das Kapital streckt die Flügel ... (urgewald)


urgewald - Kampagne für den Regenwald - Pressemitteilung vom 24. November 2015

Allianz verabschiedet sich von der Kohle
Großer Erfolg der urgewald-Divestment-Kampagne!

- Allianz reagiert auf jahrelange Kritik mit deutlicher Kürzung seiner Kohle-Anlagen
- Versicherungskonzern orientiert sich an Divestment-Ansatz von urgewald und folgt dem Norwegischen Pensionsfonds
- urgewald-Studie: Dt. Finanzinstitutionen haben 8,7 Mrd. Euro in Braunkohle investiert


Frankfurt/München 24.11.15 Am Dienstagmorgen protestiert die Umweltorganisation urgewald vor den Zentralen der Deutschen Bank und des Versicherers Allianz gegen deren Kohleinvestitionen (Fotos zum Download ab ca. 12.00 Uhr). Die Aktionen bilden den Höhepunkt einer monatelangen Kampagne gegen beide Konzerne als wichtigste deutsche Kohlefinanzierer. Und der Druck zeigt Wirkung: Parallel zu unserem vorher angekündigten Protest hat die Allianz ein weitgehendes Kohle-Divestment, also die deutliche Reduzierung ihrer Kohle-Anlagen, verkündet. Sie verweist auch auf die jahrelange Arbeit von Organisationen wie urgewald als treibende Kraft hinter dem Beschluss.

Die Allianz will ihre Anleihen im Kohlebereich auslaufen lassen und nicht verlängern. Zudem möchte sie in den kommenden sechs Monaten ihre Aktien von solchen Firmen verkaufen, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes mit Kohleabbau machen oder Strom produzieren, der zu mehr als 30 Prozent mit Kohleverbrennung gewonnen wird. Insgesamt ist laut Allianz ein Finanzvolumen von vier Milliarden Euro, der größte Teil davon Anleihen, betroffen. Zum Vergleich: Der französische Konkurrent Axa hatte bereits im Mai verkündet, ein Kohle-Divestment in Höhe von 500 Millionen Euro umzusetzen.

"Die Allianz zeigt, dass sie nach Jahren der Kritik gegen ihr Kohlegeschäft doch lernfähig ist. Das nun verkündete Divestment ist, wenn es konsequent umgesetzt wird, ein riesiger Schritt mit Vorbildfunktion für die gesamte Finanzbranche", sagt Katrin Ganswindt, Kohle-Expertin von urgewald. "Besonders freut uns, dass die Allianz ihren Schritt nicht nur mit finanziellen Argumenten gegen das Hochrisikogeschäft Kohle begründet, sondern auch mit Maßnahmen für den Klimaschutz", so Ganswindt.

"Das Divestment-Domino beschleunigt sich. Auf Axa folgt der Norwegische Pensionsfonds, darauf folgt nun Allianz: Die Kohle verliert derzeit einen wichtigen Investor nach dem nächsten. Betroffen sind neben Aktien zum großen Teil auch Anleihen. Das setzt nicht nur die Finanzplaner der Kohlekonzerne unter Druck, sondern sorgt zudem für einen immer weiter sinkenden Ruf der Kohle als Investitionsobjekt", ergänzt Heffa Schücking, Geschäftsführerin bei urgewald. "Wir sind froh, dass die Verantwortlichen in Norwegen und nun bei der Allianz von unserem Divestment-Ansatz überzeugt sind. Dieser sieht nicht nur Schwellenwerte für den Umsatz, sondern auch für die Stromproduktion vor. Außer die Minenbetreiber trifft das auch Kohle-Stromerzeuger wie RWE und Vattenfall", so Schücking.

"Leider ist der größte deutsche Kohle-Finanzierer Deutsche Bank noch immer nicht bereit, sich den Divestment-Vorbildern anzuschließen. Ob Klimaschutz oder schwindende finanzielle Perspektiven, kein Argument scheint ihr stark genug zu sein", sagt Ganswindt. Auch international zählt die Deutsche Bank zu den größten Kohle-Investoren. Das belegt unter anderem die heute vorgestellte neue urgewald-Studie: Demnach ist die Deutsche Bank mit 3,3 Mrd. Euro der größte deutsche Finanzier der besonders klimaschädlichen Braunkohle in Europa, gefolgt von Commerzbank (3,1 Mrd. Euro) und BayernLB (830 Mio. Euro). Insgesamt haben deutsche Banken und Investoren die europäische Braunkohle von 2010 bis Mitte 2015 mit 8,7 Mrd. Euro unterstützt.

Deutsche Bank und Allianz waren die deutschen Zielscheiben der internationalen Kampagne "Paris Pledge". urgewald überreicht heute je rund 7.000 Unterschriften.



Weitere Informationen zu "Paris Pledge"
https://www.urgewald.org/kampagne/paris-pledge

Studie zum Download - deutliche Überarbeitung der Vorab-Version!
https://www.urgewald.org/sites/default/files/typ_download/braunkohlebriefing_urgewald_nov15_-_korrigiert.pdf

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Quelle:
Pressemitteilung, 24.11.2015
Herausgeber: urgewald e.V.
Hauptgeschäftsstelle:
Von-Galen-Straße 4, 48336 Sassenberg
Tel.: 02583/1031, Fax: 02583/4220
urgewald Büro Berlin
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Tel.: 030/28482271, Fax: 030/28482279
Internet: www.urgewald.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. November 2015

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