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KOHLEALARM/301: Klimakampf und Kohlefront - ohne Rücksicht auf Rechtsbruch ... (Klimacamp im Rheinland)


Klimacamp im Rheinland - Pressemitteilung vom 27. August 2016 - 15:40 Uhr

Förderbandbesetzung, Samba in der Grube, Zufahrtsstraße blockiert - Kohleinfrastruktur steht zeitweise still


Erkelenz, den 27.08. Am zweiten Aktionstag des Aktionslabors, welches auf dem Klimacamp im Rheinland gastiert, wird dezentral und selbstorganisiert Kohleinfrastruktur blockiert. Zwei Demonstrationen machen auf die Zerstörung von Dörfern aufmerksam.

Bereits in den frühen Morgenstunden zog eine Sambagruppe vom Klimacamp Richtung Tagebau. Die Gruppe tanzte durch die unterste Ebene des Tagebaus Garzweiler I. Weitere Gruppen legten durch Blockaden die nördlichen Förderbänder und eine RWE-Zufahrtsstraße still. In zwei Demonstrationszügen gingen mehrere hundert Menschen durch die kurz vor der Abbaggerung stehenden Dörfer Borschemich und Immerath. "Bis zum frühen Nachmittag wurden über 100 Aktivisten und ein Journalist von der Polizei festgehalten. Einige Menschen wurden auf die Polizeistation nach Aachen gebracht und sind dort in Gewahrsam. Die Polizei ist mit über 1000 Einsatzkräften und Pferdestaffeln gegen einige hundert Demonstrierende im Einsatz. Eine Sitzblockade bei Jackerath wurde durch die Polizei gewaltsam geräumt. Es gab eine verletzte Person, der vorübergehend der Zugang zu medizinischer Versorgung vorenthalten wurde.

"Mit unseren Protestaktionen möchten wir auf die massive Zerstörung hinweisen, die RWE hier verursacht. Dörfer und Natur werden rücksichtslos für den Abbau und die Verstromung von Braunkohle zerstört und der Klimawandel wird aktiv vorangetrieben. Die Aktivisten blockieren diesen Irrsinn mit ihren Körpern und setzen damit ein deutliches Zeichen", so Milan Schwarze, Pressesprecher des Klimacamps. Extremwetterereignisse werden aufgrund des Klimawandels in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zunehmen. Die Länder des globalen Südens sind davon besonders betroffen." Angesichts der zu erwartenden katastrophalen Folgen des Klimawandels sind ziviler Ungehorsam und vielfältiger Protest gegen die Verursacher notwendig und legitim", kommentiert Schwarze.

Bereits am Donnerstag fanden vielfältige Aktionen im Rahmen des Aktionslabors statt. In der seit Donnerstag durch Aktivisten wiedereröffneten "Schule des Kohleausstiegs" in Immerath findet heute bis 17 Uhr ein öffentliches Programm zu Klimagerechtigkeit und dem guten Leben für Alle statt. "Alle Aktionen respektieren den Aktionsrahmen, die Sicherheit aller Lebewesen hat für uns oberste Priorität. Indem wir uns für Klimagerechtigkeit einsetzten, wollen wir Leben schützen und nicht gefährden", erklärt Judith Zimmermann, eine Pressesprecherin des Camps. Das Klimacamp bietet seit letzten Freitag ein breites Angebot an Bildungs- und Vernetzungsveranstaltungen für ein buntes Publikum wachstumskritischer und klimabewegter Menschen. Noch bis Montag leben hier Menschen selbstorganisiert und nachhaltig zusammen.

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Klimacamp im Rheinland - Pressemitteilung vom 27. August 2016 - 19:04 Uhr

Polizeikräfte räumen Sitzblockade von Klimaaktivisten gewaltsam


Lützerath, den 27. 08.2016. Am zweiten Aktionstag des "Aktionslabors" auf dem Klimacamp im Rheinland wurde eine friedliche Sitzblockade von etwa 80 Klimaaktivisten gewaltsam durch Polizeikräfte geräumt. Die Aktivisten hatten in einer Sitzblockade einen Zufahrtsweg zum Braunkohletagebau Garzweiler versperrt. Eine Person wurde bei der Räumungsaktion durch Tritte eines Polizeibeamten verletzt. Dem verletzten Aktivisten wurde zunächst die medizinische Versorgung verweigert.

Die Polizei bezeichnete den Einsatz kurz danach als "friedlich". Milan Schwarze, ein Pressekontakt des Klimacamps, verurteilt dieses Vorgehen: "Es ist ein Skandal, wenn Menschen medizinische Versorgung als Grundrecht verwehrt wird. Wenn weiterhin Eskalation während der Räumung einer Blockade von der Polizei ausgeht, ist es zynisch, diesen Verlauf als friedlich zu bezeichnen." Der Verletzte wurde in die vierzig Kilometer entfernte Gefangenensammelstelle in Aachen transportiert.

Trotz des unverhältnismäßig großen Polizeieinsatzes mit mehr als 1000 Beamten konnte nicht verhindert werden, dass mehrere Aktionsgruppen in den Tagebau eindrangen. Die Aktivisten blockierten Förderbänder und Bagger.

Schon seit einer Woche protestieren etwa 1000 Menschen auf dem Klimacamp im Rheinland für einen sofortigen Kohleausstieg. Dort wurde neben den vielfach kreativen Aktionen zivilen Ungehorsams auch über Klimagerechtigkeit und Alternativen zum Kapitalismus debattiert.

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Quelle:
Klimacamp im Rheinland
E-Mail: presse-klimacamp@riseup.net
Internet: http://www.klimacamp-im-rheinland.de/


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. August 2016

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