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KOHLEALARM/617: Klimakampf und Kohlefront - Sitzen gegen die Kohle ... (Bündnis "Alle Dörfer bleiben!")


Bündnis "Alle Dörfer bleiben!" - Pressemitteilung vom 22. Juni 2019

"Platz nehmen gegen Kohle":
6000 Menschen bei symbolischer Sitzblockade vor dem bedrohten Dorf Keyenberg


Keyenberg. Unter dem Motto "Platz nehmen gegen Kohle" haben sich 6000 Menschen in einer symbolischen Sitzblockade schützend zwischen das Dorf Keyenberg und den Tagebau Garzweiler gesetzt. Die Aktion wird organisiert vom Bündnis 'Alle Dörfer bleiben', einem Bündnis von Betroffenen aus den Braunkohlerevieren, die sich gegen ihre Zwangsumsiedlung wehren. Der Energiekonzern RWE will Keyenberg sowie fünf weitere Dörfer für den Braunkohleabbau zerstören. Die Anwohner*innen machen deutlich, dass sie ihre Dörfer nicht kampflos aufgeben werden.

"RWE will unsere Dörfer, Kirchen und Landschaften zerstören. Doch das werden wir nicht zulassen. Wir haben uns im Bündnis 'Alle Dörfer bleiben' zusammengeschlossen, um unsere Zuhause zu retten. Dass so viele Menschen dieses Wochenende hier mit uns gegen RWE protestieren, gibt mir die Hoffnung, dass wir diesen Kampf wirklich gewinnen können", so David Dresen aus dem bedrohten Dorf Kuckum.


Foto: Ruben Neugebauer / Campact (CC BY-NC 2.0), via flickr - https://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/

"Platz nehmen gegen Kohle" - Sitzblockade am 2. Aktionstag
Foto: Ruben Neugebauer / Campact (CC BY-NC 2.0), via flickr
[https://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/]

In der symbolischen Sitzblockade erzählen Anwohnende von ihrem Leben in den bedrohten Dörfern, den Auseinandersetzungen mit RWE und den Schikanen des Kohlekonzerns, aber auch der Hoffnung, die sie aus dem neu erstarkten Widerstand schöpfen.

"Ich bin hier verwurzelt und ich werde hier bleiben. Wir waren lange genug Spielball der Politik: RWE zerstört unsere Dörfer, Kirchen und Wälder und die Landesregierung NRW macht sich zum verlängerten Arm der Konzerninteressen", sagt Britta Kox aus Berverath, die für den Tagebau zwangsumgesiedelt werden soll. "Doch das Schicksal wendet sich. So viel wie heute war hier in unseren Dörfern noch nie los, und besonders das Gutachten des BUND, dass Enteignungen für Braunkohle in Zeiten der Klimakrise nicht mehr zulässig sind, verändert die Lage massiv. Ich werde kämpfen, bis wir bleiben können, so viel steht fest."

Die Aktion ist vom Bündnis der Anwohnenden "Alle Dörfer bleiben" organisiert worden. Dabei wurde viel Augenmerk auf Kreativität gelegt: viele Protestierende sind in gelber Kleidung gekommen, gelbe Stoffbahnen wurden als schützende Linie vor Keyenberg entrollt. Überall sind gelbe Holzkreuze zu sehen, das Zeichen des lokalen Widerstands gegen die Braunkohle. In der symbolischen Sitzblockade nehmen Bewohner*innen der bedrohten Dörfer auf gelben Stühlen Platz. Am Ortseingang erinnert der "Friedhof der Dörfer" mit Ortsschildern an alle Dörfer, die bereits für den Tagebau zerstört wurden.

Die symbolische Sitzblockade und das bunte Programm aus Reden und Musik wird gemeinsam mit den Umweltorganisationen BUND, Campact, Greenpeace und NaturFreunde veranstaltet. Auch die Schüler*innen von Fridays for Future haben zum Aktionstag bei Keyenberg eingeladen und eine eigene Demonstration aus Hochneukirch organisiert. Zeitgleich radelten weitere 500 Demonstrierende aus Erkelenz zum Dorfprotest. Insgesamt nehmen 8000 Menschen am Aktionstag "Kohle stoppen! Klima und Dörfer retten!" teil.

Das Bündnis "Alle Dörfer bleiben" reiht sich ein in die Forderungen nach einem schnellstmöglichen Kohleausstieg: "Es ist unmöglich, dass hier im Angesicht der Klimakrise immer noch unsere Dörfer für die Braunkohle abgerissen werden sollen. Wir von hier sind betroffen von den Ursachen des Klimawandels. Doch ich möchte auch Platz nehmen für all jene, die von dessen Auswirkungen betroffen sind", so David Dresen aus Kuckum.

Die Aktion ist Teil eines Protest-Wochenendes gegen den Kohleabbau und für Klimagerechtigkeit im Rheinland. Tausende Menschen sind ins Rheinland gekommen, um ihren Protest in unterschiedlichen Aktionsformen auf die Straßen zu tragen. Gestern hatten bereits 40.000 Menschen bei "Fridays for Future" in Aachen demonstriert. Der Aktionstag "Kohle stoppen! Klima und Dörfer retten!" mit 8000 Menschen dauert noch bis zum frühen Abend. Das ganze Wochenende über laufen zudem Aktionen zivilen Ungehorsams von "Ende Gelände" mit weiteren tausenden Menschen.

Alle Informationen zum Aktionstag:
http://www.klima-doerfer-retten.de/

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Quelle:
Pressemitteilung vom 22. Juni 2019
"Alle Dörfer bleiben!"
Internet: www.alle-doerfer-bleiben.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juni 2019

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