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BODEN/176: "Eingeweide der Erde" - Die erstaunliche Leistung der Regenwürmer (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 8. Juli 2016

Eingeweide der Erde


(Bremen, den 08.07.16) Angler, Gartenbesitzer und viele Vogelarten schätzen den Regenwurm gleichermaßen, wenn auch aus unterschiedlichen Motiven. In der Bodenkunde wird die beste Bodenstruktur anerkennend als "Wurmlosungsgefüge" bezeichnet. Kurz, der Regenwurm ist vermutlich der wichtigste Bewohner im Erdreich und macht bis zu 90 Prozent der Tiermasse im Boden aus. Durch seine Tätigkeit wird der Boden gelockert und viele Nährstoffe den Pflanzen besser verfügbar gemacht, erklärt der NABU.


Ein Regenwurm - Foto: © NABU Bremen

Foto: © NABU Bremen

Regenwürmer beleben den Boden

"In gutem Boden leben gut und gerne 400 Regenwürmer pro Quadratmeter. Je Hektar fressen die Tiere bis zu 100 Tonnen Erdreich pro Jahr und scheiden es wieder aus", berichtet NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann beeindruckt. Selbst schwere Tonböden lockern die Würmer auf, weil sie mehr als das Sechzigfache ihres eigenen Gewichts wegstemmen können. Der Regenwurm durchmischt nicht nur Mineralboden und Humus, er kleidet mit seinem Kot auch die Wände seiner Wohnröhren aus. Dadurch kommt Luft in den Boden und auch Pflanzenwurzeln nutzen gerne die "vorgebohrten" Kanäle.

Erstaunliche Leistungen

Die Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit durch Regenwürmer erkannten die Chinesen schon vor über 4000 Jahren. Traditionell wurden die Felder dort mit Kompost gedüngt, so der NABU. "Aristoteles nannte die Regenwürmer 'Eingeweide der Erde', Cleopatra ließ die Tiere heiligsprechen und verbot, sie aus Ägypten auszuführen", erklärt Sönke Hofmann. Nach einer Berechnung von Charles Darwin holen Regenwürmer jährlich über vier Tonnen Erde aus tieferen Schichten an die Oberfläche.


Amsel, den Schnabel voller Regenwürmer - Foto: © NABU Bremen

Foto: © NABU Bremen

Teilung vermehrt die Tiere nicht

Über die Vermehrung der Regenwürmer herrschen meist falsche Vorstellungen. "Oft wird geglaubt, die Tiere schnüren sich ihre Nachkommen einfach vom Leib ab, das ist komplett falsch", klärt der NABU auf. Auch dass beide Enden eines geteilten Regenwurms weiterleben können sei leider ein Märchen. Nur das Vorderteil, mit der "Clitellum" genannten Verdickung, könne überleben. Die Wunden würden sich jedoch oft tödlich entzünden, so der Naturschützer.

Paarungsverhalten der Zwitter

Obwohl Regenwürmer Zwitter sind, also sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane haben, paaren sie sich. An warmen Abenden kann dies mit etwas Glück beobachtet werden. Dabei winden sich die Würmer umeinander, als würden sie tanzen. Sie sondern Schleim ab und tauschen ihre männliche Samenflüssigkeit aus. Kurze Zeit später produziert der dicke Clitellum-Ring einen Wulst, der langsam über den Regenwurm rutscht. Streift dieser Kokon auf seinem Weg zum Wurmende nun das 14. Segment, wird ein weibliches Ei in ihn abgegeben. Zwischen dem neunten und elften Wurmsegment liegen die Samentaschen, in denen die fremde Samenflüssigkeit aus der Paarung gespeichert wurde. Wandert der Kokon daran vorbei, werde das Ei befruchtet, erläutert der NABU. Die Kokons im Erdreich sind grünlich-hellbraun und haben die Form einer Zitrone. Je nach Wurmart schlüpft der Nachwuchs nach zwei Wochen bis vier Monaten.

In naturnahen Gärten ohne Giftspritze leben besonders viele Regenwürmer und helfen dem Biogärtner. Wie man sich möglichst viel Natur in den Garten holt erklärt das NABU-Garteninfopaket. Dieses gibt es gegen Einsendung von 5 Euro unter dem Stichwort "Garteninfos" an den NABU, Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen.

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Quelle:
Pressemitteilung, 08.07.2016
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen
Tel.: 0421/33 98 77 2, Fax: 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juli 2016

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