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BODEN/188: Die Schweiz braucht eine flächendeckende Bodenkartierung (idw)


Schweizerischer Nationalfonds SNF, Medien, 19.04.2018

Die Schweiz braucht eine flächendeckende Bodenkartierung


Eine nachhaltige Nutzung des Bodens erfordert ausführliche Informationen über seine Beschaffenheit. Diese fehlen aber für weite Gebiete der Schweiz. Das Nationale Forschungsprogramm "Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden" schlägt eine "Bodeninformations-Plattform Schweiz" vor und zeigt auf, wie die Bodenkartierung mit Unterstützung digitaler Methoden vorangetrieben werden kann.

Bodeninformationen beschreiben den Aufbau und die Eigenschaften der Böden. Fundierte und flächendeckende Bodeninformationen sind unerlässlich, um den unterschiedlichen Nutzungsansprüchen besser gerecht zu werden, insbesondere im Hinblick auf eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion, Trinkwasseraufbereitung oder Raumplanung.

Während zu Wasser und Luft seit Jahrzehnten umfangreiche Daten erhoben und entsprechende Messnetze betrieben werden, fehlen in der Schweiz flächendeckende Informationen zum Zustand der Böden. Damit steht die Schweiz - trotz des hohen Drucks auf den Boden - im europäischen Vergleich einzigartig dar.

Die Nationale Servicestelle für Bodenkartierungen wurde 1996 eingestellt und die Aufgabe den Kantonen überlassen. Nur wenige Kantone haben seither die bestehenden Datenlücken schliessen können. So sind heute lediglich für 10 bis 15 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Bodeninformationen in ausreichender Qualität und Umfang erfasst. Die mangelnde Verfügbarkeit an flächendeckenden und harmonisierten Bodeninformationen ist aber ein wesentlicher Grund, warum der Boden in vielen Politikbereichen und Entscheidungen kaum oder gar nicht berücksichtigt wird.

Zuerst wertvolle Ackerflächen kartieren

Mit der thematischen Synthese "Bodeninformations-Plattform Schweiz" des Nationalen Forschungsprogramms "Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden" (NFP 68) skizzieren die Autoren einen Weg, wie die Erhebung von Bodeninformationen beschleunigt und schweizweit koordiniert werden kann. Zentraler Teil der Plattform ist die Ergänzung der klassischen Erhebung von Bodendaten im Feld mit digitalen Techniken und eine angepasste Vorgehensweise, die es erlaubt die Kartierung grösserer Gebiete als bisher anzugehen. Hierbei können sowohl bei der Datenerhebung als auch bei der Analyse der Bodenproben vermehrt automatisierte Verfahren eingesetzt werden.

Die Autoren schlagen vor zuerst diejenigen Böden zu kartieren, die für die nachhaltige Nutzung und den Schutz der Böden am wichtigsten sind, beispielsweise siedlungsnahe, für die Landwirtschaft hochwertige Fruchtfolgeflächen. Die Etappierung soll auch dazu beitragen, so Armin Keller von Agroscope, die personellen Ressourcen optimal zu nutzen und den generationenübergreifenden Wissenstransfer sicherzustellen. Ein derartiges klares, langfristiges Programm kann der Branche zudem die Sicherheit vermitteln, die notwendigen Investitionen in neue Technologien zu tätigen.

Nebst der optimierten und beschleunigten Datenerhebung ist es auch notwendig, die Aufbereitung, die Koordination und den Zugang zu den Bodeninformationen zu verbessern. Heute besteht mit dem Bodeninformationssystem NABODAT, der Nationalen Bodenbeobachtung, eine vergleichbare Plattform. Sie ist jedoch nur auf die Bedürfnisse der Vollzugsbehörden von Bund und Kantonen zugeschnitten und nur diesen Akteuren zugänglich. Die Autoren empfehlen, den Zugang zu den Bodeninformationen und den entsprechenden Meta-Informationen einem breiteren Kreis, beispielsweise den Planungsbüros und Landwirten, zu ermöglichen.

Eine Investition mit Rendite

"Die Datenerhebung und der Aufbau dieser Bodeninformations-Plattform ist eine Investition in die Vorsorge, die sich über die kommenden beiden Jahrzehnte erstrecken wird", erläutert Armin Keller. Sie ist mit Kosten von schätzungsweise 15 bis 25 Millionen Franken pro Jahr verbunden, vor allem für die Kartierung durch private Ingenieurbüros und für die notwendige Infrastruktur.

Anhand von zehn Beispielen zeigen die Autoren: Eine landesweite Bodenkartierung schafft einen erheblichen Mehrwert. Dank verbesserter Bodeninformationen liessen sich allein bei der Trinkwasseraufbereitung die Kosten um 10 bis 15 Prozent oder jährlich 7 bis 10 Millionen Franken senken. Sie helfen auch, Schäden durch Bodenverdichtung und Bodenerosion zu vermindern, oder den Einsatz von Düngemittel in der Landwirtschaft zu optimieren. Bei sehr konservativen Annahmen für die zehn Beispiele beläuft sich der Nutzen verbesserter Bodeninformation schweizweit auf jährlich 55 bis 132 Millionen Franken pro Jahr.

"Jeder in die Bodenkartierung investierte Franken macht sich somit für die Gesellschaft und künftige Generationen mehrfach bezahlt", betont Armin Keller.


Keller Armin, Franzen Julia, Knüsel Paul, Papritz Andreas, Zürrer Martin (2018): Bodeninformations-Plattform Schweiz (BIP-CH). Thematische Synthese TS4 des Nationalen Forschungsprogramms "Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden" (NFP 68), Bern. ISBN: 978-3-907087-34-3

Nationales Forschungsprogramm "Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden"

Das NFP 68 erarbeitet Grundlagen für eine nachhaltige Nutzung des Bodens in der Schweiz. Dafür müssen sowohl die ökologischen als auch die ökonomischen Leistungen des Bodens berücksichtigt werden. Das Konzept der Ökosystemleistungen erlaubt es, die Bodenfunktionen und ihr Beitrag an das menschliche Wohlbefinden in Wert zu setzen.

www.nfp68.ch


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.snf.ch/de/fokusForschung/newsroom/Seiten/news-180419-medienmitteilung-eine-flaechendeckende-bodenkartierung-fuer-die-schweiz.aspx

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news692798

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1165

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Schweizerischer Nationalfonds SNF, Medien, 19.04.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. April 2018

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