Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → FAKTEN


FEUER/038: Wald- und Flächenbrände gehen weltweit zurück (idw)


Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen - 30.06.2017

Wald- und Flächenbrände gehen weltweit zurück


Frankfurt am Main, 30.06.2017. Trotz der Klimaerwärmung hat die bei Wald-und Flächenbränden verbrannte Fläche in den letzten zwei Jahrzehnten weltweit insgesamt um rund 25% abgenommen. Besonders stark sind die Feuer in der Savanne und in Graslandschaften zurückgegangen. Das geht aus einer Auswertung von Langzeit-Satellitendaten hervor. Weniger und kleinere Feuer gibt es vor allem deswegen, weil der Mensch immer mehr natürliche Flächen in Acker- und Weideland umwandelt oder die Landschaft durch Infrastruktur zerstückelt, schreibt ein internationales Forscherteam, darunter Senckenberg-Wissenschaftler, aktuell im Fachmagazin "Science".


Foto: © Julia Krohmer, Senckenberg

Die bei Wald- und Flächenbränden verbrannte Fläche hat in den letzten zwei Jahrzehnten weltweit um rund ein Viertel abgenommen.
Foto: © Julia Krohmer, Senckenberg

Gerade ist das Flammeninferno in Portugal gelöscht, nun sind in Südspanien verheerende Waldbrände ausgebrochen. Müssen wir durch den Klimawandel in Zukunft mit mehr Waldbränden rechnen? Um das zu beantworten, hat ein internationales Forscherteam zunächst in die Vergangenheit geschaut und dabei eine erstaunliche Entdeckung gemacht - weltweit gibt es nämlich immer weniger und kleinere Feuer.

"Wir haben anhand von Satellitendaten die weltweite Feueraktivität in den Jahren 1998 bis 2015 rekonstruiert. In diesen Jahren ist insgesamt sowohl die Anzahl der Wald- und Flächenbrände als auch deren Ausmaß zurückgegangen. Die weltweite Fläche, die von Bränden betroffen war, hat sich in diesem Zeitraum um rund 24,3% verringert", erklärt Dr. Matthew Forrest, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum.

Regional gesehen hat in den Wäldern Eurasiens zwar eine größere Fläche gebrannt, zahlenmäßig sind die Feuer aber weniger geworden. Für das globale Ausmaß an Vegetationsbränden fällt jedoch stärker ins Gewicht, dass es in Landschaften mit geringem oder keinem Baumbestand deutlich kleinere und weniger Feuer gab. Besonders stark haben die Feuer in der tropischen Savanne in Südamerika und Afrika und in den asiatischen Graslandschaften abgenommen.

Dies sind auch die Regionen der Erde, in denen der Landnutzungswandel gegenwärtig am schnellsten voranschreitet. "Die Bevölkerungsdichte, der Viehbestand und das Ausmaß landwirtschaftlich genutzter Fläche beeinflussen maßgeblich die Feueraktivität. Den größten Rückgang verbrannter Flächen in den letzten zwei Jahrzehnten sehen wir in Ländern, in denen in dieser Zeit der Anteil an Ackerland am meisten zugenommen hat und die Landwirtschaft intensiviert wurde", so Forrest.

Die Ergebnisse der Studie fließen in Modelle ein, mit denen Wissenschaftler, Voraussagen treffen möchten, wie sich die Feueraktivität global entwickeln könnte und welche Auswirkung das auf das Klima haben könnte. Als maßgeblicher Einfluss wurde hier bislang die Klimaerwärmung selbst diskutiert. Steigende Temperaturen, so die Einschätzung, begünstigen verheerendere Feuer und verlängern die Brandsaison.

"Die Studie zeigt hingegen, dass sich die menschliche Aktivität stärker auf die globale Feueraktivität auswirkt als bislang angenommen wurde und feuerverhindernd wirkt. Die Studie quantifiziert die beiden wichtigen Einflussfaktoren - das Klima und den Menschen - genauer und liefert damit die Basis um die Modelle zu verbessern, die uns einen Einblick in die Zukunft gewähren sollen", resümiert Dr. Gitta Lasslop, Gastwissenschaftlerin am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum.

Publikation:
Andela, N. et al. (2017): A human-driven decline in global burned area. Science, doi: 10.1126/science.aal4108


Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können - dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr 200 Jahren. Ausstellungen und Museen sind die Schaufenster der Naturforschung, durch die Senckenberg aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse mit den Menschen teilt und Einblicke in vergangene und gegenwärtige Veränderungen der Natur vermittelt. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie weiteren Sponsoren und Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

200 Jahre Senckenberg! 2017 ist Jubiläumsjahr bei Senckenberg - die 1817 gegründete Gesellschaft forscht seit 200 Jahren mit Neugier, Leidenschaft und Engagement für die Natur. Seine 200-jährige Erfolgsgeschichte feiert Senckenberg mit einem bunten Programm, das aus vielen Veranstaltungen, eigens erstellten Ausstellungen und einem großen Museumsfest im Herbst besteht. Natürlich werden auch die aktuelle Forschung und zukünftige Projekte präsentiert.

Mehr Infos unter: www.200jahresenckenberg.de.

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder unter:
http://idw-online.de/de/news677425
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution639

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen, Sabine Wendler, 30.06.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juli 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang