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GARTEN/190: Kräuter im Garten tun nicht nur dem Menschen gut (Vogelschutz)


Vogelschutz - 1/2011
Magazin für Arten- und Biotopschutz

Kräuter im Garten tun nicht nur dem Menschen gut

Von Birgit Helbig

Distelfalter in Großaufnahme (Seitenansicht, Körper, Kopf und Beine gut zu erkennen) auf einer Lavendel-Blütendolde sitzend - ©: Oliver Wittig

Distelfalter auf Lavendel
©: Oliver Wittig

Der Grieche Dioskurides beschrieb im ersten Jahrhundert n. Chr. zahlreiche Heilpflanzen und deren Anwendungen, genutzt werden sie vermutlich aber schon seit der Jungsteinzeit. In den letzten Jahren wurden zunehmend alte Kräuterrezepte, auch aus der Wildkräuterküche, wiederentdeckt, ebenso wie die wohltuende Wirkung der Duftkräuter. Aber Kräuter sind noch mehr: Futterpflanze und Nektarweide für Insekten und pflegeleichte Gestaltungselemente für den naturnahen Garten.

Hummel in Großaufnahme auf blühendem Thymian, Rückenansicht - ©: Christiane Geidel Schwalbenschwanzraupen lieben Dill: Bunte Raupe in Großaufnahme von vorne seitlich. Sie sitzt auf einem im Verhältnis zu ihr sehr schmalen, sich biegenden Stengel - ©: Peter Bria

links: Hummel auf blühendem Thymian
©: Christiane Geidel
rechts: Schwalbenschwanzraupen lieben Dill
©: Peter Bria


Kein Garten ohne Kräuter

Als Küchenkräuter und Heilpflanzen werden zum Verzehr oder als Arznei geeignete krautige Pflanzen bezeichnet, als Wildkräuter nicht kultivierte krautige Pflanzen. Im Garten haben alle drei Gruppen ihren Platz. Im Gemüsegarten, auf nahrhaftem Boden gedeihen Schnittlauch, Petersilie und Dill. Letzterer ist eine beliebte Nahrungspflanze für die Raupen des Schwalbenschwanzes, während auf allen Zwiebel- und Lauchblüten z.B. Wildbienen Pollennahrung finden.


Die "Klassiker"

Die sonnenhungrigen mediterranen Kräuter wie Thymian, Rosmarin, Lavendel und echter Salbei bieten Raupen (Thymian z.B. Bläulingen), Bienen und Schmetterlingen Nahrung. Aufgedüngte, fette Exemplare, wie sie viele Gärtner anbieten, duften und schmecken nur mäßig. Besser stehen sie auf eher mageren, kalkigen Böden und in voller Sonne, dann entwickeln sie ihre ätherischen Öle am reichsten. Daher bietet zum Beispiel eine Terrasse auf einer Lesesteinmauer einen guten Platz. Zu ihren Füßen können dann Eidechsen und andere wechselwarme Tiere eine Heimat finden. In harten Wintern können die südländischen Gäste jedoch auch einmal ausfallen. Dafür lassen sie sich leicht aussäen oder durch Stecklinge vermehren. Verholzende Pflanzenteile sollten beschnitten werden, so verjüngen sie sich und können auch vom Menschen reich beerntet werden. Zu dieser Gruppe passt auch gut das robuste und ausdauernde Bergbohnenkraut (im Geschmack ähnlich dem bekannten einjährigen), eine üppig rosa überlaufene, blühende Nahrungsquelle. Ebenfalls anspruchslos und in einem sehr attraktiven Wildpflanzentyp steht die Bergminze mit ihren Lippenblüten und den aromatischen Blättern, aus denen sich u.a. ein hervorragender Tee zubereiten lässt.


Die Unverwüstlichen

Nahezu unverwüstlich zeigen sich Kräuter wie Dost (Wilder Majoran), Beinwell, Baldrian, Bergminze, Weinraute, Ysop u. s. w. Sie alle sind hervorragende (Wild-) Bienenweiden, werden aber auch von Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlingen besucht. Sie samen sich bereitwillig selbst aus, was bei Dost, Beinwell und dem feuchtigkeitsliebenden Baldrian mitunter lästig werden kann. Doch gibt man ihnen eine Ecke des Gartens frei, entwickelt sich bald ein buntes Beet, das vor Leben nur so wimmelt. Die zweijährigen Königs- und Nachtkerzen setzen mit ihrer imposanten Erscheinung im Blütenjahr Akzente. An letzterer kann man dann vielleicht Taubenschwänzchen oder Nachtkerzenschwärmer beim Trinken beobachten. Lässt man die abgeblühten markhaltigen Stängel beider Pflanzen stehen, dienen sie überwinternden Insekten, wie z.B. Wildbienen, als Quartier.


Eine Kräuterwiese

Daneben würde sich eine Magerwiesenecke aus Wildkräutern gut machen. Schafgarbe, Wiesen-Flockenblume, Glockenblumen, Wiesensalbei und Co bieten zahlreichen Insekten Plätze zur Eiablage, dienen als Raupennahrung, zur Verpuppung und natürlich als Nektarquelle. Dazu passt noch Johanniskraut. Dünger und Rasenmäher sind hier nicht erwünscht; eine Mahd im Sommer, am besten mit der Sense, nach der Samenreife genügt vollauf. Lassen Sie das Mähgut bei trockenem Wetter liegen und schütteln Sie die Samen aus. Der Boden muss vor der Anlage gut abgemagert sein, und Klee und expansive Gräser sollten regelmäßig gejätet werden, da sie die Kräuter sonst verdrängen würden.


Wertvolles Un-Kraut

Kein Kraut, sondern als Unkraut verschrien, sind Brennnessel und der Doldenblütler Giersch. Und doch sollten sie nicht fehlen. Eine über den Boden aufragende Wurzelsperre hält sie ggf. im Zaum. Es gibt übrigens auch für diese beiden sehr schmackhafte und gesunde Wildkräuterrezepte. Und ihr Wert als Nahrungspflanzen für Raupen und Insekten ist unbestritten. So dient die Brennnessel rund 50 (!) Raupenarten als Futterpflanze. Admiral, Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs (auch als Nesselfalter bekannt) und das Landkärtchen sind sogar ausschließlich auf die Brennnessel angewiesen, andere Pflanzen kommen für diese Arten nicht in Betracht. Die Gierschblüten werden u.a. von Schwebfliegen besucht.


Im Staudenbeet

Unter die Stauden mischen sich gut Roter Sonnenhut, der 2-jährige Muskatellersalbei und der bis zu 2 Meter hohe Alant. Auch diese markanten Schönheiten säen sich willig selbst aus und bieten Nahrung für Bienen, Hummeln und vor allem Schmetterlinge. Probieren Sie selbst aus, welche Kräuter zu Ihnen und Ihren Gartenverhältnissen passen. Wo immer möglich, pflanzen Sie in Gruppen. Die oft gezeigten Kräuterspiralen sind in der Regel dafür viel zu klein. Geben Sie Ihren Kräutern Platz, den Insekten Nahrung - und vergessen Sie keinesfalls, für sich selbst zu ernten, sei es als Wildgemüse, Gewürz, für Tees, Salben, Duftpotpourris...

DIE AUTORIN
Birgit Helbig
Dipl.-Designerin (FH)
Gestaltet und betreut seit über 20 Jahren einen ca. 3000 m²
großen Naturgarten nach ökologischen Prinzipien
Mail: b-helbig[at]lbv.de


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UNSER TIPP

Der LBV in München bietet Führungen und eine Seminarreihe zum Thema "Wildniskoch" an. Ideal für alle, die etwas mehr über die Verwendung von Wildkräutern und Wildfrüchten erfahren möchten. Infos bei der Geschäftsstelle München unter Tel. 089-200 270 77 oder oberbayern@lbv.de


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Quelle:
Vogelschutz - 1/2011, Seite 16-17
Magazin für Arten- und Biotopschutz
Herausgeber:
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. -
Verband für Arten- und Biotopschutz
LBV-Landesgeschäftsstelle
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
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Vogelschutz ist das Mitgliedermagazin des LBV
und erscheint vierteljährlich


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Mai 2011