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GARTEN/191: Mit dem Heckenschnitt noch warten, um junge Vögel nicht zu gefährden (NABU RP)


NABU Landesverband Rheinland-Pfalz - 16. Juni 2011

Hecken noch nicht schneiden - viele Vögel brüten ein zweites Mal!


Der NABU bittet alle Gartenbesitzer, sich noch mindestens zwei Wochen mit dem Hecken- und Strauchschnitt zu gedulden. Derzeit brüten noch viele Singvögel im Schutz des dichten Blattwerks. Sie können durch Schnittmaßnahmen so sehr gestört werden, dass sie ihre Brut aufgeben, warnen die Naturschützer. Im Juni gebe es bei vielen Singvögeln wie Amsel, Singdrossel, Buch- und Grünfinken eine zweite Brut. "Wer jetzt seine Sträucher schneidet, riskiert den Nachwuchs der fröhlichen Sängerschar", betont Olaf Strub vom NABU Rheinland-Pfalz, "auch finden Beutegreifer die Gelege viel einfacher, wenn schützende Zweige weggeschnitten werden."

Wer erst im Juli oder später schneide, spare auch erhebliche Arbeit, so der NABU. Die Pflanzen befänden sich derzeit im zweiten Wachstumsschub des Jahres. Wer zu früh die Heckenschere auspackt, müsse sie deshalb noch ein zusätzliches Mal einsetzen. "Auf jeden Fall gehört für naturfreundliche Gärtner vor dem Schnitt eine intensive Suche nach belegten Nestern in den Sträuchern dazu. Denn auch im Juli findet man noch frische Dritt- oder Ersatzgelege", so der Vogelfreund.

In den Nistkästen können alte Nester noch verbleiben und müssten nicht entfernt werden, beruhigt der NABU. In der Regel werde von den höhlenbrütenden Meisen, Staren und Kleibern das zweite Nest einfach auf das erste gebaut. "In der Natur macht auch keiner die Höhlen sauber. Das ist ein æbesonderer Serviceæ des Menschen für die Vögel. Wer sicher ist, dass der Nistkasten nicht mehr belegt ist, kann aber das alte Nest auch entfernen" empfiehlt Strub. Die beste Zeit für die Nistkasten-Reinigung sei laut NABU jedoch der Herbst: "Dann brütet garantiert keiner mehr darin." Dabei brauche nur das Nest entnommen zu werden. Ein Ausschrubben mit Wasser oder gar Putzmitteln sei unnötiger Arbeitsaufwand. Bei besonders starkem Parasitenbefall könne ein Kasten schnell mit einer Lötlampe ausgeflämmt werden.

Aus dem Nest gefallene Jungvögel sollten übrigens auf keinen Fall mit nach Hause genommen werden. "Die verlassen wirkenden Nestlinge werden meist von den Eltern auch am Boden weiter gefüttert." Nur ganz selten handele es sich bei gefundenen Jungvögeln um verlassene, verletzte oder geschwächte Tiere, die Hilfe benötigen. Der Schein trüge häufig, denn die Jungen z.B. von Enten, Kiebitzen oder Amseln verließen ihr Nest bereits, bevor ihr Gefieder vollständig ausgebildet sei. Die unerfahrenen und im Fliegen noch etwas ungeübten "Nestflüchter" sitzen dann im halbhohen Geäst oder auf dem Boden. Damit sie nicht verloren gehen, lassen sie jedoch fast unablässig sogenannte "Standortlaute" hören. Nur wenn sie in Gefahr sind, sollte man eingreifen und die Vögelchen an einem geschützten Ort nicht zu weit vom Fundort entfernt wieder absetzen, so Strub. Dabei könne man sie ohne Probleme anfassen, da der Geruchssinn bei Vögeln im Vergleich zu Säugetieren nur sehr gering ausgeprägt sein. Deswegen kann man auch noch nackte Vogelkinder einfach wieder in ihr Nest zurücklegen. "Wer als Mensch versucht, Vogel-Eltern zu ersetzen, wird in der Regel scheitern. Schließlich fliegt ein Meisenpaar täglich über 600 Mal zum Füttern ein", informiert Strub.

Wer noch Tipps für die naturfreundliche Gestaltung seines Gartens sucht, kann gegen Einsendung von 6 x 55-Cent-Briefmarken die Broschüre "Gartenlust" (44 Seiten, DIN A5) mit Pflanzenlisten beim NABU Rheinland-Pfalz, Postfach 1647, 55006 Mainz, E-Mail: Bestellung@NABU- RLP.de bestellen.


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Quelle:
NABU Rheinland-Pfalz, 16.06.2011
Frauenlobstraße 15-19, 55118 Mainz
Telefon: 06133/507 988, Fax: 06133/507 989
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Internet: www.NABU-RLP.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Juni 2011