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GARTEN/317: Teufelsnadeln und Augenstecher - rasante Flugkünstler mit Doppelleben (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 19. Juli 2016

Teufelsnadeln & Augenstecher


(Bremen, den 19.07.16) Wechselhaftes Wetter und viele Mücken haben auch positive Seiten - viele Großlibellen beherrschen jetzt den Luftraum Norddeutschlands. Den NABU erreichen immer noch ängstliche Anfragen, ob die großen Luftakrobaten stechen könnten. Doch auch wenn der Volksmund "Augenstecher" oder "Teufelsnadeln" aus ihnen mache, seien alle Libellen vollkommen ungefährlich und als Insektenjäger sogar äußerst nützlich, beruhigt Sönke Hofmann.


Libelle im Frontalanflug - Foto: © NABU Bremen

Blaugrüne Mosaikjungfer
Foto: © NABU Bremen

Ungefährliche und nützliche Libellen

Besonders die verbreitete blaugrüne Mosaikjungfer mit bis zu elf Zentimetern Spannweite fällt Spaziergängern und Gartenbesitzern jetzt auf. "Während die Männchen hauptsächlich in der Nähe von Gewässern jagen und dort ihr Revier verteidigen, trifft man die Weibchen auch in tümpellosen Parks und Gärten", erklärt der NABU-Geschäftsführer. Ihr häufiges Vorkommen erklärt der NABU mit den milden Wintern und weniger mit der Mückenplage, wenngleich die nervenden Blutsauger ihre liebste Beute seien.

Mückenkiller Nr. 1

"Die blaugrüne Mosaikjungfer braucht vom Ei bis zur fertigen Libelle zwei bis drei Jahre Entwicklungszeit unter Wasser", so Sönke Hofmann. Allerdings könne durch warme Witterung die Entwicklung auch beschleunigt werden. "Die Larven leben in fischarmen Gewässern äußerst räuberisch und verschmähen weder Kaulquappen noch Artgenossen. Dort fressen sie natürlich auch besonders viele Mückenlarven."


Libelle sitzt mit ausgebreiteten Flügeln auf einem Zweig; sie wurde von ihrer Rückenseite her fotografiert - Foto: © NABU Bremen

Blaugrüne Mosaikjungfer
Foto: © NABU Bremen

Rasante Flugkünstler mit Doppelleben

Ausgewachsene Libellen benutzen ihre Beine als Fangkorb, der wie eine Reuse funktioniert. Damit werden fliegende Mücken und Käfer eingesammelt und im rasanten Flug bei bis zu 50 Stundenkilometern verzehrt. Die Beute spüren Libellen mit ihren typisch großen Facettenaugen auf, die aus bis zu 30.000 Einzelaugen bestehen. Haben die Weibchen genügend gefressen, kehren sie zur Eiablage an die Teiche zurück und bilden zur Begattung mit den Männchen ein Paarungsrad.


Zwei unterschiedliche Prachtlibellen stehen sich auf einem Grashalm gegenüber, die Flügel hochgestellt; ein 'Vorderfuß' der einen berührt einen 'Vorderfuß' der anderen - Foto: © NABU Bremen

Prachtlibellen
Foto: © NABU Bremen

Obwohl man diesen schillernden Kunstfliegern jetzt häufig begegne, seien von den 59 in Niedersachsen und Bremen heimischen Libellenarten mehr als zwei Drittel bereits verschwunden, vom Aussterben bedroht oder gefährdet, betont der NABU. Die Ursachen für den alarmierenden Bestandsrückgang der Libellen sind seit langem bekannt.

Alle Libellenarten sind zumindest als Larve auf Gewässer angewiesen. Sind Bäche und Flüsse verschmutzt, Moore und Sümpfe trockengelegt oder Teiche verfüllt, haben sie keine Lebensmöglichkeiten mehr. Am härtesten betroffen sind die Spezialisten. Sie können sich an verändernde Lebensbedingungen nicht anpassen, weil sie auf einen einzigen Lebensraumtyp angewiesen sind. Sie werden durchweg in den Roten Listen als "verschwunden" oder "vom Aussterben bedroht" geführt.


Libelle mit auffällig gefärbten Augen hält sich an einem Stengel fest, die Flügel sind eng nach hinten an den langen Körper gelegt - Foto: © NABU Bremen

Rastendes Granatauge
Foto: © NABU Bremen

Naturnahe Gartenteiche als neue Heimat

Wer Libellen im eigenen Garten helfen möchte, sollte sich einen naturnahen Gartenteich und auf keinen Fall Fische zulegen. Die Libellen revanchieren sich dann, indem sie die Mücken doppelt in Schach halten - als Larven und später als Insekt. Fische fressen die Libellenlarven und weitere Nützlinge und verstärken damit sogar die Mückenplage. "Die kleinen Blutsauger sind so anspruchslos, dass sie sich in jedem Wassereimer oder Regentonne massenhaft entwickeln. Wenn der Gartenteich dann nur Fische und keine Raubinsekten beherbergt, wird es unangenehm", weiß Sönke Hofmann zu berichten.

Infopaket zu Teichen

Für die Anlage eines Teiches und Informationen über die Bewohner gibt es unter dem Stichwort "Naturteiche" ein Infopaket für 5 Euro beim NABU, Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen.

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Quelle:
Pressemitteilung, 19.07.2016
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen
Tel.: 0421/33 98 77 2, Fax: 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juli 2016

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