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GARTEN/361: Eine Lanze für den Nistkasten (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 19. Januar 2018

Eine Lanze für den Nistkasten


(Bremen, den 19.2.18) Ein Plädoyer für das "wichtigste Instrument des urbanen Naturschutzes" hält der NABU in Bremen. Der Nistkasten, von Ökologen der reinen Lehre bestenfalls als "Notnagel" akzeptiert, sei in der Stadt nicht nur lehrreich sondern notwendig und überaus effektiv. Eine Wissenschaft sollten Gartenbesitzer jedoch nicht aus der Aufhängung machen. Mit dem nahenden Frühjahr werde es jetzt Zeit, noch Kästen anzubringen oder sie zu säubern.


Drei Blaumeisen am Nistkasten - Foto: © NABU Bremen

Foto: © NABU Bremen

"Der Nistkasten löst nicht unsere ökologischen Probleme, aber er mildert sie ab", betont NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann, "jeder Kasten erhöht die Chancen einer Vogelfamilie sich trotz mangelnder Nahrung und freilaufender Katzen doch durchzusetzen." Natürliche Höhlen könnten Stadtbäume unter dem Diktat der "Verkehrssicherungspflicht" gar nicht mehr entwickeln. Auch Spalten an Gebäuden würden im Zuge von Energiesanierungen konsequent verschlossen.

Auch wenn in der Stadt kaum seltene Vogelarten brüten, müsse der Mensch mit Nistkästen helfen. "Wenn ich das Wort 'Allerweltsarten' schon höre", ärgert sich Sönke Hofmann, "es ist doch pure menschliche Arroganz, hübsche Blaumeisen und tolle Sänger wie Amsel und Singdrossel so abzutun, nur weil sie halt häufig sind." Der wahre Naturfreund richte nicht sondern erfreue sich an der Vielfalt. Außerdem vertilge auch ein schnödes Kohlmeisenpärchen samt Nachwuchs im Jahr über 100 Kilogramm oftmals lästiger Insekten.


Kohlmeise am Nistkasten - Foto: © NABU Bremen

Foto: © NABU Bremen

Doch wie kann man nun "richtig" mit Kästen helfen? "Zunächst sollte man keine Wissenschaft daraus machen", lädt der NABU zu Experimenten ein. Ein Kasten der in einer Saison nicht angenommen wurde, hat vielleicht bessere Chancen an einem anderen Standort. Mehrere Kästen nebeneinander vertragen allerdings nur Koloniebrüter wie Spatz, Mauersegler und der Vogel des Jahres, der Star.

Bei den meisten Kästen reiche in ruhigen Gärten zwei Meter als Aufhänghöhe aus. "Bei mehr Trubel kann man die Kästen mit einem Drahthaken und einer Lanze über einen höheren Ast hängen", gibt der Naturschützer einen Tipp. Die Methode mit Lanze und Haken sei viel sicherer als die Turnerei auf der Leiter und dazu noch viermal so schnell, wie Hofmann aus eigener Erfahrung weiß. Nur spezielle Arten wie Turmfalken oder Eulen bevorzugen größere Höhen.

Wer sich von "albernen Vorschriften" wie einer Mindestdicke der Kastenwände oder exakten Himmelsrichtungen des Fluglochs irritiert fühle, sollte die Natur aufmerksam studieren. "Höhlenbrüter sind oft Nachmieter der Spechte und die zimmern ihre Höhlen wiederum gerne ins morsche Holz. Und auf welcher Seite faulen die Stämme als erstes? Auf der Wetterseite", so der gelernte Förster Hofmann.

Eine Ausrichtung zwischen Süd und Ost sei ebenso ein "freundlicher Service" wie das Ausräumen der alten Nester im Herbst oder - wenn es verpasst wurde - jetzt im Spätwinter. "Die Evolution kennt solche Dienste zwar nicht, sie sind aber sinnvoll", findet Sönke Hofmann, "allerdings gehen weder Abendland noch die Natur unter, wenn man das nicht macht."

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Quelle:
Pressemitteilung, 19.01.2018
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen
Tel.: 0421/33 98 77 2, Fax: 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. März 2018

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