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LUFT/411: Ratgeber Innenraumbelastung - Erst mal Luft holen (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 4/2009
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

RATGEBER
Innenraumbelastung
Erst mal Luft holen

Von Tino Schlagintweit


Vom leichten Kopfschmerz bis zur handfesten Allergie: Luftschadstoffe zu Hause, im Büro oder Klassenzimmer verursachen viele Beschwerden. Dagegen hilft vor allem Vorbeugen - und Lüften.

Geschlossene Fenster im Winter sind gut fürs Klima, verschärfen aber ein ganz anderes CO2-Problem: den gemeinen Mief. In Innenräumen atmen wir bis zu dreimal mehr Kohlendioxid als draußen. Als unbedenklich gilt gerade mal das Doppelte des Außenwertes. Die Folgen: Konzentrationsmangel, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Regelmäßiges Stoßlüften ist also wichtig, gerade in dicht belegten Räumen wie Klassenzimmern oder Büros. Noch besser ist eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Preiswerte schachtfreie Anlagen können auch nachträglich eingebaut werden. Im Sommer genügen meist gekippte Fenster für die Dauerzufuhr von Frischluft. Aber Achtung: An kühlen Bauteilen kann sich Luftfeuchte niederschlagen und zu Schimmel führen. Seine Sporen können krank machen und besonders Allergien auslösen. Darum besser bei nächtlicher Kühle lüften. Übrigens ist auch zu trockene Luft oft Ursache für Kopfweh und gereizte Atemwege.

Schadstoffe vermeiden

Noch unbekömmlicher als die eigenen »Abgase« ist der alltägliche Schadstoffcocktail der Dinge, die uns umgeben - von leicht oder schwer flüchtigen organischen Verbindungen über Formaldehyd und Ozon bis zu Feinstaub, Asbest, Pollen und Schimmelsporen. Risiken und Nebenwirkungen liegen je nach Material und Nutzung zwischen bedenklich und bedrohlich. Fleißiges Lüften senkt auch hier die Belastung, ersetzt aber nie die Vorbeugung: Bei allen Neubauten, Umgestaltungen und Renovierungen entscheidet die Materialwahl für Jahre oder gar Jahrzehnte über unser lufthygienisches Wohl oder Wehe.

Besonders genau sollten Sie Großflächiges wie Bodenbeläge, Möbel und Wandanstriche überprüfen. Löchern Sie dazu gerne auch den Händler: Er muss Auskunft darüber geben, ob seine Produkte bedenkliche Stoffe wie bestimmte Flammschutzmittel oder Weichmacher enthalten. Zuverlässiger sind bewährte Prüfsiegel wie der Blaue Engel oder »natureplus«. Für Baustoffe empfiehlt sich das Siegel »Eco Institut«. Bei Teppichböden und Verlegeware können Sie den Labels »GUT« oder »EC 1« vertrauen.

Klare Verhältnisse schaffen

Leiden Sie unter chronischen Beschwerden, die in bestimmten Räumen verstärkt auftreten? Dann sollten Sie eine Raumluftmessung erwägen. Mit dem Ergebnis lässt sich beim Vermieter oder Arbeitgeber eine Sanierung weit überzeugender einfordern.

Qualifizierte Arbeit leisten die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute e.V. Billig sind die Messungen aber nicht. Je nach Objekt, Zielsubstanzen und Verdachtslage müssen Sie zwischen 500 und 2 000 Euro einkalkulieren. Bei einem Immobilienkauf hilft die Investition aber, ungesunde und teure Überraschungen zu vermeiden.

Zehn Tipps für gesunde Luft

- Schaffen Sie sich Lüftrituale - wie die Pause am offenen Fenster.
- Machen Sie das Rauchen in Innenräumen zum Tabu.
- Mit Teppichböden vermindern Sie die Belastung durch Feinstaub.
- Zimmerpflanzen, vor allem die kleinblättrigen, binden Staub und verbessern das Raumklima.
- Wechseln Sie regelmäßig den Feinstaubfilter im Sauger.
- Meiden Sie Böden, Möbel, Tapeten oder Vorhänge aus PVC (»Vinyl«), die Weichmacher abgeben.
- Setzen Sie Luftbefeuchter und Klimaanlagen nur ein, wenn deren regelmäßige Reinigung möglich ist.
- Verwenden Sie lösemittelfreie Farben auf Naturbasis. Aber Vorsicht bei Allergien!
- Verzichten Sie auf Duftspender wie Toilettensteine oder Sprays mit Lösungsmitteln.
- Wechseln Sie Tonerkartuschen behutsam aus und entfernen Sie verschütteten Tonerstaub mit einem feuchten Tuch.

Rat holen, nachlesen

- www.bund.net/gift-stoppen
- BUND-Jahrbuch »Ökologisch Bauen und Renovieren«: Tel. 07 11/9 66 95-0, info@ziel-marketing.de (siehe S. 7)
- Adressen von Büros zur Luftraummessung plus eine Übersicht über Schadstoffe: www.agoef.de
- Kinderumwelt gemeinnützige GmbH: www.allum.de, Suchwort: »Innenraumluft«


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Quelle:
BUNDmagazin 4/2009, S. 26
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
Email: redaktion@bund.net
Internet: www.bund.net

Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
des BUND und erscheint viermal im Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Januar 2010