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LUFT/599: NABU Hamburg fordert strenge Vorgaben auch für Schiffe (NABU HH)


NABU Landesverband Hamburg - 30. Mai 2018

Zur Einführung der Diesel-Fahrverbote

NABU Hamburg fordert strenge Vorgaben auch für Schiffe


Für den NABU sind die Fahrverbote in der Max-Brauer-Allee zur umfassenden Reduzierung der Stickoxidbelastung keine ausreichend effektive Maßnahme. Durch die Umleitung des Verkehrs verteilen sich die straßenbezogenen Emissionen, werden in der Summe aber nicht reduziert.

Schlechte Luft verursacht zudem der Schiffsverkehr. Er trägt allein zu fast 40 Prozent des gesamten Stickoxidaufkommens der Hansestadt bei laut aktuellem Luftreinhalteplan von Juni 2017 (LRP). Darunter leiden weniger Vororte wie Volksdorf oder Bergedorf, sondern besonders die hafennahen Stadtteile entlang der Elbe. An der Max-Brauer-Alle liegt der Anteil von Stickoxidemissionen von Schiffen bei etwa 25 Prozent, bei der Stresemannstraße sind es immer noch rund 15 Prozent.

"Gäbe es keine so horrenden Stickoxidemissionen aus der Schifffahrt, hätten wir an den von Sperrung betroffenen Straßenzügen wohlmöglich keine Grenzwertüberschreitungen. So einfach ist das. Vielleicht unterschreitet man mit den Fahrverboten ganz knapp den gesetzlichen Grenzwert. Die Grundbelastung durch einen hohen Anteil an Schiffsemissionen bleibt aber weiterhin hoch und die damit verbundene gesundheitliche Belastung der Bürgerinnen und Bürger im Hafenrandbereich beträchtlich", sagt Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim NABU Hamburg.

Ärgerlich aus Sicht des NABU sind die wenig ambitionierten Maßnahmen des LRP hinsichtlich möglicher Reduktionsmöglichkeiten für die Schifffahrt. Nach Einschätzung des NABU sind im LRP nur freiwillige Maßnahmen beschrieben, somit gibt es keine verbindlichen Vorgaben für Hafen- und Seeschiffe. Weil Wirtschaftsbetriebe an ihre betriebswirtschaftlichen Kosten denken, muten sie volkswirtschaftlichen Kosten der Emissionen- nämlich für Umwelt- und Gesundheitsschäden- der Gesellschaft zu.

Angesichts des enormen Energiebedarfs emittiert nach Berechnungen von Fachleuten ein durchschnittliches Kreuzfahrtschiff (200 Meter, 36.000 KW, ca. 3000 Gäste und Personal) so viel Stickoxide wie rund 400.000 Autos. Durch die große Anzahl von Anläufen sind neben Kreuzfahrtschiffen Frachtschiffe zwar die Hauptquelle der Stickoxidemissionen aber auch kleine Schlepper, Fahrgastschiffe sowie Behördenschiffe oder die städtischen HADAG-Fähren tragen enorm zur Luftverschmutzung bei.

"Darum müssen Politik und Verwaltung die Schiffe durch Vorgaben zur Reduzierung ihrer Abgase zwingen. Sonst bleibt es bei dem Schneckentempo und weder auf dem Wasser noch auf der Straße gibt es eine echte Verbesserung. Vor allem müssen Schiffe unter der Ägide der Stadt mit gutem Beispiel voran gehen. Auch daran hapert es noch gewaltig", so Siegert.

Der NABU setzt sich dafür ein, dass Reeder sich selbst um die Emissionen ihrer Schiffe kümmern (Pullter-Pays-Principle). Wenn aber schon teure Landstromanlagen für Kreuzfahrt- oder zukünftig für Containerschiffe wenigstens zur temporären Verbesserung der lokalen Luftqualität installiert werden, muss eine Nutzung verbindlich sein. Alles andere wäre ein Armutszeugnis.

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Quelle:
Pressemitteilung, 30.05.2018
Naturschutzbund Deutschland (NABU)
Landesverband Hamburg e.V.
Klaus-Groth-Straße 21, 20535 Hamburg
Tel.: 040/69 70 89-0, Fax: 040/69 70 89-19
E-Mail: info@NABU-Hamburg.de
Internet: www.NABU-Hamburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juni 2018

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