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MELDUNG/339: Zustand der Brandenburger Waldböden besorgniserregend (NABU BB)


NABU Landesverband Brandenburg - Pressedienst Naturschutz aktuell, Potsdam, 14. Dezember 2015

Forstwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger stellte heute den Wald- und Bodenzustandsbericht vor. Der NABU Brandenburg erklärt dazu:

Im Internationalen Jahr des Bodens 2015:
Zustand der Brandenburger Waldböden besorgniserregend

NABU fordert Stickstoffreduktion, verstärkten Waldumbau und bodenschonendes Wirtschaften


Nach wie vor sind die hohen Stickstoffeinträge, die primär aus der der Landwirtschaft (Tiermast, Düngung mit Gülle und Kunstdünger) stammen, in den brandenburgischen Forsten und Wäldern ein großes Problem für die Baumgesundheit und die Multifunktionalität der Wälder. Hinzu kommt der hohe Nadelholzanteil, der zur Versauerung der Böden führt. Der NABU fordert von der Landesregierung Maßnahmen zur Reduktion des Nährstoffeintrages, größeres Engagement beim Waldumbau sowie eine bodenschonende Wirtschaftsweise im Wald. PD Dr. Werner Kratz, stellvertretender Vorsitzender des NABU Brandenburg und Ökotoxikologe, berichtet, dass das Problem in Expertenkreisen bekannt ist: "Seit vielen Jahren brandmarkt der Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung und das Umweltbundesamt die nach wie vor hohen Stickstoffemissionen aus der Landwirtschaft: Stickoxide und daraus entstehendes bodennahes Ozon führen zu einer Schädigung der Blätter und Nadeln und treiben die Versauerung der Waldböden an, die zu einem Ungleichgewicht wichtiger Nährelemente (Magnesium, Kalium u.a.) führt. Die sogenannten Belastungsgrenzen für Stickstoff und Säure der Waldböden sind vielerorts überschritten und dies zeigen auch die Messungen der Universitäten bei den Nitratkonzentrationen in den Oberböden und im Bodenporenwasser."

Auch die zunehmende Energieholzgewinnung mit schweren Maschinen ist für die Bäume und die Waldböden ein großes Problem. Durch den hohen Druck der großen Holzerntemaschinen werden die Böden verdichtet und die Bodenporen zerstört. Diese spielen eine wesentliche Rolle bei der Bodendurchlüftung und Grundwasserneubildung. Kann Regenwasser nicht ungehindert in den Boden sickern, steht es den Wurzeln nicht zur Verfügung, kann auch nicht in tiefere Bodenschichten abfließen und bildet durch oberflächlichen Abfluss die Basis für Hochwasserereignisse.

Die Bodenverdichtung und der Verlust der Bodenporen beeinflussen zudem massiv die Bodenorganismen. Fehlen sie, kann die anfallende Laub- und Nadelstreu nicht zersetzt werden. Ohne Regenwürmer, Springschwänze, Asseln und Co. würden sich die jährlich 4-6 Tonnen Laub- und Nadelstreu pro Hektar in den Wäldern Brandenburgs meterhoch stapeln. Die Leistung der Bodenorganismen besteht u.a. darin, dass die Nährstoffe aus der Streu wieder in den Nährstoffkreislauf der Böden einfließen.

Beim Waldumbau gibt es aus Sicht des NABU nur kleine Fortschritte. "Die Umwandlung der monotonen und für Krankheiten und Schadinsekten anfälligen Kiefernforste in artenreiche und stabile Mischwälder muss mit größerem Einsatz vorangetrieben werden", so Werner Kratz. Dazu gehört auch die Förderung der Naturverjüngung. Leider besteht in den brandenburgischen Forsten und Wäldern eine riesige Verjüngungslücke entstanden durch Schalenwildverbiss.

"Nach der Landeswaldinventur 2014 ist jeder 2. Baum bis 1,30 Zentimeter verbissen worden. Die bereits toten Bäume lassen sich nicht mehr zählen. Eine radikale Reduktion des Schalenwildbestandes muss nach dem Motto "Wald vor Wild" stattfinden", so Werner Kratz.

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Quelle:
Pressedienst, 14.12.2015
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Brandenburg
Lindenstraße 34, 14467 Potsdam
Tel: 0331/20 155 70, Fax: 0331/20 155 77
E-Mail: info@NABU-Brandenburg.de
Internet: www.brandenburg.nabu.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Dezember 2015

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