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PROTEST/070: Kreuzfahrtschiffe sauber machen! - Landstromanschlüsse in Hamburg jetzt! (NABU HH)


NABU Landesverband Hamburg - 23. Februar 2012

Landstromanschlüsse in Hamburg jetzt!

NABU übergab Wirtschaftssenator Horch eine symbolische Steckverbindung


Mit einer Protestaktion vor der Hamburger Wirtschaftsbehörde setzte der NABU heute seine Kampagne "Mir stinkts! Kreuzfahrtschiffe sauber machen!" fort. Umweltschützer protestierten mit einem plakativ rauchenden Schiffsschornstein gegen die Verbrennung von giftigem Schweröl in Kreuzfahrtschiffen und forderten vom Senat die umgehende Realisierung von Landstromanschlüssen in Hamburg. Im Rahmen dieser Protestaktion übergab der NABU eine symbolische "Landstromsteckverbindung" an den Wirtschaftssenator Frank Horch.

"Landstromanschlüsse an den beiden Kreuzfahrtterminals würden zu einer erheblichen Schadstoffminderung in der Hamburger City führen", sagt Alexander Porschke, Vorsitzender des NABU Hamburg. Der hohe Energiebedarf der Kreuzfahrtschiffe während der Liegezeiten werde zurzeit mit den Bordmaschinen gedeckt, die selbst in der saubersten Variante hundertmal dreckigeren Kraftstoff als Landfahrzeuge nutzen und über keine angemessene Abgasreinigung verfügen. Die ausgestoßenen Rußpartikel können Krebs verursachen und gefährden deshalb die Anwohner der Terminals. Für 2012 sind bereits über 160 Liegezeiten von Kreuzfahrtschiffen angekündigt! "Auch aus technischer sowie aus Kosten-Sicht spricht nichts mehr gegen die Einrichtung und Nutzung von Landstromanschlüssen", weiß der NABU-Chef. "Die Gesundheit unserer Bürger und Bürgerinnen aber auch der Klimaschutz sollte dem Senat jede Mühe wert sein!" Dass Senator Horch nach seiner Absage an einen Landstromanschluss im Mai 2011 nun doch noch de ssen Realisierung prüfen lasse, wertet der NABU als seinen Erfolg. Porschke: "Um diesen Prozess noch einmal zu beschleunigen, haben wir heute schon mal eine symbolische Steckverbindung an den Senator übergeben."

Mittlerweile sind nach Kenntnis des NABU alle Argumente gegen die Einrichtung von Landstromanschlüssen ausgeräumt. Die internationalen Verhandlungen über die Normung von Anschlüssen stehen vor dem Abschluss und werden aller Voraussicht nach am 24. April 2012 eingeführt. Die früher prognostizierten Kosten von 12 Mio. Euro pro Anschluss sind auf der Basis (übertrieben) hoher Anforderungen kalkuliert worden: So sollten alle Anschlusselemente voll versenkt werden, wenn kein Schiff am Kai liegt und die Rückkühlung war auf dem Dach eines 15-stöckigen Gebäudes anzubieten. Mit realistischeren Rahmenbedingungen ließen sich die Kosten deutlich senken. Unternehmensvertreter kalkulieren auf dieser Basis Vollkosten von 16 Cent pro Kilowattstunde für den Bezug von Ökostrom. Im Vergleich zu Eigenproduktionskosten von 13 Ct/kWh (Reedereivertreter sprechen von 10-15 Ct) entstünden bei zehn Stunden Liegezeit für ein großes Kreuzfahrtschiff mit sechs Megawatt Anschlussleistung Mehrkosten von ca. 1800,- Euro, die im Verhältnis zu den täglichen Betriebskosten eines Kreuzfahrtschiffes kaum bemerkbar wären. Es müssten auch keine neuen Kraftwerkskapazitäten gebaut werden, da die Maximallast lediglich 1,6% der Spitzenlast im Hamburg-Netz betragen würde. Die ca. 500.000,- Euro Investitionen in die schiffsseitige Technik zur Aufnahme des Landstroms würden nur mit ca. 5,- Euro pro Ticket zu Buche schlagen. Vertreter der Firmen AIDA und TUI-Cruises erklärten bereits - wenn auch widerstrebend - die Bereitschaft, installierte Landstromanschlüsse auch zu nutzen

Die Belastungen durch die Kreuzschifffahrt sind seit langem bekannt und trotzdem wurden die Konsequenzen immer wieder verzögert. Deshalb formulierte die SPD-Fraktion in Drucksache 19/2950 im Mai 2009: Es besteht seit geraumer Zeit dringender Handlungsbedarf, die von Schiffen ausgehenden Emissionen zum Schutz der Menschen, die in Hafennähe wohnen sowie zur generellen Verbesserung der Luftqualität in Hamburg zu reduzieren. und forderte, innerhalb eines halben Jahres ein Realisierungskonzept für Landstromanschlüsse vorzulegen. Porschke: "Der SPD-Senat muss entsprechend seiner Parteimeinung nun umgehend handeln statt weiter zu prüfen!"


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Quelle:
Pressemitteilung, 23.02.2012
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Hamburg
Osterstraße 58, 20259 Hamburg
Tel.: Tel. 040/69 70 89-12, Fax 040/69 70 89-19
E-Mail: NABU@NABU-Hamburg.de
Internet: www.NABU-Hamburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Februar 2012